Ich dachte, ich berichte hier einmal über meine Erfahrung in den USA. Vielleicht betrifft es auch andere und ich kann somit etwas Informationen weitergeben.
Gründe für den Umzug
Mein Mann hat ein Visum für drei Jahre, um in den USA zu arbeiten und plante schon länger in die USA zu gehen. Als ich schwanger wurde, bekam er dann zunächst Angst und wollte in Deutschland bleiben und erst später, in 1-2 Jahren in die USA gehen. Ich habe dann schließlich darauf bestanden, dass wir die Chance nutzen und bereits vor der Geburt fliegen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir nicht verheiratet und haben in separaten Wohnungen gewohnt.
Die Gründe für mich waren, dass ich gerne eine fertig eingerichtete Wohnung vor der Geburt hätte. Wir hatten bisher nicht zusammengewohnt und wären sonst übergangsweise zu den Schwiegereltern gezogen bis wir in die USA gegangen wäre. Auch wenn die Schwiegereltern sehr lieb sind, uns mit dem Baby geholfen hätten und uns eine Etage ihres Hauses kostenfrei überlassen hätte, wollte ich, dass mein Mann seine Karriere weiterführen kann. Wenn das Baby erst einmal auf der Welt gewesen wäre, hätten wir es bestimmt nicht mehr geschafft, den Umzug zu stemmen. Im Nachhinein bin ich auch sehr froh, dass wir bereits vovr der Geburt in die USA geflogen sind.
Visums-Antrag
Die Trump-Regierung hat uns dann einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil ich eigentlich mit einem Besuchsvisum in die USA reisen wollte und dann später ein anderes, langfristiges Visum beantragen wollte. Im Januar 2020 wurde dann allerdings ein Gesetz verabschiedet, dass schwangeren Frauen die Einreise in die USA als Besucher untersagt. Die ESTA-Visa dürfen zwar weiterhin zur Einreise genutzt werden, aber die Geburt eines Kindes als Tourist in den USA kann dazu führen, dass man sofort ausreisen muss und ein lebenslanges Einreiseverbot erhält. Das Risiko war mir zu hoch. Kurzfristig haben wir uns dann entschlossen, die Trauung vorzuziehen und so schnell wie möglich zu heiraten, damit ich ein Visum als Ehefrau beantragen kann.
Krankenversicherung + Geburtsvorbereitung
Das große Problem war jedoch, dass keine Reiseversicherung die Schwangerschaft mit abdeckt. Die meisten kurzfristigen Reiseversicherungen decken nur die Komplikationen in der Schwangerschaft bis zur 36. Schwangerschaftswoche ab. Manche der Langzeit-Krankenversicherungen schließen auch die Abdeckung von Schwangerschaften aus, die vor dem Abschluss der Versicherung begonnen haben. Ich habe wirklich alle Versicherungen abtelefoniert und nur Absagen erhalten. Ich hatte dann durch Zufall sehr viel Glück: Meine Mutter hatte für mich als Kind eine Reiseversicherung abgeschlossen und diese immer weiter bezahlt. Als ich ihr das Dilemma berichtete, kramte sie die Unterlagen aus den 90er Jahren hervor und es stellte sich heraus, dass die Versicherung immer noch gültig war und somit die Schwangerschaftskomplikationen auf jeden Fall abdeckt. Die Reiseversicherung bot aber auch nur einen Schutz bis zur 36. Schwangerschaftswoche und maximal bis zu 40 Tage nach Einreise. Diese 40 Tage konnte man zwar auf bis zu 120 Tage verlängern, aber die Grenze der 36. SSW blieb bestehen.
Dann habe ich versucht, über meine Krankenkasse eine Zusage zu bekommen, dass sie einen Teil der Geburtskosten im Ausland übernehmen. Das machen die Krankenkassen aber nur dann, wenn der Ehemann oder die Frau selbst von einem deutschen Arbeitgeber ins Ausland versetzt werden. Für Selbstständige gilt das nicht. Da mein Mann selbstständig ist, hat meine deutsche Krankenkasse beschlossen, keine Kosten zu übernehmen.
Wir haben auch keine private Krankenversicherung gefunden, die die Geburt abdecken würde. HIer gilt auch: Die privaten Krankenkassen zahlen eine Geburt im Ausland nur, wenn sie mindestens 8-9 Monate nach Abschluss der Versicherung passiert. Zudem muss man die Schwangerschaft bei Beginn der Versicherung angeben und wird dann meist direkt abgelehnt. Zudem hätte mich diese private Vollversicherung ca. 400-500 Euro pro Monat aus eigener Tasche gekostet. Nach der Geburt hätte ich aber in eine Langzeit-Auslandsvollversicherung wechseln können für ca. 200-250 Euro pro Monat. Das Angebot kam von der Allianz Versicherung.
Dann war unsere letzte Hoffnung, eine amerikanische Versicherung abschließen zu können. Telefonisch hatten mir die Versicherungen gesagt, dass das gar kein Problem sei. Ich müsste nur innerhalb von 30 Tagen nach Einreise persönlich meinen Ausweis in einem Büro vor Ort vorlegen und dann würde ich eine Versicherung abschließen können.
Als wir dann in den USA zu einem Versicherungsmakler gingen, stellte sich das doch problematischer als gedacht dar: Ich hatte keine Social Security Number. Diese bekommen nur Ausländer mit Arbeitserlaubnis. Also bekommt mein Mann eine Versicherung, ich aber nicht. Wäre er bei einem Unternehmen in den USA angestellt gewesen, hätte ich mich über ihn mitversichern lassen können. Als Selbstständiger ging das aber nicht. Somit blieb nur die Option, Notfall-Medi-Cal zu beantragen. Dieses Programm wurde für sozial schwache Familien eingeführt und dort werden Schwangere und Neugeborene aufgenommen. Ist man aber "illegal" oder als Tourist in den USA, dann wird das Einwanderungsbüro über einen Antrag informiert und es kann passieren, dass man ausgewiesen wird. Medi-Cal greift auch bis zu 8 Wochen rückwirkend nach einer Geburt. In diesem Fall wird der Antrag erst nach der Geburt gestellt und die Krankenhäuser rechnen dann rückwirkend mit der Versicherung ab.
Die lokalen Kliniken haben teilweise Mitarbeiter, die auf die Antragsstellung spezialisiert sind und so haben wir dann in einer Klinik einen Termin bekommen, in dem ich zu meiner Schwangerschaft und Gesundheit abgefragt wurde, eine Einkommenserklärung abgeben musste und dann musste ich einen Schwangerschaftstest machen. Zu dem Zeitpunkt war ich dann schon in der 31. SSW. Direkt nach dem Termin habe ich eine vorläufige Krankenversicherung für 30 Tage bekommen und die Anweisung mich beim Sozialamt zu melden, um die langfristige Versicherung zu beantragen. Gleichzeitig wurden Termine für die restlichen Vorsorgeuntersuchungen, Kreißsaaltouren von Kooperationskrankenhäusern usw. vom Büro der Klinik organisiert und mir dann als Zusammenfassung ausgedruckt. Ich bekam einen Laufzettel mit allen wichtigen Namen, Telefonnummern, Adressen und Terminen.
Wegen der COVID-19 Pandemie hat dann jedoch das Sozialamt geschlossen und es wurden nur bereits gestellte Anträge weiter bearbeitet. Mein Antrag war noch nicht gestellt worden und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Kreißsaaltouren wurden abgesagt. Ich habe dann mit dem Büro der Geburtsklinik telefoniert und diese haben mir angeboten, meinen Antrag auf die langfristige Krankenversicherung für die Geburt und die Zeit danach zu stellen. Wir haben 3-4 Emails hin und her geschrieben (ich musste unsere Pässe, Visa und Schwangerschaftsbestätigung der US-Klinik per Email an die Geburtsklinik schicken) und dann wurde ich in einem Rückruf informiert, dass der Antrag gestellt wurde und mit 30-35 Tagen Bearbeitungsfrist zu rechnen ist. Ich würde dann Post bekommen, auf die ich Antworten müsste und erst dann würde der Antrag genehmigt. Ich war dann bereits in der 34. SSW und habe bekonnen, mir Sorgen zu machen, dass die Versicherung nicht mehr vor der Geburt genehmigt wird.
Für den Fall, dass es keine Kostenzusage gibt bieten die Kliniken Rabatte an. Diese muss man aber vor der Behandlung bei jeder einzelenen Klinik beantragen und genehmigen. Das haben wir dann sicherheitshalber gemacht. Ohne Rabatt kostet eine Komplikationsfreie Geburt ca. 15.000 USD. Diese kann man dann zwar in Raten abbezahlen, aber es werden bei Komplikationen auch bis zu 100.000 USD.
Anfang der 36. SSW kam dann die Post vom Sozialamt mit der Antragsnummer, Kundennummer und dem Online-Zugang über den man auf der Webseite den Status der Krankenversicherung sehen kann.
Ich habe mich auf der Webseite eingeloggt und sofort gesehen, dass ich eine Zusage der Versicherung bekommen habe. Die Versicherung gilt ab dem nächsten Monat und bis dahin gilt die vorläufige weiter. Wir haben zudem einen Tarif ohne Zuzahlung bekommen. Also müssen wir für die Vorsorgeuntersuchungen und die Entbindung nichts zahlen. Da wir ein Arbeitsvisum haben, werden wir auch nicht bei der Einwanderungsbehörde gemeldet. Allerdings darf man nicht mehr als 9 Monate in der Sozialversicherung sein, sonst muss man das beim nächsten Visumsantrag der Einwanderungsbehörde mitteilen und es kann sein, dass man kein weiteres Visum erhält.