Hab hier mal
was rausgesucht
Gespräche und Informationen über Sexualität sollten integrativer Bestandteil der Schwangerenberatung sein. Dies setzt neben der beiderseitigen Bereitschaft zur Thematisierung vor allem ein aus bisherigen Erkenntnissen aus der Literatur gewonnenes und weniger von subjektiven Einschätzungen des Frauenarztes/der Frauenärztin geprägtes Wissen voraus, das in den gängigen Lehrbüchern nur lückenhaft oder gar nicht vermittelt wird. Die überwiegende Anzahl insbesondere der methodisch akzeptablen Untersuchungen kommt zu dem Ergebnis, dass Geschlechtsverkehr bei einer komplikationslosen Schwangerschaft ungefährlich ist. Befürchtungen, den Fetus durch Geschlechtsverkehr zu verletzen, sind vor diesem Hintergrund unberechtigt. Grundsätzlich kann in der komplikationslosen Schwangerschaft jede Form von Sexualität: genital, nichtgenital, oral, manuell, anal etc. praktiziert werden - sofern von beiden Partnern gewünscht. Zu Empfehlungen hinsichtlich des sexuellen Verhaltens bei klassischer Anamnese einer Risikokonstellation in der laufenden Schwangerschaft fehlt bisher eine wissenschaftlich gesicherte Grundlage. Eine akute lebensbedrohliche Situation kann durch eine Luftembolie bei kraftvollem Einbringen von Luft in die Scheide ausgelöst werden. Schwangerschaft ist keine Zeit reduzierter sexueller Risiken. Geburtshelfer sollten auf safer sex in der normalen Schwangerschaftsvorsorge, z. B. der Anwendung von Kondomen bei Risikogruppen für sexuell übertragbare Erkrankungen, hinweisen. Sexualität spielt auch in der Schwangerschaft und im Wochenbett eine große bisher nur ansatzweise wissenschaftlich erforschte Rolle als partnerschaftsstabilisierender Faktor. Dabei hat Sexualität heute im Gegensatz zu früher eine größere Bedeutung für das mittel- und damit auch langfristige Weiterbestehen einer Beziehung. Sie bietet in einer Phase multipler Veränderungen die Möglichkeit, den eigenen Körper und die Schwangerschaft positiv zu erleben, sich durch die körperlichen Veränderungen zu neuen sexuellen Varianten inspirieren zu lassen und einer Entfremdung der Partner entgegenzuwirken. Eine gute sexuelle Beziehung bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine aktivere Sexualität bzw. eine bestimmte Quantität sexueller Kontakte. Im Rahmen der Schwangerenvorsorge sollten Paare nach der Vermittlung von praktischen Informationen in der Entwicklung einer für sie adäquaten Sexualität in der Schwangerschaft unterstützt werden.
Quelle:http://www.thieme-connect.com/