Hallo zusammen!
Keine Ahnung, was ich von diesem Post erwarte, wahrscheinlich brauche ich gerade einfach nur mal wen Außenstehnden, der mir zuhört. Letzendlich muss ich mich selbst entscheiden, es ist mein Leben.
Zu mir:
Ich bin 22 Jahre und studiere Physik. Das Studium ist nicht gerade eines der leichtesten und schon recht anstrengend. Andererseits macht es mir unheimlich Spaß. Ich hoffe, dass ich diesen Herbst fertig mit meinem Bachelor werde, dann habe ich offiziell einen akademischen Abschluss. Dazu muss man sagen, dass der Bachelor zwar berufsqualifizierend ist, man aber (noch) kaum Stellenangebote findet. Das System ist eben gerade erst umgestellt und dieses Jahr machen so gerade die ersten ihren Bachelor, davor ging es noch auf Diplom. Ich würde eigentlich auch gerne noch meinen Master machen. Es reizt mich, es ist eine Herausforderung, aber es ist interessant und macht Spaß. Außerdem hat man mit einem Master natürlich viel mehr Möglichkeiten.
Auf der anderen Seite wusste ich schon immer, dass ich mir ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen kann. Minimum zwei (ich halte nicht viel von Einzelkindern) die auch am besten nicht mehr als zwei Jahre auseinander sind, höchstens drei Jahre. Minimum bedeutet aber auch, dass ich mir eigentlich eine größere Familie wünsche. Schon in meiner Pupertät wollte ich immer eine Großfamilie haben.
Generell bin ich ein Kopfmensch, was aber nicht bedeutet, dass ich nicht spontan sein könnte. Ich mache mir generell sehr viele Gedanken über quasi alles, worüber man sich Gedanken machen kann. Ich war immer die "Problemtante" in meinem Bekanntenkreis, immer diejenige zu der man gegangen ist um sich auszuweinen und sich Rat zu holen. Mich hat diese Rolle nie sonderlich gestört. Jetzt hätte ich gerne wen zum ausweinen, aber es fällt mir dafür zu schwer, mich anderen gegenüber zu öffnen. Jedenfalls bei diesem Thema - was "vernünftig" wäre, weiß ich selbst und was anderes werde ich wohl kaum zu hören kriegen. Deshalb schreibe ich hier.
Zu meinem Freund und meiner Beziehung:
Wir sind jetzt zwei Jahre zusammen. Er ist deutlich älter als ich, Ende 30. Im Gegensatz zu mir steht er fest im Berufleben. Nur sind wir beide mit dem was wir machen, relativ fest an unsere jeweiligen Wohnorte gebunden, die aber fast 200km auseinander liegen. Wir sehen uns jedes Wochenende und telefonieren viel. Trotzdem haben wir jeder vor Ort noch unseren Freundeskreis. Auch wenn unsere Beziehung ein wichtiger Punkt in useren Leben ist, sie verdrängt nicht alles andere komplett.
Wahrscheinlich seid ihr oben darüber gestolpert, dass ich gesagt habe, dass es meine Entscheidung ist. Klar, so eine Entscheidung muss man zusammen treffen. Und das will ich auch tun. Er hat halt Angst, dass ich für ihn zu viel aufgebe und es am Ende bereue. Er drängt mich in keiner Weise, außer dass er darauf besteht, dass ich erst meinen Bachelor fertig mache. Das sehe ich allerdings genauso, ich studiere ja nciht drei Jahre um dann drei Monate vor Ende alles hinzuschmeißen.
Wir sind uns beide sicher, dass wir "die Richtigen" für einander sind, auch bzw gerade um eine Familie miteinander zu gründen. Ich bin es gewohnt, dass der Altersunterschied immer erstmal für schiefe Blicke sorgt. Aber ich konnte mit Gleichaltrigen noch nie viel "anfangen", jedenfalls nicht mehr als Freundschaften. Mir waren sie immer schon zu "grün". Das liegt aber in meiner Familie. Mein Vater ist einiges älter als meine Mutter - und die beiden sind immernoch glücklich. Auch meine jüngere Schwester guckt sich nicht unter gleichaltrigen um. Mit einem großen Altersunterschied kann durchaus eine "normale" und gleichberechtigte Beziehung geführt werden.Ich weiß, dass zwei Jahre nicht gerade lange sind. Aber ich verfüge über eine recht gute Menschenkenntnis und habe auch gelernt, mich mit Fehlern anderer zu arrangieren. Ich glaube durchaus abschätzen zu können, was mich auf Dauer in unserer Beziehung erwartet - kein Mensch ist fehlerlos.
Zu meinem Problem:
Ich bin nervlich ziemlich runter. Dabei ist der Stress im Studium gerade fast erholsam. Eine Fernbeziehung ist mitunter recht nervenaufreibend. Das ständige "Auf Wiedersehen" ist manchmal schon ziemlich schwer. Aber damit habe ich inzwischen gelernt umzugehen und es klappt ganz gut. Mein jetziges Problem trage ich seit etwa einem Jahr mit mir rum, gerade wird es allerdings unerträglich. Es gab shcon einige schübe, die etwas schwierig waren, so schlimm war aber noch keiner. Ich glaube es ist normal, dass man als junge Frau kleine Kinder als "Hormonschleudern" bezeichnet. Und jedesmal, wenn ich so einer Homronschleuder begegne, würde ich es am liebsten mitnehmen. Dann der Gedanke "neee, das kannst Du selbst besser" ;-) Bisher habe ich dann immer gedacht "in ein paar Jahren hast du auch so ein süßes Ding". Jetzt wird mir nur immer deutlicher, dass das so nicht klappt. In mir streiten sich Vernunft und Wunsch.
Was die Vernunft sagt:
Master machen. Ein paar Jährchen (so zwei oder drei) arbeiten, dann mit den Kindern anfangen. Dann bin ich so 28 rum, das ist meiner Meinung nach ein gutes Alter. Und Platz nach hinten ist auch noch, wenn es denn mehr Kiddies werden sollen. Zeitgleich möchte ich aber, bevor ich Kinder in die Welt setze auch schon zwei oder drei Jahre mit meinem Partner zusammenleben. Schließlich kann dabei doch einges unerwartetes auftauchen.
Da taucht schon das erste Problem auf: Mit dem was ich gerne machen möchte, bin ich an die Universität gebunden, auch nach dem Master möchte ich in der Forschung und nicht in irgendeinem Betrieb arbeiten. Eine vernünftige Uni gibt es in der Nähe meines Freundes aber nicht. Schon näher als jetzt, aber zusammen zu leben, wäre uch dann nicht wirklich möglich. Und er ist halt fest an seinen Ort gebunden. Und ich würde gerade bei der heutigen Lage auch nie von ihm erwarten, dass er seinen Job für mich aufgibt und sich wo anders was sucht. Er liebt seine Arbeit dort.
Also sind eigentlich die beiden Vernunftaspekte schon kaum miteinander vereinbar.
Hinzu kommt, dass ich für meine Kinder auch gerne einen Vater hätte, der noch "so jung wie möglich" ist. Ich tendiere also eher dazu, das ganze früher anzugehen, als es nach hinten zu schieben.
Was meine Hormone tun:
In erster Linie mir mein Leben schwer machen ;-)
Oft stellt sich mir die Frage, wozu ich überhaupt einen Master machen soll, wenn ich ihn dann gerade mal zwei Jahre "nutze". Für mich steht fest, dass ich frühestens arbeiten gehen werde, wenn alle meine Kinder auf der weiterführenden Schule sind. Vorher kann ich es mir einfach nicht vorstellen, ich will mir die nötige Zeit für meine Kinder nehmen. Natürlich gilt das nur, wenn es finanziell möglich ist. Hartz IV wäre keine Option, die ich dem vorziehen würde ;-) Und auch wenn die Kinder aus dem gröbsten raus sind, habe ich nicht vor, voll arbeiten zu gehen. Solange sie noch nicht mit der Schule fertig sind, will ich nur halbtags arbeiten. Ich denke schon, dass ich mir Aufgaben suchen werde und nicht nur zu Haus sein werde. Aber es gibt genug Dinge, die man ehrenamtlich machen kann oder auch als Nebenverdienst. Ich habe zum Beispiel immer viel Spaß an Nachhilfe gehabt. Ich brauche auch keinen jährlichen Urlaub in der Karibik oder so. Mir reicht auch ein Zeltplatz 100km von zu Hause. Ich mag damit sagen, dass das Geld für mich nicht die Hauptrolle spielt. Ich bin eigenlich mit recht wenig zufrieden.
Und wenn ein Master eigentlich eh quasi verschenkt ist, warum ihn dann überhaupt machen? Warum dann nicht geich anfangen? Wohl aufgrund dieser Überlegung wächst der Kinderwunsch in mir seit einiger Zeit stetig. Seitdem ich mir glaube sicher sein zu können, dass ich für meine Famliengründung den richitgen Mann gefunden zu haben. Inzwischen bin ich an einem Punkt angekommen, der nicht mehr zu ertragen ist:
Ich brauche täglich über fünf Minuten um die Pille zu nehmen. Sie zu schlucken kostet mich einfach eine starke Überwindung. Ich nehme die Pille schon seit acht Jahren (damals aus medizinischen Gründen angefangen) und hatte früher nie Probleme damit. Wenn ich im Bus oder wo anders kleine Kinder sehe, muss ich mich stark zusammenreißen um nicht loszuheulen. Auch schwangere Frauen sind schwer zu ertragen. Was ich unterwegs gerade noch schaffe, klappt zu Hause nicht mehr. Wenn ich alleine bin, fange ich öfters aus heiterem Himmal an zu weinen. Ich kann kaum noch klare Gedanken fassen.
Dass ich meinen Bachelor noch fertig mache, ist klar. Das sollte auch in ein paar Monaten gegessen sein. Ich würde meinen Kinderwunsch gerne einfach ausblenden können, so für zwei bis drei Jahre. Ich habe auch schon überlegt, zum Psychologen zu gehen. Aber irgendwie habe ich Angst davor, denn dieser Wunsch gehört zu mir. Und wenn ich ihr wegtherapiere, dann therapiere ich ein Teil von mir weg, aber einen Teil, des ich ja nicht komplett weghaben möchte.
Ich werde nächsten Monat beim Frauenarzt mal über einen Wechsel der verhütungsmethode reden - damit ich wenigstens nicht mehr jeden morgen drüber nachdenken muss. Bis jetzt bin ich noch kein einziges Mal schwach geworden, auch wenn es manchmal sehr lange gedauert hat, ich habe sie letzendlich genommen. Aber wie lange schaffe ich das noch?
Ein langer Text, bin auch nicht böse, wenn ihn keiner liest. War schon mal gut, ihn zu schreiben.