Naja..
Grundsätzlich ist es natürlich jedem selbst überlassen, wann er (bzw.) sie sich für ein Kind entscheidet und ob eine Ausbildung vorausgegangen ist oder nicht. Die Mehrheit wird dir davon abraten, das "Pferd von hinten aufzuzäumen", also erst ein Kind bekommen und dann eine Ausbildung zu machen. Momentan ist die Arbeitsmarktlage in Deutschland nicht berauschend und allen Prognosen nach wird die Situation nicht besser, sondern eher noch schlechter. Das bedeutet, dass die Arbeitgeber, die Ausbildungsplätze zu vergeben haben, aus einer Vielzahl an Bewerbern wählen können. Ich behaupte einfach mal, dass du mit 2 abgebrochenen Ausbildungen (eine davon gekündigt!), in der Folge dann vers. Praktikas (also keine dauerhafte Anstellung) und dann mit Kleinkind in der Auswahlliste ganz nahe dem untersten Platz gehandelt wirst. Chefs wollen doch "frische Schulabgänger", motivierte und fleißige, ehrgeizige und flexible Mitarbeiter (und Azubis) haben. Was soll da eine Mutter, bei der die Gefahr besteht, dass, wenn das Kind krank ist, die Kita zu ist, o.ä. sie gar nicht am Arbeitsplatz erscheint ? Unternehmen legen bei Azubis finanziell eher drauf - insofern werden sie nur solche Bewerber nehmen, deren "Risikofaktor" gering ist. Es mag hart klingen, aber so läuft das in der Arbeitswelt eben.
Ich habe einen Sohn und gehe nun nach Ende der Elternzeit wieder arbeiten. Und obwohl ich vor der Geburt meines kleinen Mannes 14 Jahre gearbeitet habe (inkl. Ausbildung) - fällt es nun schwer, wieder in die gewohnte Arbeitswelt einzutauchen. Ich kann und möchte nicht mehr so flexibel sein, wie ich ohne Kind war. Und mein AG nimmt es hin, aber macht keine Luftsprünge vor Freude.
Ich mag mir nicht vorstellen, wie es wäre, hätte ich erst gar keine Ausbildung gemacht.
Abgesehen davon, habe ich den Eindruck, dass du selbst nicht so recht weißt, was du eigentlich möchtest und dir spontan überlegt hast "Ein Baby wäre doch nett!" - ich denke, du solltest erst mal mit dir ins Reine kommen, dir deinen Weg suchen, einen Plan machen, wohin die Lebensreise gehen soll, wo welche Stationen (Beruf, Kind) geplant sind. Wenn du die Route abgesteckt hast, bleibt dir doch noch immer die Chance, sie zu variieren - aber zumindest Eckpunkte sollte es doch geben.
Interessant wäre auch, ob du deinen Wunsch auch hättest, wenn du keinerlei finanzielle Unterstützung seitens des Staates in Aussicht hättest ?
Mein Eindruck ist, dass sich viele einfach davor drücken, arbeiten zu gehen - und ein "optimaler Grund" ist doch ein Kind zu bekommen. Würde der Staat nur Unterstützung anbieten, wenn nachweislich ein "Härtefall" vorliegt oder eine abgeschlossene Ausbildung nachgewiesen würde, wäre der Kinderwunsch einiger Frauen plötzlich dahin - das behaupte ich einfach mal ganz frech. Sicher, dann hätten wir noch weniger Kinder in Deutschland, allerdings wären es sicherlich auch weniger, denen es schlecht geht und die an der Armutsgrenze leben müssten.
Ganz besonders erstaunlich finde ich allerdings einen Kommentar, den du erhalten hast - hier wird angeprangert, dass du ohne Kind nichts auf die Reihe gekriegt hättest, es dann aber mit Kind schaffen wolltest. Grundsätzlich stimme ich dem voll zu - interessant ist jedoch, dass die Verfasserin ebensowenig eine Ausbildung gemacht hat und ihr Leben so lebt, wie du gerne möchtest. Ja, manche sollten zuerst vor der eigenen Tür kehren.
Überleg es dir gut - Kinder sind wundervoll, aber auch anstrengend und wenn du eine gute Mutter sein möchtest, solltest du dein Leben geregelt kriegen, ehe du dir Verantwortung für ein weiteres übernimmst.