barbra_18557345Hallo Kallisto90,
die Ängste, die du ausstehst verstehe ich sehr gut. Was der dazugehörige Mann zu dem Thema zu sagen hat, würde ich an deiner Stelle mal ganz weit zur Seite schieben. Ja, es ist ein kontroverses Thema und das Recht des Vaters ist wichtig... Aber es geht ja hierbei nicht um die Frage, ob man einen Hund adoptiert oder nicht. Die Konsequenzen daraus sind größer und werden letztlich durch dich und nicht ihn getragen. Und von dem was ich lese, ist er sowieso kein "Vatermaterial"; war mein Erzeuger auch nicht und aus mir ist trotzdem was geworden. So what? Wenn es von deiner Seite "Leichtsinn" war, dann war es das auch von seiner Seite aus.
Möchtest du aus dir selbst heraus, ohne Einfluss von anderen abtreiben, dann tue es, dann ist es das Richtige. Aber, wenn du eigentlich nicht abtreiben willst, dann treib bitte nicht ab. Für alles andere findet sich immer eine Lösung.
Ich war selbst im Hartz und weiß, dass diese Aussicht eine sehr beängstigende ist. Als ich klein war, waren wir auch arm wie die Kirchenmäuse. Aber weißt du, meine Mutter hat mich geliebt. Klar, es gab oft Sachen, die ich gern gehabt hätte und große Reisen kenne ich nicht, aber ich war trotz allem glücklich. Hätte ich mit Freunden tauschen wollen? Nie, denn ich hatte eine wundervolle Mutter, die ich nie gegen das größte Schloss oder die riesigste Schlemmer-Tafel getauscht hätte.
Egal was ich im Leben geplant habe, egal was ich mir erhofft habe, es kam am Ende doch immer alles anders. Und jeder einzelne Schritt, der Leid bedeutet, hat mich auch zu jeder Stunde des Glücks meines Lebens geführt. Und so geht es an sich jedem Menschen, nur verlernen wir so schnell Dinge zu erkennen.
Ja, natürlich gibt es Leute, die bessere "Vorraussetzungen" mitbringen. Aber vieles scheint auch nur so. Da kenne ich eine junge Mutter, die das Kind für den Vater, der fast nie da ist, zur Welt gebracht hat und es selbst komplett ablehnt. Sind finanziell super abgesicht, aber das Kind kennt keine mütterliche Liebe. Eine Freundin aus Jugendtagen hat in einem großen Haus gewohnt und wurde regelmäßig in der Familie vergewaltigt. Eine damalige Nachbarin war perfekt vorbereitet auf ein Kind und hat dann ein schwerbehindertes Kind auf die Welt gebracht, worauf sie nicht vorbereitet war. Dann gibt es Situationen in denen sich der Vater dann plötzlich überlegt, dass er doch kein Vater werden will. Andere haben so lange gewartet, bessere "Vorraussetzungen" mitzubringen, dass auf einmal die Natur nicht mehr mitspielt. Will sagen, egal wo wir herkommen und wer wir sind, am Ende kann alles anders kommen. Und die wichtigste Vorraussetzung ist, dass du dein Kind liebst; der Rest findet sich.
Ich war bei der Schwangerenberatungsstelle und meinte vollkommen verzweifelt, dass ich es, wenn alles gut geht, schon hinkriege, aber was wenn das Kind behindert ist?! Da lächelt sie mich an, und fragt mich, ob ich es dann nicht haben wollen würde. Doch! Dem Leben, dass in mir wächst (welch Wunder es ist!) möchte ich ein Leben gönnen! Und da meint sie, na dann: Es gibt auch ein Leben mit behindertem Kind. Und ja, sie hat Recht. Wir können uns nie auf alle Eventualitäten vorbereiten, es kommt immer alles anderes. Aber es wird, denn wenn es muss, wird es.
Und insofern, wenn du das Kind kriegen willst, dann behalte es. Der Rest, findet sich.
Ans Herz legen möchte ich dir auf jeden Fall zur Schwangerenberatung zu gehen. Wenn dir das unangenehm ist, gibt es auch annonyme Telefonberatungsstellen. Das hat mir sehr geholfen.
Alles, alles Gute!