anshel_12260788Aber was ist mit Antje?
Hallo Nicola0000,
vielen Dank fuer deinen Kommentar. Tut uns leid, wenn dir der Film so uebel aufgestossen ist. Wir haben versucht, die Gruppen der verschiedenen Frauenrealitaeten zu zeigen, die uns in der Recherche begegnet sind - diejenige, die sehr stark an Schuld leidet (Claudia), diejenige, die ab und zu Trauer verspürt (Rikke) und Antje als Vertreterin derer die keine Probleme haben. Und deren Geschichten bestaetigen ja deine Aussage - Claudia und Rikke sind Frauen, die sich unbewusst in die Abtreibung gezwungen gefuehlt haben, das sagen sie ja auch deutlich. Antje ist die Frau die klipp und klar sagt "ich hatte drei Abtreibungen, fuer die hab ich mich ganz bewusst entschieden, weil eigentlich hatte ich ja verhütet, wollte also ganz klar nicht schwanger werden". Von daher decken sich diese Aussagen doch eigentlich mit deinen?
Ich denke besonders bei jungen Frauen hast du Recht, da ist Bevormundung durch externe Personen ein grosses Problem, die spaeter Verlustgefuehle ausloesen kann. Wir haben aber auch viele Frauen getroffen, bei denen der gefuehlte Zwang weniger durch Personen ausgeuebt wurde, sondern durch die Lebensumstände. Zum Beispiel eine Frau, die schon mehrere Kinder hatte und der Mann hatte Angst den Job zu verlieren und die Existenzangst bei beiden war zu gross, noch ein Kind ernaehren zu koennen. Da kann eine Frau zwar ganz bewusst fuer sich entscheiden "Jetzt will ich das nicht", aber tief drin bleibt dann vielleicht doch ein bisschen Trauer und Wehmut, die sich dann Jahre spaeter aeussern kann - aber nicht muss.
Ganz wichtig wie du sagst ist sicher die Tatsache, dass keiner drueber spricht. Frauen die abtreiben und keine Probleme haben, sprechen nicht, weil sie keinen Bock haben auf moegliche Verurteilung von Leuten, die Abtreibung nicht gutheissen. Die Frauen, die Probleme haben, trauen sich eh nichts zu sagen, weil sie sich schuldig fühlen.
Die Rechtslage in Dt ist klar und Abtreibung erlaubt.
Wir duerfen Frauen die den Foetus als Schwangerschaftsgewebe empfinden nicht verbieten so zu fuehlen, wir duerfen aber auch Frauen, die den Foetus als Kind empfinden ihre Gefuehle ausreden.
Vor allem duerfen wir Frauen, die Probleme haben, nicht einreden Sie bilden sich was ein. Wir haben so viel Kritik bekommen auf den Film von professionellen Vertretern des Wahlrechts, deren Unterton ist "Frauen, die nach einer Abtreibung Probleme haben, hatten vorher schon psychologische Probleme". Das ist eine fahrlaessige Einstellung von Vertretern einer Berufsgruppe, die Frauen eigentlich helfen sollen/wollen. Frauen, die durch gefuehlten Zwang abtreiben (kein Partner, Existensnot, Ueberforderung etc) haben eher das Risiko, im Nachhinein Trauer und Schuld zu entwickeln. Da muss man nicht im Vorfeld psychologische Probleme gehabt haben, da reicht externer Stress. Ja, von daher ist die Abtreibung nicht das Kernproblem. Aber es ist der Auslöser und die Manifestation aller anderen Probleme fuer die Frau. Da muss es doch dann erlaubt sein, darueber zu reden.
Wie denkst du, koennten wir alle diese Diskussion in der Gesellschaft führen?