Gesellschaft und Politik
also ich habe sehr unterschiedliche erfahrungen gemacht. bin schwanger geworden, als mein befristeter arbeitsvertrag auslief, danach war es schwer für mich - ich wollte gern arbeiten gehen, doch wer stellt denn schon eine schwangere ein?? zusätzlich ist MV in dieser jahreszeit auch nicht der burner mit jobs.
von jobcenter hieß es, jaaaa, bewerben sie sich aber dennoch. auch wenn es eigentlich sinnlos ist. ich hatte ein einziges vorstellungsgespräch, ohne positiven ausgang.
meine bekannten und freunde sind alle total begeistert von meiner schwangerschaft und nehmen daran auch aktiv teil aber selbst sagen sie auch: och nööö, wir wollen noch leben, spaß haben, was von der welt sehen - als ob das leben mit der geburt eines kindes auf einmal aufhört?!?!??!? wir waren bis vor kurzem studenten (unser bekanntenkreis ist es hauptsächlich noch) und jetzt geht das leben für uns los - mit kind. man kann doch auch in deutshcland schönen günstigen urlaub machen - muss man denn immer nach dubai oder new york?
meine eltern/schwiegereltern sind da auch so altmodisch und klopfen dumme sprüche wie "ihr werdet noch sehn, das wird nicht leicht" ... blablablaaa, kennen wir alle. und die sagen auch, nimm erstmal die elternzeit, wir hatten das damals nicht. arbeiten kannst du dananch immer noch gehen, erstmal zählt dein kind. ja klar, aber mal ehrlich: ich möchte mir auch was leisten können und meinem kind auch später eine klassenfahrt bezahlen können - daher möchte ich arbeiten. so eine hausmama, wie es sie früher ganz viele gab, möchte ich eigentlich nicht werden. ABER: ich werde ja vor unlösbare probleme seitens der gesellschaft/politik gestellt:
1) ich muss mir jetzt schon sorgen machen, ob mein kind nen kita-platz bekommt. wie finanziere ich das ganze?? und dann natürlich auch: wir hat die kita offen, was mach ich bei streik/urlaub? etc, etc, etc ....
2) anstatt dass die regierung es irgendwie fördert, mich schnell in arbeit zu bringen, wollen die mich mit dem völlig bescheuerten elterngeld in höhe von 150 euro im monat abspeisen und vom arbeitsmarkt abhalten!!! es geht doch kein normaler mensch für 150 euro arbeiten - das soll aber die erziehung zu hause wert sein, oder wie??
3) die arbeitgeber sind auch sehr familienfeindlich: wie viele frauen kenne ich, die eine super stelle abgelehnt bekommen haben, weil sie verheiratet sind und da noch kinder kommen könnten - massig gibts die und die politik tut nix.
4) vollzeit - das gibts nicht mit kind, eben weil die kita nicht mit meinen arbeitszeiten vereinbar ist oder weil eine tagesmutti nicht zu bezahlen ist.
5) krach der kinder: hunde sind erlaubt bei uns, wie bitte, sie sind schwanger?? ach nee, das ist doof, kinderkrach wollen wir hier nicht. hab ich auch schon erlebt.
6) mütter, die vollzeit arbeiten gehen und 2 kinder haben, sind auch gleich rabenmütter - sie würden sich ja nicht genug für ihre kinder opfern. hallo, wie bescheuert ist das denn?!?!? diese frauen zahlen steuern (daraus resultiert rente, sozialleistungen, etc.) und müssen sich sowas auch noch bieten lassen ...
wir ziehen jetzt nach NRW um, weil mein freund lehrer ist. und da haben wir zum ersten mal erlebt, dass leute mit kind und kegel bevorzugt werden gegenüber singles oder ohne kinder. mal ganz ehrlich, wo gibt es sowas noch??
ich kenne also beide seiten und finde es unmöglich, in ein rollenbild gezwängt zu werden, das meiner meinung nach total alt und überholt ist. heute kann man es sich auch nicht mehr erlauben, nur von einem gehalt zu leben und frauen haben heute genauso gute abschlüsse wie männer also warum sollen diese vergeudet werden?? ich bin keine femministin aber ich möchte mein arbeits- und privatleben so gestalten können/dürfen wie ich es für richtig halte