ihsan_12645606Hi lasier,
ich habe weder Dich kritisieren wollen noch möchte ich Deine Ansicht angreifen oder verurteilen bzw. Dir widersprechen.
Wie schon geschrieben ich habe mich schon einige Zeit vor meiner eigenen Abtreibung mit dem Thema beschäftigt, zu einem durch mein Studium und durch die Praktika, die ich da absolviere und meinen Hospitationen in Schulen, wo gerade Mädchen sind, die unmittelbar betroffen sind. Dies sind zB Berufsschulen.
In diesem Zeitraum habe ich sehr eng mit seriösen Beratungsstellen zusammen gearbeitet bzw. mir dort auch Rat geholt. Ich rede hier von völlig neutralen und staatlich geförderten Projekten. Die neutral beraten und bei denen zB der Beratungsschein ausgestellt wird, der für eine Abtreibung nötig ist.
Klar gibts da auch schon Ausprägungen von menschlichen Merkmalen, doch diese reichen nicht, damit es lebensfähig bzw. schon ein weit entwickelter Embryo ist. Ist ja auch logisch, dass sich menschliche Züge nicht erst in den letzten Monaten entwickeln. Dennoch sind solche Aufnahmen, was die Größe des Embryos angeht, meist deutlich übertrieben. Diese Bilder sind mehrfach vergrößert, klar damit man was erkennt, aber die Entwicklung is wie oben schon geschrieben so gering, dass gerade solche argen Vergrößerungen meist völlig falsch interspretiert. Ich selber hab sehr viele Ultraschallbilder der neueren Geräte in allen Anfangsstadien gesehen. Natürlich kommt es auch darauf an, wann man abtreibt aber bei mir zB war es sooo früh, dass gerade mal am Tag der Ab die Ärztin überhaupt was auf dem Bildschirm sehen konnte.
Mich stören eben hier sooft diese Horrorgeschichten, dass da gerade bei Mifegyne "riesige" Embryonen ausgestoßen werden. Bei mir selber war es ein roter Schleimpropf mehr nicht. Der Fruchtsack war so klein.
Ja ich habe mich sehr bewusst für meine Karriere entschieden, weil mir diese wichtig ist. Dennoch würde ich nicht sagen, dass ich mich gegen mein Kind entschieden hab, denn das war es für mich nicht. Ich zweifle nicht daran, dass ich, wenn ichs behalten hätte, auch irgendwann total geliebt hätte und es dann als mein Kind gesehen hätte, doch für mich und meinen Freund kam eben noch kein Kind in Frage. Mag ja schon sein, dass man es mit Kind auch schaffen könnte aber mir ist es zu wenig, wenn ich gerade mal jeden Monat ein kleines Gehalt auf dem Konto hab und ich mir womöglich nur einmal im Jahr einen 2 wöchigen Urlaub leisten kann. Versteh mich nicht falsch oder sieh dies als arrogant bzw. verwöhnt an, nein, ich weiß eben was ich kann und was ich in meinem Leben arbeiten will, weils mir Spaß macht, aber mir würde es nicht reichen.
Klar hört man den Satz sooft, dass es nie einen richtigen Zeitpunkt gibt, aber woher willst du es den wissen? Ich meine, klar muss ich wissen, wann ich dafür bereit bin, oder? Und uns wirds diesen Zeitpunkt geben, so in 2 bis 3 Jahren, denn dann werde ich 100%tig für unser Kind da sein, auch für ne längere Zeit, und danach werde ich wieder arbeiten.
Wie ich eben schon geschrieben habe, arbeite ich viel mit jungen Frauen zs, die gerade ihre Karriere starten und da seh ich doch selber, wie schwer es für viele Muttis ist. Doch leider nimmt auch keiner Rücksicht auf sie. Ich würde nie einer Frau einreden, dass sie abtreiben soll, nur damit sie in ihrem Leben weiterkommt, ich sage lediglich, dass sie es sich gut überleben soll. Denn wenn das Kind mal da ist, ist es zu spät und dann muss man eben erstmal für ne gewisse Zeit aussetzen.
Wir sind heutzutage zum Glück so emanzipiert, dass jede Frau für sich alleine ohne Druck selber sich gegen ein Kind entscheiden kann. Klar spielt Freund, Familie und Umfeld auch eine Rolle aber wenn man halbwegs klar ist und für selber überlegt, dann kann man für sich selber gut entscheiden.
Es geht doch nicht darum ob man jemals genug Geld hat. Der Mensch ist eben ein materialistisches Wesen, welches von Natur aus nach immer mehr strebt aber, eine gewisse Grundlage muss doch geschaffen sein, bevor ich ein Kind in die Welt setze. Für den einen ist diese Grundlage dünner für manche eben dicker.
Und wieviele Frauen landen dann nun mal bei Harz4 und leben ihren Kindern ein total schlechtes Vorbild vor. Klar sagen dann auch viele Frauen, dass es sich gelohnt hat oder würdest Du zugeben, dass Du nen Fehler gemacht hast und am liebsten doch abgetrieben hättest. Nein, denn das darfst du dann nicht, weil dann wieder die Moralkeule kommt. Und die kommt dann noch heftiger, zu einem weil Du ja Dein Kind liebst oder lieben musst obwohl Du dennoch mit einem weinenden Auge gern Deine Entscheidung anders getroffen hättest. Ich glaube, keine Frau würde zugeben, dass es ein Fehler war, vor allem weil sie es nicht darf. Ich glaube, das bringt keine Frau übers Herz, an der Wiege zu stehen und zu sagen, nein, ich wollte dich nich und ich bereue es.
Ob mich nun Gegner verurteilen oder nicht ist mir völlig egal, denn ich weiß was ich will und was ich kann. Mir widerspricht lediglich der Ton und die fragwürdigen Argumente, dann diese Verurteilungen und Beleidigungen.
Ich finde es völlig ok, dass es Gegner gibt, die muss es auch, eben weil es sich viele durch die Möglichkeit der Abtreibung viel zu leicht machen. Damit meine ich, dass die heutige Jugend, was Verhütung angeht, ziemlich nachlässig ist und Abtreibung sogar dazu missbraucht wird.
Ich möchte hier eben nur den rein sachlichen Aspekt ansprechen. Also dass eine Frau völlig frei von Schuldgefühlen entscheiden darf, was aus ihr und ihrem Leben wird. Und die, die Rat suchen, sollen bitte diesen neutral bekommen. Reine Tatsachen ohne Horror und MoralKeule.