Hallo, bambie,
viele Frauen wissen sofort, sobald sie den positiven SS-Test in der Hand haben "ich kriege das Kind" oder eben "ich will es jetzt nicht".
Andere tun sich schwer mit der Entscheidung, weil es kein unmittelbares eindeutiges ja oder nein gibt. Ich gehörte zur letzten Kategorie, tendierte allerdings von Anfang an mehr zum Abbruch.
Ich denke das Problem an der Sache ist, dass es bei einer ungewollten SS selten einen "goldenen Weg" gibt, der sich hundertprozentig gut und richtig anfühlt (wenn man nicht zur ersten Kategorie gehört und sofort weiß, was man will). Wenn man also darauf wartet, dass man eine innere Offenbarung erlebt, die alles klar erscheinen läßt - kann man unter Umständen lange warten. Egal ob Abbruch oder Kind, beide Wege haben ihre guten und schlechten Seiten, und am Ende geht es darum sich für den zu entscheiden, den man sich am ehesten zutraut und mit dem man auch langfristig gesehen leben kann.
Von dem Tag, als ich meinen SST zu Hause machte bis zum Abbruch vergingen 2 Wochen (alleine schon durch die Termine bei FA, profamilia, Suche nach Arzt der Abbrüche macht, Internetrecherche über Methoden...)
Ich habe mich in der Zeit damit intensiv auseinandergesetzt und ehrlich, in meinem Inneren schwankte es ständig hin und her. Aber es gab einfach keinen Augenblick wo ich hätte sagen können "ja, ich entscheide mich aus vollem Herzen für dieses kind und auch für alle damit verbundenen Konsequenzen".
Mir haben Gespräche mit meinen engsten Freundinnen geholfen, die mich sehr lieb unterstützt haben, und ein zusätzlicher Termin bei profamilia, wo die Beraterin mit einer speziellen Technik meine Gefühle für oder gegen das Kind herausgearbeitet hat. Zudem habe ich mir intensiv die mögliche Zukunft mit Kind und ohne Kind vorgestellt, und geschaut wie ich mich dabei fühle. Es sollte einem klar sein, dass die Entscheidung einen Weg auch automatisch bedeutet, etwas anderes zu verlieren.
Ich fand es zwar traurig, dass ich dieses Kind nie kennen lernen werde, niemals wissen werde, wie wäre mein Leben gewesen, wenn meine entscheidung anders ausgesehen hätte? Aber damals wie heute bin ich mir sicher, für mich die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und dazu gehörten auch die Zweifel in die eine oder andere Richtung, ich habe nicht mit Scheuklappen gedacht und alles an Gedanken zugelassen, was kam.
Außerdem denke ich, dass man natürlich bei dieser Entscheidung auch für sich eine Haltung finden muss, ob man Abtreibung überhaupt ethisch vertretbar findet, und wenn ja in welchen Fällen, bis zu welchem Zeitpunkt. Das hat viel mit der persönlichen Weltanschauung, Religion usw zu tun. Da ich Abtreibung schon immer für eine traurige aber akzeptable Notlösung gehalten habe, war mein persönlicher Gewissenskonflikt auch nicht so stark, aber das mag in anderen Fällen auch ganz anders aussehen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen und wünsche dir alles gute für deine Entscheidung!