Angst vor dem Unbekannten?
Die Angst vor einer Trisomie hat mich in jeder Schwangerschaft begleitet. Dann habt ein befreundetes Paar von uns ein Mädchen mit Downsyndrom adoptiert. Die Kleine hat mir die Angst weitgehend genommen. Sie lernt langsamer, als die anderen Kinder, aber es gibt ja auch ganz normale Kinder, die einfach langsam lernen, solche kenne ich ebenfalls. Sie sind deshalb ja nicht weniger wert oder werden weniger geliebt. Mittlerweile hat das Paar ein zweites Downsyndromkind adoptiert, einen Jungen. Ehrlich, wenn ein Downsyndromkind so eine Katastrophe wäre, dann hätte sich das Paar doch kein zweites solches Kind angetan. Hättest Du denn die Möglichkeit, Dich mit betroffenen Eltern auszutauschen? Es gibt ja Foren speziell zu diesem Thema. Die Angst allein sollte doch nicht die Chance kaputt machen, dieses Kind kennezulernen, oder?
Eine weitere Geschichte, die ich kürzlich gelesen habe: Da war ein Paar in der gleichen Situation, wie Ihr beide. Der Termin zur Abtreibung stand fest. Ein Pastor hat davon erfahren und das Paar gefragt, ob sie das Kind bekommen würden, wenn er innerhalb von 24 Std. jemanden finden würde, der es adoptieren würde. Das Paar war einverstanden. Der Pastor suchte also per Facebook nach Adoptiveltern und hatte nach 24 Std. mehrere hundert Angebote. Wäre es denn eine Überlegung, das Kind zu bekommen, und wenn es wirklich nicht geht, es in Pflege oder zur Adoption frei zu geben? Die Geschichte hier:
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2359503/Rev-Thomas-Vander-Woude-appeal-Virginia-church-puts-couples-unborn-Down-syndrome-baby-adoption-FACEBOOK-gets-900-responses.html
Die nächste Geschichte hat mich auch mal berührt und ich habe sie seither bei mir gespeichert: Es beschreibt die Gefühle einer Mutter, die ohne es zu wissen, ein Mädchen mit Downsyndrom in sich getragen und es bei der Geburt erst erfahren hat. Sie beschreibt sehr bewegend ihren ersten Schock und ihre Unfähigkeit, das Kind anzunehmen, und wie sich dieser Schock in Liebe umgewandelt hat, als sie ihrem Herz die Zeit gab, den ersten Schock zu verarbeiten.
http://www.kellehampton.com/2010/01/nella-cordelia-birth-story.html
http://www.kellehampton.com/ Da ist der neuste Blogeintrag, 4 Jahre später. Unten Fotos deren Kinder, mittlerweile sind es 3, das Mädchen mit Downsyndrom ist das zweite. Hätte man es wirklich töten sollen? Wenn ja, warum?
Weisst Du, ich denke, ein Kind mit Behinderung gross zu ziehen, ist eine Herausforderung. Aber ein Kind bewusst töten zu lassen und tot zur Welt zu bringen ist ein sehr schmerzhaftes Erlebnis, welches einen sein Leben lang begleitet. Ich würde es nicht freiwillig tun. An Deiner Stelle würde ich den Schritt wagen und es bekommen mit der Gewissheit, dass eine Adoption immer noch eine Möglichkeit wäre, wenn die Situation für Euch nicht tragbar wäre. Ihr könntet die Adoption bereits organisieren und Euch definitiv entscheiden, wenn das Kind da ist. Dies gäbe Euch die Zeit, Euch mit dem Thema auseinander zu setzen und zu sehen, in welche Richtung Euch Euer Herz führt mit dem gewonnenen Wissen, das Ihr habt. Du sagst, die Adoption kommt nicht in Frage. Darf ich fragen, warum? Warum denkst Du, es wäre einfacher, ein Kind zu töten, zu gebären und zu begraben, als es zu gebären und dann wegzugeben, eventuell in einer offenen Adoption, wo Ihr mit dem Kind und der Adoptivfamilie Kontakt haben könntet? Würdet Ihr Euch schämen, nicht selber dieses Kind grosszuziehen? Ihr zieht es doch auch nicht gross, wenn Ihr es abtreibt. Welcher Schritt wäre also der mutigere?