hande_12939734Hallo morgentau,
danke für deine aufmunternden Worte.
sicher weiß ich es seit einer Woche. Ich war bei meinem FA, der die SSW bestätigt hat. Die Periode ist aber schon vorher ausgeblieben und ich habe es an meinem Körper früh bemerkt, ohne mit irgendjemanden über meine Vermutung zu sprechen. Daher hatte ich etwas Vorlauf um mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen. Also so rd. 2 Wochen.
Wir waren am Montag gemeinsam bei der Beratung. Ich empfand es als sehr hilfreich mit jemand Neutralem darüber zu reden, der als Moderator und Hinweisgeber dient. Die Unterstützungsmöglichkeiten, die aufgezeigt wurden wie bspw. eine Familienpatenschaft und die Möglichkeit einer Haushaltshilfe helfen uns nur bedingt, da sie nicht die Wurzel des Problems beseitigen.
Vielleicht auch noch ein paar Worte dazu: Wir sind beide der Überzeugung, dass wir das sowohl finanziell als auch organisatorisch mit einem dritten Kind auf die Reihe kriegen könnten. Es geht um die Einschnitte in der Lebensqualität.
Mein Partner hat bis vor 2,5 Jahren keine Verantwortung für Kinder gehabt. Sein Leben bestand aus Arbeit, aktiven sportlichen Freizeitaktivitäten (teil als Ausgleich) und unserer Fernbeziehung (seit 2014). Er ist zwar ein Familienmensch aber kann mit kleinen Kindern nicht so wirklich viel anfangen. Ihm war vor Kind Nr 2 auch nicht klar, ob ein (eigenes) Kind nun zu seinem Glück beiträgt oder ob er auch ohne Kinder weiterhin ein erfülltes und glückliches Leben führen kann.
Er war aber bereit es zu probieren mit dem Ergebnis, dass er jetzt im Nachhinein sagt, dass er die Kinder & unser Familienleben liebt aber das diese Liebe nicht das aufwiegt, was ihm jetzt dadurch fehlt; die Freizeit, die weggebrochen ist; der fehlende Ausgleich zur Arbeit; die Zeit, die wir gemeinsam aktiv gestaltet haben; all die Aktivitäten, die ihn ausmachen und glücklich gemacht haben.
Wenn ich vorschlage, er solle sich die Zeit dafür nehmen, entgegnet er, dass er das gemeinsam mit mir tun möchte und das alleine nicht genießen kann, da er mich mit den Kindern und der ganzen Arbeit alleine lassen würde. Ich denke ihm würde kleinere Auszeiten am WE oder mal ein gemeinsamer Urlaub genügen. Als wir noch in einer Fernbeziehung und später zu Dritt waren, gab es diese Auszeiten, weil meine Tochter an WE/Ferien auch beim Papa/Großeltern war und wir dann Zeit für anspruchsvolle Aktivitäten hatten. Das ist mit Kind No 2 komplett weggefallen und würde mit Kind No. 3 nur noch schwieriger, weil wir wieder von neuem starten würden mit einem Kind das zusätzlich die volle Aufmerksamkeit fordert. Dieser weggefallene Lebensbereich ist der eine Grund. Das gilt für mich natürlich auch, dass mir all das fehlt. Er definiert sich über Familie&Arbeit&Freunde&Freizeit, ich mich auch, aber ich gewichte es anders. Fällt was weg, liegt mein Fokus auf den anderen Bereichen. Er kann das nicht.
Der andere Grund weshalb er sich vor einem dritten Kind sträubt, ist seine Einstellung zum Familienleben. Er ist extrem harmoniebedürftig. Jeder Streit, jede Auseinandersetzung was eine Familie mit Kindern nunmal mit sich bringt ist für ihn eine Störung in der Matrix. Sitzen wir also beim Abendessen zusammen und die Große heult rum, weil sie irgendwas Spezielles nicht essen will und der Kleine wirft mit dem Essen durch die Gegend, empfinde ich es zwar auch als störend aber eben auch ein Stück weit als Normalität. Für ihn ist das extrem störend und damit stressig.
Ich ertrage auch die Lautstärke gut, bin selbst mit 2 Geschwistern aufgewachsen; er kennt das als Einzelkind nicht und es stresst ihn ebenfalls. Dass wir als Eltern gefordert sind einzulenken ist für seine Einschätzung von Erziehung erforderlich aber eben auch extrem belastend. All diese Alltagsaktivitäten mit duschen, Zähne putzen, rechtzeitig zu Bett bringen, Einkaufen, etc ist inzwischen Routine, aber es läuft halt nicht sauber durch. Seine Harmoniebedürftigkeit steht dem Genuss des Familienlebens extrem im Weg. Jetzt ist Kind No 2 auch kein Engel und war als Baby schon extrem anstrengend. Seine Schreiattacken haben es in sich, während Kind No 1 schon frühpubertäre Züge entwickelt. Und man stelle sich jetzt Kind No 3 in der Gemengelage vor. Klar, dass er da auf die Barrikaden geht, wenn vor 2,5 Jahren das Leben noch so einfach schien. Ich muss jetzt selbst extrem lachen. :D
Natürlich bin ich enttäuscht, ich kann ihn aber auch verstehen, weil das extrem viel ist, was über ihn hereingebrochen ist und er dennoch sein Allerbestes gibt und sich das häufig ggü den Kindern nicht anmerken lässt.
Ich habe ihm gesagt, dass ich Kind 2+3 als Chance sehe, weil beide zu einem späteren Zeitpunkt miteinander spielen und uns selbst Freiraum ermöglichen würden. Auch das ist glaube, dass es für beide Kinder eine Bereicherung wäre ein Geschwisterchen im fast gleichen Alter zu haben und dass auch die Große eher integriert wird als sich isoliert zu fühlen. Das bestreitet er nicht; er sieht aber die Mehrarbeit & den größeren Stress und die noch weniger vorhandene Zeit überwiegend.
"Wie fühlt es sich denn für dich an, wenn du mal einen Blick in die Zukunft wirfst und euch mit den Dreien vorstellst?"
Ich bin da ambivalent. Ich kann mir beides vorstellen. Ich kann es mir gut vorstellen: wieder ne Schwangerschaft durchleben, einen Säugling zu hause haben, die Nächte nicht durchschlafen :D In meiner Welt sieht das nicht so düster aus. In meiner Wunschwelt ziehen meine Eltern dann zu uns in die Region und unterstützen und nehmen uns die Kinder hin und wieder ab, so dass wir Ausgleiche schaffen können um dann wieder voll und ganz mit Hingabe für unsere Familie da zu sein. Eine große Familie was die Großeltern inkludiert. Beide Kleinkinder gehen irgendwann gemeinsam in die gleiche KITA und ich kann wieder arbeiten. Ob nun 1 Kind oder 2 Kinder fremdbetreut werden, wo liegt der Unterschied!? Ich hätte (wie du sagtest) anfänglich sogar mehr Zeit für die Große, da ich mindestens 12 Monate in Elternzeit wäre. Man müsste Kind No.2 an das Schlafen in seinem eigenen Zimmer gewöhnen und nicht mal große Anschaffungen tätigen, weil ja alles noch vorhanden ist. In meiner Vorstellung ist das alles machbar und schön. Die Realität könnte anders werden.
Die andere Seite: Ich entscheide mich gg Kind No 3 und wir sehen das als Chance unser Leben zu 4t so schön wie möglich und so gut es geht zu gestalten. Business as usal, sofern das möglich ist. Keine Ahnung! Was wenn ich daran verzweifle. Wahrscheinlich kann man dann nicht einfach so weitermachen wie bisher, vielleicht doch.
Mein Partner hat gesagt, wenn ich mich für das Kind entscheide, dann versuchen wir es. Er hat mir keine Garantie gegeben, dass er das alles aushält. Und was dann? Was wenn ich es selbst nicht aushalte, weil ich zu naive Vorstellungen hatte. Die Vorstellung alleinerziehnd mit drei Kindern zu sein in einer Region , in der Mieten explodieren, die Betreuungsmöglichkeiten nicht AN-freundlich gestaltet sind, in der mir niemand bleibt und ich Existenzängste befürchten müsste ist der Horror. Ich habe es mit meiner Tochter erlebt. Doch hatte ich damals die Unterstützung meiner Eltern.
Das sind so meine Gedanken. So viel Zeit will ich nicht ins Land fließen lassen. Die Entscheidung wird dadurch nicht einfacher.
Vielleicht kannst du mir etwas mehr über deinen Alttag mit drei Kindern berichten und insbesondere der Übergang von Kind No 2 auf Kind No 3. Wie alt sind sie inzwischen? Wie hoch ist der Altersunterschied und wie kommt ihr zurecht?
Liebe Grüße