leen_12960553Ich kann dir meine Erfahrung als Leihmutter berichten. Also das erste Mal habe ich kurz nach der Geburt meines ersten Sohnes daran gedacht, als Leihmutter für andere Paare Babys auszutragen. Es war ein Wunder, dieses gesunde Kind auf die Welt gebracht zu haben, und ich wollte anderen Menschen die Gelegenheit geben, dieses Wunder selbst zu erfahren.
Damals war ich noch verheiratet, und meine Familie kam an erster Stelle. Es war mir allerdings wichtig, meine eigene Familie zu vervollständigen, bevor ich anderen Paaren dabei helfen konnte. Mein Mann war dagegen. Er verstand meinen Wunsch, Leihmutter zu sein, einfach nicht. Unsere Ehe ging bald darauf in die Brüche. Das war eine große Veränderung für mich. Ich zog in eine neue Stadt und traf eine Freundin, die eine eigene Eizellspender-Agentur gegründet hatte und gerade ein Programm für Leihmütter begann. Als Eizellspenderin war ich damals schon zu alt. So wurde ich eben Leihmutter - wahrscheinlich war ich eine der ersten, die mit einer fremden, extern befruchteten Eizelle als Leihmutter schwanger wurde.
Die Auftraggeber des ersten Babys und ich, wir waren so ahnungslos. Aber es war eine phantastische Erfahrung. Deswegen wurde ich für sie daraufhin wieder schwanger, diesmal mit Drillingen. Im Vertrag stand aber, dass ich nur zwei Kinder auf die Welt bringen sollte. Die Auftraggeber sagten: "Nein, wir wollen nur ein." Natürlich hätte ich auch 3 Kinder ausgetragen. Da besteht kein Zweifel. Aber ich hatte keine andere Wahl. Ich musste einen Embryo abtreiben lassen. In der 13. SSW rief mich dann meine Agentur an und sagte mir, dass sich das Paar getrennt habe und nun überhaupt keine Babys mehr haben wolle. Ich war völlig schockiert. Die Auftraggeber übernahmen keinerlei Verantwortung und verstießen gegen unseren Vertrag. Dennoch konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe als Leihmutter. Ich wollte die Zwillinge unbedingt zur Welt bringen und habe deshalb darum gekämpft, das Sorgerecht für die beiden zu bekommen. Mit Erfolg.
Ich konnte es gar nicht fassen: Plötzlich war ich die Mutter dieser beiden Kinder. Durch Mundpropaganda gelangte ich an 40 Paare, die die Babys gerne adoptieren wollten. Ich musste eine Wahl treffen und entschied mich für das Paar, das mir am besten gefiel. Wir sehen uns regelmäßig. Sie sind wunderschön. Die beiden wissen, dass ich sie auf die Welt gebracht habe. Von den Auftraggebern habe ich nie wieder was gehört.
Ich denke, dass ich inzwischen das Ende meiner Tage als Leihmutter erreicht habe. Ich liebte es, schwanger zu sein. Das ist nicht bei vielen Frauen der Fall. Aber ich hatte wahnsinniges Glück: Alle meine Schwangerschaften verliefen problemlos, und ich brachte nur gesunde Kinder auf die Welt. Wenn ich könnte, würde ich einfach so weitermachen.
Übrigens, die erste Frage, die mir die Leute stellen, lautet: "Wie kannst du das Kind nur weggeben?" Und ich sage ihnen, das Baby hat ja von Anfang an nicht mir gehört. Selbst meine eigenen Kinder gehören mir nicht. Ich darf sie großziehen und lieben, jeden Tag. Aber ich muss sie jeden Tag ein wenig mehr loslassen, ich lasse sie wachsen und sich entwickeln. Als Leihmutter lässt man die Kinder eben anders los. Manche Menschen können das. Andere nicht. Bei mir hat's funktioniert. Ich habe zu fast allen Kindern, die ich für andere auf die Welt brachte, guten Kontakt, die meisten Kids kennen sich sogar untereinander. Ich finde den technologischen Fortschritt, der diese Ersatzschwangerschaften ermöglicht, wunderbar, weil es vielen Menschen eine Wahl gibt. Die Personen, die diesen Prozess hinterfragen und sagen, man dürfe nicht Gott spielen, sind genau diejenigen, die von Unfruchtbarkeit nicht betroffen sind und wahrscheinlich auch niemanden mit solchen Problemen kennen. Diese Wahl muss jeder für sich treffen. Ich habe ebenfalls mit einer Leihmutter aus der Ukraine per Email gesprochen. Sie bereut ihre Entscheidung nicht und mache das nicht wegen Geldnot, sondern weil sie einfach den anderen helfen will