Vieleicht hat jemand Lust das zu lesen um zu verstehen wie es einem geht, wem man bei der Geburt daneben steht.
Kurz zur Vorgeschichte
Ich habe mit meiner Schwägerin einiges durchgemacht, ich hab mit ihr mit gefiebert bis sie endlich Schwanger war, wir haben zusammen das Zimmer renoviert, zusammen Einkaufen gegangen, zum Arzt, einfach alles! Und der Höhe Punkt war die Geburt meiner Nichte.
Meine Schwägerin also Schwanger und wollte einen WKS, ca. 4 Tage vor dem Eingriff rief sie an, nachts um 4.00 Uhr, sie dachte ihre Fruchtblase wäre geplatzt und ihr Mann lag mit Grippe im Bett, ich also mit ihr losgefahren ins KH. War aber nur der Schleimtropf und Wehen waren auch keine zu sehen, obwohl sie alle 3 min "schmerzen" hatte. Ich hatte schon gedacht "Ach du scheiße jetzt machen die den KS", aber nix. Die Ärztin sagte noch: "Sie sind ja etwas Erkältet, nehmen Sie doch eine Paracetamol!". :shock:
Also sind wir wieder nach Hause. Ich machte zu Hause gemütlich Frühstück, weckte Mann und Tochter usw., es fing an ganz doll zu schneien und mein Mann meinte, ich solle besser nicht ins Büro fahren, da ich noch keine Winterreifen hatte. Gegen 9 Uhr rief aber meine Schwägerin wieder an und sagte: Ich kann nicht mehr! Ich hab kein bisschen geschlafen, ich hab so schmerzen, ich will wieder in KH!
Also packte ich meine Tochter ein und rief ein Taxi, wir setzten meine Tochter in der Kita ab und holte meine Schwägerin ab.
Die Fahrt ins KH war ewiiiiig, weil es so doll schneite! Ich laberte den Taxifahrer voll während meine Schwägerin gelegentlich meine Hand drückte, ich war noch total cool, weil ich dachte, naja bestimmt wieder Fehlalarm, schließlich war ich mit heute Nacht schon 2 mal mit ihr im KH.
Endlich im KH angekommen, ab nach oben zur Anmeldung, da brach meine Schwägerin fast zusammen und weinte (ich glaub auch weil sie so erleichtert war angekommen zu sein) da hab ich das erste Mal richtig Angst bekommen.
Sie ging in den Kreißsaal, ich musste im Wartezimmer warten. Ich saß dort nicht mal 5 min da kam eine Schwester angerannt und schrie: Wer gehört zu Frau L.??? Hier! Ich! Mitkommen schnell!!! Dann ging alles so sehr schnell.
Hier die eigentliche Geburt.
Ich war irritiert sie führte mich in den Kreißsaal und da lag schon breitbeinig meine Schwägerin, die Hebamme sagte mir, Muttermund ist schon 10cm offen!!! :shock: Ich stand da wie versteinert, wie konnte das sein? Nachts waren wir schon hier, da war nichts, eben saßen wir noch im Taxi und ich scherzte mit dem Taxifahrer und nun ist der Muttermund komplett offen? Meine Schwägerin schaute mich panisch an und schrie: Es ist zu spät für einen Kaiserschnitt!!! In dem Moment verlor ich wohl alles Blut in meinem Gesicht, und dann sagte sie noch, dass es zu spät für eine PDA sei, sie sollte bereits Pressen. Ich stelle mich neben ihr und hielt ihre Hand, ich sagte ihr: Anja du bist die stärkste Frau dich kenne, du schaffst das! Sie strafte mich mit einem Bösen Blick alla "Leck mich doch am Arsch!!!". Die Hebamme gab Anweisung, bei jeder Presswehe hielt ich die Luft an bis mir fast schwarz vor Augen wurde, zwischendurch reichte ich ihr was zu trinken. Es war alles wie im Traum total benebelt, zwischendurch dieses Luft anhalten und "mit pressen". Meine Schwägerin schrie nicht, sie stöhnte eher vor Anstrengung. Die ganze Zeit dachte ich: Oh man ich bin dabei, ich bin dabei wie Leben geboren wird, oh Gott, oh gott oh gott oh gott, das passiert hier doch nicht wirklich...
Nach, ich weiß nicht 4-5 Presswehen schaute der Kopf raus, uiiii das sieht da alles nicht mehr so aus wie es normal aussieht. Ich flehte innerlich "Bitte, komm endlich raus, bitte, bitte". Ich fühlte mich hilflos, ich wusste nicht wie ich meine Schwägerin helfen konnte, man steht da so hilflos und kann nicht weiter machen als die Hand halten und gut zu reden.
Dann die 6 oder 7 Presswehe, flusch sie war draußen, und dieser Moment war unglaublich, ich flennte wie ein Schlosshund...meine Schwägerin natürlich auch.
Zitternd rief ich meinen Schwager an, der am Telefon zusammen brach, er hätte nicht gedacht das es wirklich jetzt kommt so wie wir alle eigentlich. Ich sollte noch die Nabelschnur durchschneiden, ich wollte erst nicht, ich war so verheult ich konnte ja kaum gucken, habe es aber dann doch getan...das sichtbare Band zwischen Mama und Kind getrennt, noch ein emotionaler Moment.
Es war ein echtes Wunder!
Die Hebamme zeigte mir auch noch die Nachgeburt, wow das sah echt aus wie so ein riesen Stück Fleisch! Irgendwie war es interessant.
Eine Stunde später kam mein Schwager, er durfte mit Mundschutz und so kommen. Ich saß auf einem Sessel und war fix und alle, während meine Schwägerin top fit strahlend da lag und sagte: Wenn Kinder kriegen so einfach ist dann will ich sofort noch eins! :shock: Öhm ja, ich war also mehr fertig als sie!
Man muss wirklich sagen, sie hat das toll gemacht, hochkonzentriert gepresst und so, sie meint sogar heute sie hat mehr Angst vor dem Zahnarzt als vor der eigentlich Geburt...mhh naja. Ich fürm meinen Teil kann sagen, man fühlt sich sehr hilflos, man würde gerne etwas tun kann es aber nicht und dann das mit Luft anhalten und mit pressen :lol: ;-) die Ärztin meinte hinterher das machen alle Männer auch hihihihi
Alles im allen, ich bin sehr stolz und fühle mich total geehrt das ich dabei sein durfte, das weiß ich total einzuschätzen.
Nach der Geburt meiner Tochter (KS wegen BEL) war es das schönste was ich erlebt habe.
Meine Nichte ist übrigens 8 Monate alt ;-)