lilenibaHallo lileniba,
wenn ich den Satz von deinen Mann lese, sticht es mir nur ins Herz. Ich weiß, er meinte das zu dir aufmunternd und offenbar hat es ja geholfen. Aber mir sticht es nur ins Herz, das emotionale Baby zu einer leeren Hülle werden zu lassen. Und dieses "Sieh es positiv". ich weiß nicht, was man an einer Fehlgeburt positives sehen soll und warum unsere Mitmenschen mit Biegen und Brechen da irgendwas positives draus machen wollen. Damit es für sie leichter zu ertragen ist? Mein Eindruck ist aktuell, dass es vielen schwer fällt zu akzeptieren, dass es nun mal Situationen im Leben gibt, die einfach ganz furchtbar sind. Ohne Lerneffekt. Ohne positive Seiten. Einfach furchtbar und schmerzvoll. Als Gegenseite zur Medaille, dass es im Leben genauso Situationen gibt, die einfach vollständig glückbesetzt sind.
Ich weiß es nicht. Aber ich denke, wenn man 2 Kinder hat und schon irgendwie positive Erfahrungen mit dem Schwangersein gemacht hat, kann man sich am Ende daran ein bisschen daran festhalten. Für mich war es die erste Schwangerschaft und es wäre für uns beide unser erstes Kind gewesen. Es gibt nun nicht, woran wir uns nun festhalten können. Für uns fängt die Familienplanung als reinste Katatsrophe an.
Ich glaube, viele wissen gar nicht, was ein Windei emotional bedeutet. Aber ich kann schildern, was es für uns bedeutet.
Man hält den positiven Test in der Hand, freut sich so auf sein Baby. Man macht alle Schwangerschaftsnebenwirkungen mit, stellt die Ernährung um, achtet auf weniger Stress. Streitet sich schon mit dem Partner, ob es eigentlich getauft werden soll und sammelt Pro- und Contra-Argumente die die nächsten 15 Jahre des Kindes betreffen. Man redet jeden Tag mit seinem Baby. Und sagt ab jetzt zum Partner "Wir lieben dich" oder "Ich liebe euch". Alles ganz normal eben. Und dann kommt der Tag, an dem man erfährt, dass es "nicht lebensfähig" ist und es kein Baby geben wird.Da wird einem das erste Mal der Boden unter den Füßen weggerissen und man steht vor dem schwarzen Nichts.
Am nächsten Tag fragt eine übel gelaunte Krankenschwester im Krankenhaus, ob man eigentlich einen Mutterpass hat. Und im Schock wird einem klar, dass man den eigentlich am Vortag bekommen sollte: Aber nun hat man nichts in den Händen. Nichts womit man sich ausweisen könnte. Nur man selbst und ein nicht lebensfähiges Baby im Bauch. Aber das "Normale", was jeder Mutter hat, hat man nicht. Noch mehr nichts. Noch mehr Leere :cry:
Und dann macht man den ganzen Shit mit AS und so mit. Und dann liest man, dass es "nur ein Windei" war. Das ist der Punkt, an dem du glaubst, dass du nichts mehr zu verlieren hast, weil du eh schon alles verloren hast. Falsch gedacht. Jetzt wird dir das letzte genommen. Ein toter Embryo, um den du trauern kannst. Und an dem Punkt ist da einfach nur noch schwarzes Nichts, Ohnmacht, Hilflosigkeit. Du hast alles schlimme, tragische, verletzende mitgemacht wie andere Eltern auch. Nur mit dem Unterschied, dass sie trauern können. Und bei dir löst sich das letzte auf, woran du dich in deiner Trauer festhalten kannst. Das ist alles wie ein surrealer Alptraum.
Viele Eltern von vermissten Kindern sagen ja, dass sie schon froh wären, wenn wenigstens ihr Leichnam bei ihnen sein könnte, damit sie etwas haben, mit dem sie wirklich trauern können. Dass diese Leere sie verrückt macht. An diesem Punkt kann ich das das erste Mal verstehen. Wenn nichts da ist, verliert man alles und es macht die Trauer und die Verarbeitung des Verlustes viel schwieriger. Man steht mit völlig leeren Händen fassungslos da :snif:
Schau, meine Ausführung war viel länger. Bitte geb mir doch keine Entschuldigung, wenn du dir so viel Mühe machst, mir zu schildern, wie es für euch war. Das ist wirklich lieb von dir. Dankeschön! Fühl dich zurück gedrückt! <3