Hallo zusammen,
leider muss ich ziemlich ausholen um meine Situation treffend beschreiben zu können. Ich bin dankbar für jeden netten Menschen, der sich meine Geschichte anhören mag:
Ich habe im Dezember einen Mann kennengelernt, der 250km entfernt wohnt. Er war charmant, liebevoll und hat sich sehr um mich bemüht. Wir haben uns jeden Tag geschrieben, nach einer Woche dann fast täglich telefoniert und uns dann das erste Mal getroffen. Bis dahin hat er alle Mittel in Bewegung gesetzt um mich von ihm zu überzeugen. Er hat mir Briefe geschrieben, mir Geschenke gemacht etc. Ich musste ihn immer wieder "bremsen" und ihm sagen, dass seine Gefühlsbekundungen zu schnell für mich sind und ich das noch nicht erwidern könne.
Er hat mir immer das Gefühl gegeben, dass er sich schon längst in mich verliebt hat und das auf unterschiedlichste Weise gezeigt. Beim ersten Treffen lief noch nichts, er war auch sehr zurückhaltend und aufgereget. Hat auch immer wieder gesagt, wie aufgeregt er ist, dass er mich endlich sieht. Er würde dieses Glück noch gar nicht realisieren können.
Meine Freundinnen fanden das alles in dem Moment schon "creepy" weil er mich ja noch gar nicht richtig kannte. Ich konnte mich anfangs auch nicht richtig darauf einlassen weil es mir alles "too much" war. Aber irgendwie gefiel es mir auch, dass ein Mann sich so sehr bemühte. Also habe ich mich nach etlichem Abwägen dazu entschlossen, ein Wochenende bei ihm zu verbringen. Ich dachte "ach komm, gib doch auch mal einem netten Mann eine Chance". Er hat mir daraufhin ein Willkommenspaket per Post geschickt mit Reiseführer seiner Stadt etc. Sowas hatte noch niemand für mich gemacht.
Das Wochenende war sehr schön und ich habe mich immer mehr zu ihm hingezogen gefühlt. Er wusste einfach welche Knöpfe er bei mir drücken muss. Im Nachhinein betrachtet, hat er sich einfach jedes winzige Detail gemerkt (wie ich meinen Kaffee trinke, welche Musik ich höre etc.) und es bewusst inszeniert.
Nunja.. es folgten weitere Wochenenden bei mir und bei ihm und ich fing an Gefühle für ihn zu entwickeln. Ich gehöre zu den Menschen, denen es schwer fällt, Gefühle zuzulassen. Aber wenn sie erstmal da sind, dann bin ich auch voll und ganz dabei. Er hatte mir das schon öfter gesagt aber nach einer gewissen Zeit habe ich auch meinen Mut zusammengefasst und ihm gesagt, dass ich seine Gefühle erwidere. Er hatte auch schon oft das Thema Fernbeziehung angesprochen und wie wir das alles regeln könnten etc. Alles an seinem Verhalten deutete auf eine Beziehung in. Ich habe ihm also Samstagabend gesagt, dass ich seine Gefühle erwidere. Daraufhin hatten wir ungeschützten Sex (davor hatten wir immer mit Kondom verhütet).
Am Sonntag wurde dann alles anders. Wir waren spazieren und plötzlich sagte er "für eine Beziehung fehlt noch sehr viel" etc. Das alles hat mich sehr verletzt. Ich konnte nicht glauben, dass er über Wochen und Monate den Aufwand betrieben hat, mein Herz für sich zu gewinnen und ab dem Zeitpunkt, an dem ich seine Gefühle erwidere, lässt er mich fallen. Sex kann nicht seine Absicht gewesen sein, denn den hatten wir schon vorher bei jedem weiteren Treffen gehabt.
Nach vielen Diskussionen und Streitereien habe ich mich dann umfassend mit dem Thema "Narzissmus" beschäftigt und konnte nicht fassen, wie exakt die Beschreibungen auf diesen Menschen passen. Danach kam unmittelbar meine Entscheidung, die Sache zu beenden und ich war auf dem besten Weg, diesen Menschen hinter mir zu lassen.
So schön, so gut aber eine Woche später (heute vor einer Woche) habe ich festgestellt, dass ich schwanger bin. Ich habe ihn direkt angerufen und es ihm gesagt. Er hat seitdem vehement versucht, mich zu einer Abtreibung zu bewegen. Er hat schon zwei Kinder, für die er unterhaltspflichtig ist und ein weiteres würde ihm finanziell das Genick brechen. Bzw. in seinen Worten "dann kann ich mir ja direkt einen Strick nehmen".
Ich verstehe seine Situation aber er wusste, dass ich nicht die Pille nehme. Ich habe ihm vor besagtem Wochenende sogar gesagt, dass er bitte Kondome besorgen soll. Wenn ich doch auf keinen Fall mehr Kinder möchte, warum achte ich dann als Mann nicht penibel darauf?
Für mich ist das anders. Ich bin jetzt 30, habe einen grundsätzlichen Kinderwunsch und das Risiko aus dem Grund in Kauf genommen, da ich dachte, dass wir auf etwas aufbauen und sich daraus entwas schönes entwickelt. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon von seiner narzisstischen Persönlichkeitsstörung gewusst, hätte ich mit Sicherheit anders entschieden. Ich habe davor immer sehr Gewissenhaft auf Verhütung Acht gegeben.
Nun stehe ich vor der wohl schwersten Entscheidung meines Lebens: alleinerziehend ein Kind in die Welt setzen, das einen narzisstischen Vater hat mit der Angst, dass dieser immer wieder manipulativ in unser Leben treten wird (ich gehe nicht davon aus, dass er einfach vom Erdboden verschwindet) oder ein Schwangerschaftsabbruch obwohl ich mich grundsätzlich bereit fühle, Mutter zu werden und mir sicher bin, dem Kind auch ohne Vater genug Liebe geben zu können?
Nachdem ich ihm gestern gesagt habe, dass ich unser Kind behalten möchte, hat er gesagt, dass damit ab sofort jeder Kontakt nur noch über einen Anwalt erfolgt und mir gedroht, dass ich ihn von allen rechtlichen Verpflichtungen entbinden muss. Das wird selbstverständlich nicht eintreffen aber ich sehe eine massive Welle an Problemen auf mich zurollen.
In erster Linie geht es mir um das Wohlbefinden unseres Kindes. Es wächst a) alleine bei mir auf und hat b) einen kranken Vater. Es ist aber doch meine Pflicht, unser Kind zu schützen. Wie soll das gehen bei so einem Menschen?
Für jede Meinung und jeden Rat bin ich sehr dankbar!