an0N_1276586899zMeine Empfindungen
"empfindest du"
sind meiner Empfindung nach oft ein ziemlich schlechter Ratgeber. Deswegen messe ich denen nicht zu viel Bedeutung bei.
Meine Empfindungen würden - bei Abwesenheit der ganzen Argumente - vermutlich irgendwo bei 8. SSW einen Unterschied sehen, da ich rein instinktiv erstmal alles, was ca. 1 Kopf, 1 Rumpf, 2 Arme, 2 Beine, 10 Finger, 10 Zehen, 2 Augen, 1 Mund, 2 Ohren und einen für den aufrechten Gang vorgesehenen Körperbau aufweist verdächtige, Mensch zu sein (Was dann aber ggf. nach genauerer Überlegung noch verworfen werden könnte).
Aber dazu, warum ich meine Empfindungen hier als schlechten Ratgeber ansehe; Auf dem folgenden Bild ist links ebenfalls ein lebendes Exemplar der Spezies Mensch gezeigt:
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-04/anders-breivik-norwegen-menschenrechte-isolationshaft-urteil-berufung
Wie in dem Artikel steht, scheint auch ein Gericht in Norwegen der Ansicht gewesen zu sein, dass das gezeigte ein Mensch sei (ersichtlich daran, dass die Unterbringung vermeintlich gegen die Menschenrechtskonventionen vertoßen haben soll, was natürlich nur sein kann, wenn das gezeigte ein Mensch ist).
Nun, rein von meinen Empfindungen her: Nein. Nada. Null. Vergiß es. War vielleicht mal ein Mensch, aber hat am 22. Juli 2011 unter Vorbringung eines 1500-Seiten Schriftsatzes 77 mal eindeutig und unmissverständlich "Antrag" auf Austritt aus dem Klub "Mensch" gestellt, von meinem Empfindungen her gibt es keinen Mucks, warum dem 77-fachen "Antrag" nicht zu folgen sei; falls es wieder zum Klub dazu gehören will, erstmal um Verzeihung winseln, dann kann man vielleicht darüber reden; bis dahin: Nein.
Ich muss aber feststellen, dass meine Empfindungen da irren. Selbstverständlich ist der gezeigte ein Mensch mit allen zugehörigen Rechten und somit insbesondere auch mit dem Recht auf menschenwürdige Haftbedingungen und dem Recht ggf. gegen die Haftbdingungen zu klagen, weil er in menschenunwürdiger Weise mit Plastikbesteck essen musste oder er keine Spielkameraden hatte oder was auch immer gerade seine Wehwechen waren.
Da ich da meinen Empfindungen nicht trauen kann, traue ich ihnen auch in Bezug auf hiesiges Thema nicht.
Vor allem da eben das Menschsein gar kein Club ist, bezüglich dessen Mitgliedschaft irgendwer den Daumen heben oder senken kann, ob man dazu gehört (womit auch dem obigen 77-fachen "Antrag" zu meinem Bedauern nicht statt gegeben werden kann), womit es letztlich keine Rolle spielen darf, ob ich nun empfinde das irgendwas ein Mensch ist oder nicht. Menschsein muss unabhängig von meinen Empfindungen sein.
Und, um das klar zu stellen, wenn vermeintlich doch meine Empfindungen relevant sein sollten, dann wären hinsichtlich Feststellung der Nichtmitgliedschaft im Club gefühlsmäßig natürlich das auf dem Foto gezeigte Exemplar und eine ganze Reihe anderer vor den ungeborenen dran, aus dem Club ausgeschlossen zu werden, denn letztere haben immerhin nicht den Austritt "beantragt"; nach meinen Empfindungen würden also eine ganze Reihe dann nicht mehr als Mensch gelten.
Meine Empfindungen sind hier also unbeachtlich.
Und noch als zur allgemeinen Erläuterung:
Ob ungeborene nun Menschen sind oder nicht, wird doch nur aus einem Grund überhaupt diskutiert/angezweifelt:
Weil das Menschsein ungeborener möglicherweise zu unerträglichen Konsequenzen für Frauen führen kann, namentlich das sie dann quasi als Gebärmaschinen 5-10 Kinder "werfen dürfen" und keine Chance haben, irgendwas anderes mit ihrem Leben anzufangen.
Wenn irgendwer von Bekannten, Freundin, Tochter, Ehefrau, Ex-Ehefrau, Kollegin, usw. gesagt bekommt: "Du, ich bin schwanger; zwar erst 14. SSW, aber bei den Untersuchungen war alles super in Ordnung, ist ein kleiner kräftiger Junge, der schon richtig versucht zu strampeln"... kramt US-Bild hervor "Schau, mein kleines Baby, sieht doch schon richtig süß aus, oder? Wir sind auch schon richtig am Grübeln, wie er heißen soll, denn eigentlich will ich mein Kind jetzt schon mit seinem Namen ansprechen"
wer bitte antwortet dann damit:
"Sorry, das ist doch erst ein Fetus, das ist weder ein Baby noch ein Junge noch ein Kind, das wird es erst in ein paar Monaten; aber ich freu mich trotzdem für dich, blabla"?
Ich denke niemand (außer vielleicht der Ehemann/Ex-Ehemann, weil ihn die Unterhaltszahlungen gruseln; aber beim Thema Abtreibung auf Männer Rücksicht nehmen, sehe ich nun echt nicht ein).
Und warum?
Na weil hier offensichtlich kein Risiko von wegen Frauenunterdrückung, Zerstörung von Chancen oder Degradierung zur Gebärmaschine besteht, da sie es ja selber so zu wollen scheint; also braucht man die philosophische Gymnastik, warum das doch kein Mensch sei, nicht anstellen, und kann sich von ihrer Freude anstecken lassen.
Heißt also, es geht eigentlich um die Wahl zwischen 2 Optionen:
1. ungeborenen das Menschsein absprechen, damit die Rechte von Frauen nicht unter die Räder kommen
2. ungeborenen das Menschsein nicht absprechen, auch wenn damit die Rechte von Frauen unter die Räder kommen
Und beide Optionen sind eigentlich unmenschlich, es ist die schöne Wahl zwischen Pest und Cholera. Und ich will gefühlsmäßig keine von beiden wählen. Und da vertraue ich ausnahmsweise meinen Gefühlen, nicht zu irren.
Aber gibt es wirklich nur die 2?
Lies dir nochmal da den Eröffnungspost durch:
http://forum.gofeminin.de/forum/f117/\_\_f6877\_f117-Schwangerschaftsabbruch.html#4 8r
War die Abtreibung "erforderlich", damit eveline0888 ihr Leben so leben kann, wie sie es will?
War die Abtreibung "erforderlich", um die Verletzung ihrer Rechte oder Würde zu vermeiden?
War es jetzt für die Gleichberechtigung von Frauen und für den Respekt gegenüber Frauen vor allem seitens der Männer "gut", dass die Abtreibung stattfand?
Rein gefühlsmäßig (und wieder vetraue ich meinen Gefühlen ausnahmsweise): Nein. Und zwar ganz eindeutig.
Die Abtreibung war "erforderlich", weil ein drogensüchtiger Mann emotional damit überfordert war, dass er durch Sex zum Vater werden könnte, und emotional überfordert war, seine eigenen Problemchen wenigstens soweit runterzuschlucken, dass er ein "Ich werd dir keine große Hilfe sein, aber an mir soll es nicht scheitern." gegenüber der Frau von sich zu geben, die ein paar Wochen zuvor zumindest noch gut genug für Sex war und die eine solche oder ähnliche Rückmeldung geradezu erbettelte und erflehte.
Es gibt also mitnichten nur solche Abtreibungen, die zwecks Vermeidung von "Gebärmaschinenstatus" "erforderlich" sind. Sondern eine ganze Reihe, die damit überhaupt nichts zu tun haben, die aus ganz anderen Gründen "erforderlich" sind.
Und damit gibt es eben noch eine 3. Option:
3. ungeborenen nicht das Menschsein absprechen, aber Abtreibung so regeln, dass die Rechte von Frauen möglichst nicht bzw. wenig unter die Räder kommen; aber dafür um der ungeborenen und der Frauen willen sich umsomehr bemühen, dass die ganzen anderen Gründe doch möglichst verschwinden bzw. minimiert werden; denn das ist im Interesse der ungeborenen wie der Frauen; der Nachteil lautet hier allerdings, dass das ganze dann in der Praxis nicht auf den ersten Blick sinnvoll oder logisch erscheint oder sich richtig anfühlt (z.b. ungeborene haben das Recht auf Leben und trotzdem "fördert" der Staat durch die Unterstützung von entsprechendne Unis, die Ausbildung von Ärzten darin, wie man dieses Leben beendet? Aha. Ungeborene haben das Recht auf Leben und Abtreibungen sind rechtswidrig, trotzdem können zivilirechtlich gültige Verträge hinsichtlich Durchführung eines Abtreibung zu Stande kommen und diese Durchführung wären ggf. auch polizeilich zu schützen? Aha. Die dem Schutz des ungeborenen Lebens dienende Beratung soll ergebnisoffen sein? Aha. Abtreibungen sind rechtwswidrige Taten, deren Straffreiheit im Voraus und ohne gerichtliche Überprüfung vom Staat "versprochen" werden darf? Aha. Gesetzliche "Pflicht zum Austragen", die mit Gleichberechtigung und Würde der Frau kraft BVerfG Diktum vereinbar ist? Aha. Wenigstens wird hier die Logik doch ganz schön strapaziert.)
Und wenn ich von den 3 Optionen stehe:
1. Ungeborenen das Menschsein aberkennen
2. Drauf pfeifen, dass Frauen möglicherweise zu Gebärmaschinen degradiert werden
3. Ungeborenen das Menschsein nicht aberkennen, aber die Logik bis zum Zer- und Erbrechen oder sogar darüber hinaus noch dazu in Gesetzesform strapazieren, um Schaden für die "Gleichberechtigung" gering zu halten; dafür versuchen, wenigstens hinsichtlich der nicht aufgrund "Gleichberechtigung" "erforderlichen" Abtreibungen was zu tun
dann ist es gefühlsmäßig unzweifelhaft 3. Auch wenn man nachher ziemliches Bauch- und Verstandesgrimmen hat, wegen merkwürdigen Begriffen (bei der "Pflicht zum Austragen" z.b. habe ich auch schon mehrfach Schlucken müssen und es bleibt die Verwunderung darüber, dass das BVerfG nicht von wütenden Feministinnen verwüstet wurde) und "akrobatischer" Gesetzeslogik, denn das ist Optionen 1 und 2 vorzuziehen ist.
(Und Option 4, ungeborenen das Menschsein aberkennen, aber trotzdem was gegen diese ganzen nicht durch "Gleichberechtigung" "erforderlichen" Abtreibungen tun, wird auf Dauer niemals funktionieren, da man keinen hinterm dem Ofen hervorlockt, wenns um den Schutz von "Zellhaufen" geht; dann macht halt eine Frau ihren "Zellhaufen" weg, weil der drogensüchtige Erzeuger ein Jammerlappen ist. Wen solte das jucken?)