Hallo liebe amelielina,
du kannst mir übrigens auch gerne privat schreiben. Wir sind hier mittlerweile zu zweit allein im Thread. Und es ist doch sehr persönlich. Ich kam leider gestern gar nicht zum Lesen und lese deshalb deine Nachricht erst jetzt.
Ich finde es stark, dass du so ein gutes Verhältnis zu deinem Körper hast und dass es auch so lange gestimmt hat, was du spürst. Und auch sonst achtest du gut darauf, dass „in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen mag“. Das mit dem Sport meine ich. Und du hast dich nach dem Schock erstmal „freigelaufen“. Leider kam dann die Verletzung. Wie geht es deinem Knie? Wird es von selbst wieder besser oder brauchst du da auch einen Arzttermin?
Es war eine harte Woche für dich. Wahrscheinlich hast du einen Test gemacht und dann schnell die Termine bekommen. Nur, dass der Arzt zum einen nichts sagen konnte und dann von so einer langen Bedenkzeit spricht. Drei Tage nach der Beratung sind als Bedenkzeit vorgeschrieben.
Ich finde, es hat sich für dich viel getan in den vergangenen Tagen. Ich freue mich, dass du gerade in dieser Zeit gute Erfahrungen mit deinem Freund machen konntest: Dass er für dich da ist und auch weiterhin für dich da sein wird.
Ich kann voll gut verstehen, dass du es erst gar nicht fassen konntest, rennen musstest, dich zurückziehen und dann auch ihm Dinge an den Kopf geworfen hast. Er hat das ausgehalten. Du sagst, er kann es nicht verzeihen. Wenn er für dich da ist, ist er vielleicht doch auf dem Weg dazu. Es wird ihm halt noch weh tun. Und er ist vermutlich auch durcheinander und weiß nicht, wie es jetzt weitergehen kann. Das ist aber nicht Unverzeihlichkeit. Ich finde schön, dass er versucht, dich zu guten Dingen zu ermutigen – z.B. zum Rausgehen. Allerdings war dir da gar nicht danach. Das ist dann auch wieder verständlich und in Ordnung so. In der schwersten Woche deines Lebens.
Du hast da wirklich viel durchgestanden! Und kannst schon ein bisschen auf die Tage zurückblicken. Es geht dir besser. Es erleichtert mich richtig, diese langsame Veränderung zu spüren. Dass du dir nicht mehr schaden willst.
Wolltest du nie Kinder oder was ist für dich jetzt das Entscheidende?
So ein Schockzustand bei einer unerwarteten Schwangerschaft und die Schritte nacheinander (leugnen, Rückzug, Kampf gegen die Schwangerschaft) sind gar nicht so selten. Und auch, dass man Dinge tut oder sagt, die man später nicht mehr gut findet. Vielleicht hilft es dir, das zu wissen. Viele Frauen haben auch – selbst ohne besondere Maßnahmen – erstmal eine Gewichtsabnahme. Sogar Frauen, die sich eigentlich ihr Kind wünschen.
Wie stellt sich dein Freund zu deiner Entscheidung? Wie sieht er seine eigene Verantwortung?
Du sagst, du willst dein Leben regeln und noch einiges ändern – sind dabei auch Pläne und Hoffnung für euch beide? In deiner letzten Nachricht schreibst du nichts, was auf eine schlechte Beziehung schließen lässt. Hängt er sehr an dir, während du auch andere Freundschaften pflegst?
Zwei Freundinnen hattest du ja ins Vetrauen gezogen. Geben sie dir auch Halt im Moment?
Du darfst dir jedenfalls sagen, dass alles, was du jetzt fühlst und denkst, normal ist. Denn es ist etwas wirklich Großes, was du gerade bewältigst. Und etwas, was du nicht wie sonst unter Kontrolle hast. Und das ist wirklich schwer. Da ist jeder Tag, den du geschafft hast, eine große Leistung!
Ich bin einfach froh, dass es dir schon viel besser geht als am Tag, wo der Eintrag hier entstand!
Und ich wünsche dir auch heute wieder einen guten Tag! Also etwas, was den Tag zu einem guten Tag macht! :-) Es kann etwas ganz Kleines sein. Dass du was essen magst, dass dein Knie besser wird, dass du für´s Studium was machen kannst, dass ihr beide euch gut versteht oder es gut aushalten könnt, dass ihr gerade nicht einer Meinung seid und trotzdem jeder für sich einigermaßen zurechtkommt.
Liebe Grüße von Catie