Hallo,
ich bin Anfang 30 und bin mit meiner Frau seit 10 Jahren zusammen.
Wir harmonieren relativ gut miteinander, gibt selten Streit, können uns vieles erzählen, haben ein gutes Leben, nur mit dem Nachwuchs ist das so ein Thema.
Letztes Jahr wurde meine Frau ungewollt schwanger, ich muss dazusagen das sie noch nie der Kindertyp war und mir von Anfang an sagte das sie keine Kinder möchte.
Ich konnte mir dagegen Kinder vorstellen, es war aber nie ein lang ersehnter Wunsch von mir daher war das in der Beziehung auch nie ein Thema.
Bis zum letzten Jahr, wäre es nach ihr gegangen hätte sie das Kind abgetrieben. Da wir nur mehr ~ eine Woche Zeit hatten um uns zu entscheiden hatten wir dementsprechenden Stress das schnell zu klären.
Ich habe ihr immer gesagt dass ich zu ihr stehe, egal wie sie sich entscheidet. Ein Gedanke, den ich auch jetzt nicht bereue ausgesprochen zu haben war das ich ihr sagte, dass wir eine Abtreibung bis an unser Lebensende bereuen könnten. Die Gefahr besteht das man sich irgendwann fragt, "wieso" und diese Frage bis an sein Lebensende zu tragen kann eine schwere Last sein.
Ich wollte sie eigentlich nicht beeinflussen, da für mich beide Entscheidungen in Ordnung gewesen wären. Bis eben auf diese eine Frage welche eventuell in dieser Situation sehr egoistisch gedacht war. Kann ich in x Jahren damit Leben, dass meine Frau unser Kind abgetrieben hat ohne das ich ihr meine Befürchtung mitteilte?
Dieses Argument war dann der Grund wieso meine Frau doch nicht abgetrieben hat, mittlerweile ist sie im sechsten Monat. Leider war die Schwangerschaft bis jetzt die reinste Katastrophe, meine Frau hatte sehr lange Beschwerden und auch jetzt noch einige unschöne Momente. Angefangen von der Dauerübelkeit, Sodbrennen, bis hin zu Schlafproblemen, Bauchschmerzen und Stimmungsschwankungen.
Sie redet in der Schwangerschaft immer schlecht über die Schwangerschaft -- blöde Schwangerschaft, ich will das nicht mehr usw.
Seit einiger Zeit geht es ihr aber wieder besser, sie hat nur mehr ab und an Beschwerden. Auch Schlaf findet sie wieder. Aber sie redet immer noch schlecht über die Schwangerschaft und Neuerdings über das Kind direkt. Sie möchte es eigentlich nicht, es war ein Fehler sich dafür zu entscheiden, sie trägt es nur wegen mir aus, jetzt tretet das blöde Ding schon wieder, jetzt lässt mich der Stinker wieder nicht schlafen usw..
Meine Frau und ich hätten eigentlich sehr gute Startbedingungen. Sind beide selbstständig, daher können wir uns die Zeit frei einteilen, haben eine große Wohnung, sind ein gut eingespieltes Team.
Wäre da nur der Punkt das meine Frau sich nicht für das Baby freuen kann und mir das immer wieder sagt. Mittlerweile ist sie bei mir an einen Punkt angekommen wo ich das nur mehr schwer ertragen kann.
Immer wenn sie schlecht über das Kind redet, versuche ich weiterhin ihr gut zuzureden aber innerlich krümmt sich alles, denn am liebsten würde ich ihr in so einem Moment einfach mal laut brüllend mitteilen, dass sie das endlich lassen soll.
An Freunde möchte ich mich nicht wenden da es mir peinlich ist das Thema anzusprechen "Meine Frau ist seit 6 Monaten unglücklich schwanger und freut sich nicht auf das Baby" wo sich doch auf der anderen Seite jeder so dermaßen für uns freut.
Man hört dann Geschichten von anderen Eltern wie schön doch die Schwangerschaft war, wie sehr sich sich dann gefreut haben als das Baby endlich da war --> man lächelt freundlich und im Hinterkopf fragt man sich bereits selbst ob es ein Fehler war.
Habe mit meiner Frau bereits über eine Therapie gesprochen, aber das möchte sie nicht. Sie kam jetzt mit dem Thema Adoption, wobei so wie ich sie einschätze und wie sie es gesagt hat nicht ganz ernst meinte. Trotzdem muss ich ehrlich sagen, haben mir meine Gedanken die unschönsten Dinge präsentiert und das nagte einige Tage.
Ich würde gerne ein paar Meinungen lesen, muss eine Schwangerschaft wirklich wunderschön sein denn andere Meinungen bekam ich in meinem Umfeld nicht? Darf man sich während der Schwangerschaft auch mal über die Schwangerschaft ärgern, sogar den Ärger auf das noch Ungeborene übertragen --> ohne dich wäre alles besser usw.
Darf man das Kind in Frage stellen, wäre es ohne wirklich besser, war es eine Fehlentscheidung?
Zu guter Letzt, darf man Angst haben denn ich glaube meine Frau hat große Angst und nicht nur sie - wollte sie aber nicht weiter beunruhigen und genau das selbe macht vermutlich sie da sie nicht offen darüber spricht.