Hallo,
ich (17) komme aus einem sehr, sehr strengem Akademikerhaushalt, in dem sowas wie 'Beziehungen' oder gar etwa 'Sex vor der Ehe' immer tabu waren.
Meine Eltern haben mich schon immer sehr darauf getrimmt ja gut in der Schule zu sein und Karriere zu machen- umso größer war dann die Enttäuschung, als aus mir nur eine durchschnittliche Schülerin auf einem 'normalen' Gymnasium wurde, nichts besonderes.
Auch wenn nächstes Jahr dann das Abitur ansteht, weiß ich dass sie sehr enttäuscht von mir sind und das sicherlich einer der Gründe war, warum unsere Beziehung schon seit Jahren sehr leidet.
Jedenfalls habe ich überhaupt kein Verhältnis zu meinen Eltern, ich lebe in ihrem Haus, rede aber nicht mit ihnen. Wenn ich mich an den Tisch zum Essen setze, werde ich sofort beleidigt, dass aus mir eh nichts wird und das ich total dumm bin und im Leben nichts erreicht habe.
Dabei habe ich eine Realschulabschluss mit Quali und bin nicht gerade die schlechteste Schülerin auf dem Gymnasium, ich denke es ist für einen jungen, ganz normalen Menschen schwer in diesem Alter mehr zu erreichen!
Also, um es kurz zusammenzufassen, ich bin das schwarze Schaf in der Familie und meine Eltern sagen mir jeden Tag dass es der schönste Tag ihres Lebens wird wenn ich endlich 18 werde, weil sie mich dann vor die Tür setzen werden.
Jeden Tag.
Selbst stellen sie sich immer als totale 'Opfer' dar, sagen ich würde ihnen kein normales Leben ermöglichen. Dabei versuche ich nur unauffällig zu bleiben und nicht anzuecken.
Wie schon erwähnt, Sexualität war immer total tabu.
Wo andere Eltern ihre Kinder zur Aufklärung fast schon zwingen, wollten meine Eltern mir nie Fragen dazu beantworten und mieden das Thema vollständig. Als in der 8. Klasse der Aufklärungsunterricht anstand, war ich das einzige Mädchen, ja die einzige Person, aus meiner Klasse, deren Eltern die Einverständniserklärung NICHT unterschrieben haben. Sie fanden es mit 14 Jahren noch zu früh über sowas zu sprechen. Jetzt mit 17 übrigens immer noch.
Beide sind katholisch, konservativ und meine Mutter hatte mit Jungs vor meinem Vater angeblich nie was am Hut.
Da sie Jungs und Sex sehr missbilligen, durfte ich auch mit 15/16 Jahren auf eigenen Wunsch nie die Pille nehmen. Als Begründung meinten sie es sei noch viiiiiellll zu früh, und da beide Ärzte sind hatten sie ein paar gute Geschichten auf Lager, über Mädchen die durch die Pille an Lungenembolie oder Thrombose gestorben sind. Ich möchte das hier nicht verharmlosen, ich weiß dass es solche Fälle wirklich gibt und das ist auch sehr schlimm, aber es ist auch immer von der Pille abhängig oder?
Vor einem Jahr lernte ich dann meinen jetzigen Freund kennen. Er vertritt ähnliche Ansichten wie ich, wollte so wie ich immer früh heiraten (nicht über 25), hält traditionelle Rollenverteilung für gut ect. also genau das was ich mir immer gewünscht habe und was ich immer befürwortet habe.
Wir sind auch sehr glücklich miteinander, wollten nach dem Abitur (wir sind im selben Jahrgang, er geht auch aufs Gymnasium) zusammenziehen...
Irgendwie war es klar, dass es früher oder später, nach fast einem Jahr Beziehung auch mal zum Sex kam.
Ein paar Mal ging auch alles gut, allerdings ist uns das Kondom einmal gerissen, und seitdem bekomme ich meine Tage nicht mehr.
Die Pille danach kam für mich nicht infrage, da ich zu sehr abgeschreckt war durch das was meine Eltern mir erzählt haben.
Ich bin gerade total verzweifelt und weiß gar nicht mehr was ich machen soll. Ich weiß seine Eltern werden auch nicht begeistert sein.. Sie sind strenggläubig und Sex vor der Ehe ist auch für sie nicht in Ordnung.
Aber ich bin mir ziemlich sicher dass sie uns zumindest unterstützen werden.
Mein Freund steht übrigens voll und ganz hinter mir ist total gegen Abtreibung, wobei er sagt wenn ich das möchte unterstützt er mich auch, er hat total verständnisvoll reagiert, na ja ich meine immerhin hat er es auch, äh.. produziert ;-)
Meine erste Frage ist nun also, welche Möglichkeiten gibt es für mich irgendwo unterzukommen? Meine Eltern werden mich 100%ig rauswerfen, aber ich möchte auch nicht dass mein Kind solche Großeltern hat, deswegen kommt zu Hause bleiben wohnen nicht infrage.
Ich habe bereits drei Möglichkeiten;
- Eigene Wohnung beantragen und mit meinem Freund zusammenziehen; wäre natürlich schön, aber sicher auch sehr anstrengend. In dem Fall würde ich auf ein Abendgymnasium wechseln, aber ehrlich gesagt glaube ich kaum dass das so gut alles funktionieren würde :(
-Mutter-Kind-Heim: Halte ich für realistisch und sinnvoll weil ich meine Schule locker zu ende machen könnte und zudem auch noch professionelle Hilfe bei der Erziehung des Kindes bekomme. Für einen solchen Platz wäre ich auch sehr dankbar, aber mein Freund ist dagegen weil er so viel und so nah wie möglich bei mir un dem Kind bleiben möchte
-Zu ihm ziehen: Seine Mutter ist Hausfrau und sein Vater Geschäftsführer, da sie den ganzen Tag zuhause ist könnte sie uns gut unter die Arme greifen.
Immerhin hat sie drei gesunde, wundervolle Kinder zur Welt gebracht und erzogen, also hätte ich auch hier gute Unterstützung und könnte weiterhin zur Schule gehen.
Die dritte Möglichkeit halte ich für die Beste, ich könnte mein ganz normales Gymnasium weiterhin besuchen wie bisher, hätte tolle Unterstützung und meinen Freund in der Nähe.
Zudem ist seine Mutter wirklich eine ganz liebe Frau, und ich glaube nicht dass die Erzieher im Mutter Kind Heim zimperlich mit solchen Teenie Müttern umgehen.. und ich bin ein sehr sensibler Mensch :/
Aber welche Möglichkeit haltet ihr für die sinnvollste?
Meine zweite Frage wäre, stehen mir irgendwelche Gelder zu?
Ich meine klar, wenn ich eh zu meinem Freund ziehe möchte ich keineswegs irgendwas extra beantragen, ich möchte nicht vom Staat leben.. aber steht mir überhaupt so ohne etwas zu Beantragen etwas zu?
Und wieviel muss ich wirklich finanzieren wenn ich in eine eigene Wohnung ziehe?
Meine dritte Frage bezieht sich auf die Vormundschaft.
Ich möchte keineswegs dass der Statt diese für mein Kind übernimmt!!!
Ich würde sie gerne auf die Eltern meines Freundes 'übertragen'.
Und wie sieht es dann aus wenn wir völljährig sind, wie bekommen wir die Vormundschaft zurück?
Wie ihr vielleicht seht nehme ich das Thema sehr ernst.
Ich finde es momentan nicht einfach, und möchte auch keine Kommentare von wegen assoziale Teenie Mutter ohne Ausbildung.. Nein, eigentlich möchte ich studieren und bin alles andere als unsozial..
Außerdem würde ich mich seeeeeeeeeeeeeehr über den Austausch mit anderen jungen Mamas freuen, wie habt ihr die Schwangerschaft und die Geburt erlebt und wie ging es dann für euch weiter? :)
LG