Herz und Verstand
Liebe Blume,
dein Schock über die Schwangerschaft ist noch ziemlich frisch... Es sind gerade ein paar Tage vergangen, seitdem du den positiven Test in der Hand hattest. Hattest du denn eine Ahnung, dass du schwanger sein könntest? Oder bist du jetzt eiskalt davon erwischt worden?
Ich kann dich gut verstehen, dass du total überrumpelt bist. Dein Mann und du wart euch ja sicher, dass ihr keinen Familienzuwachs mehr wolltet. Ihr hattet mit dem Thema schon abgeschlossen. Die Krankheitsgeschichte deiner Tochter hat euch sicher viel Kraft gekostet! Wie geht es ihr denn heute? Hast du Angst, dass es sich bei dem Baby wiederholen könnte?
Am Wochenende habt ihr ja schon über eine Abtreibung gesprochen und es scheint, als wärt ihr euch einig gewesen. Einen Termin zur Beratung hast du schon ausgemacht, du scheinst es möglichst schnell hinter dich bringen zu wollen. Möchtest du nicht zu lange damit warten, weil du schon recht weit bist in der Schwangerschaft? Du hast ja noch etwas Zeit, um alles gut überlegen zu können.
Ich glaube, du hast wirklich recht, wenn du sagst: es ist schon ein Unterschied ob man einen positiven Test in Händen hält oder sein Kind sieht. Vor dem Termin beim FA war dieses Baby für dich nicht sichtbar und mit dem Herzen auch nicht begreifbar. Da erschienen dir all die Gründe für deine Abtreibung auch schlüssig zu sein. Mit etwas Abstand verändern sich Gedanken und Gefühle. Kannst du dir vorstellen, den Gedanken an das Kind zuzulassen? Das Beratungsgespräch ist nächste Woche, du hast noch etwas Zeit, um alles Seiten zu durchdenken und auch zu erfühlen.
Und wie geht es dir heute?
Ich wünsch dir, dass du die Ruhe hast, auch deine Herzensseite zu hören. Beide Seiten, der Gedanke an die Abtreibung, aber auch dein Herz, das dein Baby gesehen hat, gehören zu dir.
Liebe Grüße, Lavena