Hallo meine Lieben,
nun ist meine Maus schon ganze 10 Tage alt und ich finde so langsam meinen Rhythmus und die Zeit meinen Geburtsbericht zu schreiben. Vorweg - es war keine Traumgeburt, also alle arg ängstlichen sollten ihn vielleicht nicht lesen ;-)
Wir fangen mal am 09.07. an - Montag.
Der letzte Tag meines GVK stand vor der Tür. Heute sollte eine Kreißsaalbesichtigung stattfinden und da mein Schatz noch nie eine Geburtsstation von innen gesehen hatte, musste er natürlich mit. Schließlich soll er ja bei der Geburt dabei sein ;-)
Vor der Türe habe ich noch mit einer meiner Mädels gejuxt, dass es bei mir sicher nicht vor August losgeht. Ich hatte bis dato ja überhaupt gar keine Anzeichen und der Termin war schließlich erst der 28.07.
Die Besichtigung lief dann recht gemütlich ab. Wir haben rumgealbert und neben dem Kreißsaal noch die Wochenstation besucht. Währenddessen haben meine Hebamme und ich noch beredet, ob wir nicht doch noch eine Akupunktur bei mir anfangen, um die Wehenzeit zu verkürzen - dass das nicht mehr möglich sein würde konnte zu diesem Zeitpunkt ja noch niemand wissen.
Dienstag - 10.07.
Ich fühlte mich fit wie ein Turnschuh, bin wie jeden Tag noch mit den Hunden raus, habe den Haushalt gemacht und meinen Schatz zur Arbeit gefahren und wieder abgeholt. Als ich gerade anfangen wollte essen zu machen, stutze ich kurz, weil ich das Gefühl hatte heute sehr starken Ausfluss zu haben. Und wenn ich genau drüber nachdachte, hatte ich das Gefühl auch schon seit einigen Stunden immer mal wieder.
Fruchtblase? Neeeee, kann ja nicht :roule: Erst mal duschen, das hilft bestimmt!
NÖ! Tats nicht, ich tropfte immer noch so langsam stetig vor mich hin. Nicht genug, um Panik zu bekommen, aber auch wieder nicht so wenig, dass ich es ignorieren konnte.
Also habe ich meinen Schatz ruhig darauf angesprochen und vorgeschlagen, dass wir mal fix ins KH fahren und das abklären lassen. Die gesamte Fahrt musste ICH meinen Freund beruhigen. Männer haben da irgendwo einen eingebauten Schalter, der sich umlegt sobald es ernst werden könnte von absolut gelassen zu Nervenbündel auf Koks.
Als wir dann endlich gegen 20:00 Uhr im KH ankamen hibbelte er schon von einem Bein aufs andere. Wir sind dann direkt zum Kreißsaal durch und der erste Lackmustest auf Fruchtwasser war negativ. Meine Hoffnungen heute wieder heim zu kommen stiegen minütlich. Ich war schließlich immer noch überzeugt, dass es kein Fruchtwasser sein konnte. Zur Sicherheit legte mir die Hebamme aber noch einen Teststreifen in die Hose, schrieb eine halbe Stunde CTG und schickte mich zur Untersuchung. Weder am CTG noch beim US schien irgendetwas auf eine bevorstehende Geburt hinzudeuten. Muttermund war fest verschlossen und ich sah mein Bett schon vor meinem inneren Auge. Und dann wurde der Teststreifen rausgeholt! Blau! :shock:
Herzlichen Glückwunsch Frau B., sie haben soeben einen Platz in unserer Wochenstation gewonnen!
Ok also gehts nun doch los. Die Nacht wollte man mir und unserer Maus noch Zeit geben eventuell von selbst Wehen zu entwickeln, aber spätestens am morgen wollte man einleiten, um eine Infektionsgefahr zu minimieren. Also durfte ich die Nacht auf der Wochenstation einziehen und um 1:00 Uhr nachts nach allen Untersuchungen endlich ins Bett fallen während mein Schatz wieder heim sauste.
Mittwoch 11.07.
Um 7:00 Uhr wurde ich im Kreißsaal erwartet. Zu meinem Leid waren beide Zimmer belegt, sodass ich im Hebammenzimmer auf einer Liege untergebracht wurde. Ein erstes CTG zeigte, dass sich nach wie vor nichts tut. Nicht mal ein Mini-Ausschlag war zu erkennen :(
Gegen 8:00 Uhr kam dann die Ärztin und nach einer kurzen Untersuchung entschied sie, sofort anzufangen mit Gel einzuleiten. Nagut, dachte ich, so schlimm kann das ja nicht werden.
Ätsch! :roll:
Ich sollte 2 Stunden am CTG bleiben und nachdem ich die erste halbe Stunde damit zugebracht habe mich vor Schmerzen zu krümmen, erklärte mir die Hebamme, dass das Gel mitunter künstliche Wehen auslöst, die durchaus unangenehmer sein können, als die normalen. Na super! :twisted:
Als mein Freund um 9:00 endlich da war hatte sich an meinem Zustand nicht wirklich etwas verändert, aber ich war schon froh, wenigstens Ablenkung zu haben, wenn er mit mir spricht.
Die nächsten 6 Stunden kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Immer wieder sollte ich laufen, was jedoch durch die Schmerzen kaum noch möglich war. Bei jeder CTG Kontrolle die Ernüchterung, dass immer noch keine eigenen Wehen vorhanden waren. Irgendwann verlangte ich nach Schmerzmitteln. Ich weiß nicht, was mir da an den Tropf gehängt wurde, aber helfen ist anders. Die Wirkung war minimal und nach einer guten Stunde auch wieder ganz weg. :larme:
Um 15:00 Uhr war dann endlich ein Kreißsaal frei, sodass ich wenigstens bequem liegen konnte. Bei einer weiteren Untersuchung stellte die Ärztin keine Veränderung fest und beschloss, dass sie es weiter mit dem Tropf versuchen wolle. Im gleichen Atemzug schlug sie mir auch vor, eine PDA setzen zu lassen, weil es sein könne, dass die Schmerzen durch den Tropf noch verstärkt werden.
Wenn man mich vorher gefragt hat, habe ich immer gesagt, ich will alles nur keine PDA, aber nach den ersten 7 Stunden Schmerzen war mir inzwischen fast alles egal. 10 Minuten später stand der Anästhesist vor mir und ratterte seine Aufklärung herunter, die ins eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder heraus ging. Lediglich die Frage wie viele Querschnittslähmungen er schon verursacht hat, brachte ihn etwas aus dem Konzept :mrgreen:
Zugegeben Die PDA war ein Segen! Bis auf die Betäubungsspritze habe ich nichts vom Setzen mitbekommen und innerhalb weniger Minuten war ich schmerzfrei und auf Wolke 7. So ging es in den Abend und bis in die Nacht hinein weiter. Regelmäßige Kontrolle am CTG, auf dem dank Wehentropf nun auch endlich Ausschläge zu sehen waren, und nachts um 2:00 der Befund der Ärztin: Muttermund 2 Finger durchlässig, aber Gebärmutterhals nach wie vor komplett. Sie wollte ein weiteres Mal versuchen mit Gel voran zu kommen. Mir war dank meiner PDA inzwischen alles Recht, was das Prozedere beschleunigt, also wurde erneut Gel gegeben und mein Schatz und ich haben die restliche Nacht im Kreißsaal geschlafen ;-)
Donnerstag 12.07.
Morgens um 8:00 mal wieder die Ernüchterung. Nach wie vor nur 2 Finger durchlässig, keine eigene Wehenaktivität, aber der Gebärmutterhals war wenigstens fast verstrichen, sodass ich erneut an den Tropf sollte. Ich fragte mich wie lange man dieses Spiel wohl fortsetzen würde, immer Gel und Tropf im Wechsel zu testen, aber mir war alles Recht, solange es einfach irgendwann zum Ziel führen würde. Trotz Schlaf und Schmerzfreiheit fühlte ich mich elend. Ich wollte einfach nur noch, dass meine Maus endlich kommt und wir kuscheln können.
Wenn ich gewusst hätte wie überstürzt dann alles passieren sollte, hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr Zeit gewünscht.
Um 9:00 hängte die Hebamme den Wehentropf an. Bei der ersten Kontrolle um 9:15 schaute sie schon leicht besorgt und um 9:25 wurde der Tropf wieder ausgeschaltet. Die Herztöne meiner Maus sackten bei jeder Wehe weiter ab, wir müssten uns nun etwas überlegen. Keine 10 Minuten später wurde ich über die Risiken eines Kaiserschnittes aufgeklärt. Kaiserschnitt? :shock: Ich wollte doch keinen Kaiserschnitt! Mir wurde schlecht und meine Beine zitterten wie Espenlaub. Man wollte die Narkose nur über die PDA aufspritzen, so würden wir noch etwas Zeit haben und mein Schatz kann mit in den OP.
Um 9:50 wurde das Narkotikum gespritzt und ich wurde in den OP gerollt. Mein Freund sollte kurz darauf geholt werden. Alles wurde abgehängt, Ärzte und Hebamme versuchten mich abzulenken, aber ich hatte einfach nur noch Panik. Immer wieder testeten die Ärzte nach dem Gefühl an der Bauchdecke und immer wieder war nur die rechte Seite vollkommen betäubt. Ich wurde immer zittriger, als ich dann irgendwann hörte, dass es keinen Sinn hätte, sie müssten es in Vollnarkose versuchen. Und schon waren die Anästhesisten wieder neben mir. Ich sehe noch die Maske kommen und rieche den scharfen Geruch und dann war alles schwarz...
...das nächste was ich wahrnahm war ein schriller Schrei und das freudestrahlende Gesicht meines Freundes mit unserem in Decken eingepackten Würmchen auf dem Arm :AMOUR: Als er mir die Maus auf den Bauch gelegt hat, war mit einem Schlag alles vergessen. Die PDA, der Kaiserschnitt, die Vollnarkose alles war nebensächlich, weil mich in dem Moment das süßeste und schönste Gesicht auf der Welt anschaute und ich ein Glück im Herzen verspürte, dass ich niemals für möglich gehalten hätte. Wir durften noch volle 2 Stunden zusammen kuscheln und ich genoss jede Sekunde davon.
Zwar bin ich immer noch ein bisschen geknickt, dass ich den ersten Schrei nicht miterleben konnte, aber wenn ich in Mausis Bettchen schaue, ist wieder alles wie weggeblasen und ich könnte weinen vor Glück, dass es ihr gut geht und sie alles so gut überstanden hat. 16 Tage zu früh hat sie nun das Licht der Welt erblickt unsere kleine:
Renée Marie :love:
geboren am 12.07.12.
um 10:26 Uhr
mit 2990 g
und 53 cm
Sicherlich ist die Geburt komplett anders gelaufen, als ich es mir gewünscht hätte, aber vielleicht um dem einen oder anderen Mut zu machen im nachhinein ist die Art und Weise tatsächlich vollkommen egal und man freut sich einfach nur, sein Baby endlich im Arm halten zu dürfen. :bb:
Tanja und Renée Marie im Arm (10 Tage)