Ich bin seid Jahren immermal stille Mitleserin auf gofeminin und nun möchte ich meine aktuelle Geschichte erzählen.. Es geht mir nicht um Meinungsaustausch, Kritik o.Ä., eher möchte ich etwas zu dem Thema Vertrauliche Geburt, beitragen. Da ich weiß, dass die Vertrauliche Geburt, die es seid Mai 2014 nun gesetzlich gibt, nicht mal bei ganz 100 Fällen Deutschlandweit gibt. Bis jetzt.
Vertrauliche Geburt bedeutet im Grunde, eine Frau entbindet ihr Kind unter einem psyeudonym (komplett anonym), gibt jegliche Rechte an ihrem Kind nach der Geburt ab und das Kind wird zunächst in die Obhut einer Pflegefamilie (durch das Jugendamt geklärt) genommen und dann adoptiert..
Dies ist Mithilfe einer Beraterin von deutschlandweiten Beratungsstellen möglich. Einzig die Beraterin/ der Berater kennen die wahre Identität der Schwangeren.
Das Kind hat ab seinem 16. Lebensjahr die Möglichkeit, die wahre Identität seiner Mutter zu erfahren, ( die die Jahre davor sicher verwahrt und absolut vertraulich weggeschlossen in einem Umschlag verwahrt wird). - Das ist die grobe Erklärung zu einer Vertraulichen Geburt.
Und somit fängt meine Geschichte an.
Ich bin 23 Jahre alt und in der 32. Ssw. Mit einem Jungen schwanger.
Das Kind entstand aus einer gewaltsamen Beziehung, die einfach nur der reinste Horror war. der Vater weiß nichts von seinem Kind und das ist auch gut so.
Das ist aber nicht der Grund, weshalb ich eine vertrauliche Geburt und somit meinen Sohn abgeben werde.
Ich habe bereits eine knapp 5 Jahre alte Tochter, mit der ich super klar komme. Unser Leben läuft gut, ich habe Arbeit und bin gefestigt in meinem Leben.
Ich habe eine Bipolare Störung, die ende letzten Jahres fest Diagnostiziert wurde.
Durch diese gewaltsame Beziehung, aber auch in den Jahren davor, hatte ich viele viele Probleme mit mir selbst. Meine Tochter hat davon zum Glück nie was mitbekommen und ist ein gesundes und fröhliches Mädchen. Dennoch,- meine emotionale Stabilität, Selbstwertgefühl, den Willen zu leben und alles was das Leben so mit sich bringt, musste ich über Jahre hart und schmerzhaft neu erlernen, aufbauem und festigen.
Ich habe Zeitweiße die Hölle durchgemacht!
Nun bin ich in fester Therapie und komme wirklich gut klar. Meine Krankheit wird mich mein lebenlang begleiten, aber ich kann nun mit ihr leben.
Als ich erfuhr das ich schwanger bin war mir sofort klar, dass ich diese Verantwortung nicht tragen kann.
Ich denke ich werde es nicht schaffen, meinem Sohn die Festigkeit, Struktur und die Liebe zu geben, die ich für mich und meine Tochter aufbringe.. so weit bin ich einfach noch nicht. Deshalb werde ich es auch anonym belassen. Niemand in meinem Umfeld weiß um meine Situation.. das klingt fast unmöglich aber doch, ich halte es geheim!
Diese Einsicht allein ist schmerzhaft, ja aber ich stelle mich trotzdem der Schwangerschaft und der Tatsache, dass ich meinen Sohn vertraulich entbinden werde.
Ich bin regelmäßig in einer Beratungsstelle, in der mich eine Frau betreut und alles nötige in die Wege leitet und mit mir vorbereitet. Sie ist die einzige die meine Situation kennt.
..nun werde ich in ein paar Wochen per Kaiserschnitt den kleinen zur Welt bringen. Er wird sofort in Obhut genommen durch eine Pflegefamilie. Und er wird in Zukunft behütet in einer Familie aufwachsen, die ihm all das geben kann, wofür ich noch nicht stark und stabil genug bin. Es wird ihm an nichts fehlen und er wird geliebt. Das ist für mich das wichtigste.
Sobald ich aus dem Krankenhaus entlassen werde, ist es so, als sei nie was passiert.
Mein Psyeudoym wird ruhen. Ich werde mein Leben weiterleben..
Ich werde meinem Sohn einen von mir geschriebenen Brief in mein Psyeudoymumschlag legen und eine Karte.
Ich hoffe das, falls er später sein Recht in Anspruch nimmt und den Umschlag anfordert, er meine Gründe versteht und sich nicht schuldig fühlt.
Es ist nicht so das ich ihn nicht will, ich will nur das beste für ihn!
Danke, das niederschreiben meiner Geschichte war eim großer Schritt für mich. Und danke an alle Leser.