macie_12468953Mein Mädchen sollte Clara heißen
Finde ich eine sehr schöne Idee mit dem Brief an Dein Mädchen. Mir geht es inzwischen besser und obwohl ich nicht so sehr an Gott glaube, möchte ich Dir eine Geschichte erzählen, die mich tröstet.
Mein Freund ist Italiener, naja alle Italiener glauben an Gott oder sie tun zumindest so ;-) . Also vor zwei Jahren waren wir in Rom und haben dort natürlich auch den Vatikan besucht. Dort gab es einen kleinen Souvenir Laden. Haben dort natürlich jede Menge Souvenirs gekauft. Als wir schon im Begriff waren, den Laden zu verlassen, blieb mein Freund plötzlich vor einem aus Holz geschnitzen Bild stehen auf dem etwas auf italienisch geschrieben war und fing plötzlich an zu weinen, ich denke, was ist denn nun los, steht der hier und weint. Er wollte dieses Bild unbedingt haben. Die Nonne, die für den Verkauf zuständig war, bedauerte, dies ist das letzte hiervon. Sie gab aber nicht auf, doch noch eins zu finden, es kam dann noch eine Nonne und noch eine Nonne und alle suchten nach einem zweiten Exemplar, da das Bild an der Wand festgeklebt war, aber sie fanden keins. Mein Freund erklärte, er wolle dieses Bild unbedingt haben. Wir wollen ein Baby und das Bild soll im Kinderzimmer aufgehängt werden. Alle waren plötzlich total aufgeregt. Ich war voll verwirrt, weil ich die Sprache zu dem Zeitpunkt kaum verstanden hab. Eine der Nonnen holte dann schließlich zwei Männer, die das Bild vorsichtigt von der Wand entfernten. Während dessen kam eine der Nonnen zu mir, nahm mich in den Arm und sagte, sowie ich das verstanden hab, "alles wird gut" und strich mir über die Wange. Das war irgendwie ein komisches Gefühl. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber es hat sich gut angefühlt. Ich frag mich allerdings bis heute, warum sie das getan hat ich kannte sie ja schließlich nicht und sie mich auch nicht.
Also wir haben dieses Bild schließlich bekommen. Wieder zu Hause haben wir das Bild dann zunächst in unserem Schlafzimmer aufgehängt, so dass ich es gleich nach dem aufwachen anschauen kann. Auf dem Bild ist ein Schutzengel zu sehen und es steht sinngemäß geschrieben:
Heiliger Schutzengel, steh an meiner Seite, gib mir Deine Hand, weil ich so klein bin. Schau mich immer mit einem Lächeln an, dann werden wir irgendwann zusammen ins Paradies gehen.
Wenn mich die Traurigkeit überkommt, stelle ich mir vor, der Schutzengel passt nun auf das Kleine auf, und hat es mit ins Paradies genommen. Ich hätte mir nur gewünscht, er hätte das nicht schon so früh getan.
Zugegeben, die Geschichte ist etwas kitschig aber es war wirklich so. Es fällt mir, nach so etwas wie der ELSS zwar schwer an Gott zu glauben, aber diese Geschichte berührt mich bis heute und mein Freund und ich glauben fest daran, dass die Nonne recht behalten wird und "alles gut wird" und wir das Bild im Kinderzimmer aufhängen können.
Es macht zwar keinen Sinn, andere Schwangere oder Mütter dafür zu hassen, dass sie etwas haben, was wir nicht haben. Wenn sie lesen würden, was wir schreiben, wären sie wahrscheinlich genauso sauer auf uns. Aber dieses Gefühl kann uns eben niemand nehmen und die Versuche uns zu trösten, gelingen in den meisten Fällen nicht. Es ist ja nicht nur das Gefühl, dass wir ein Kind verloren haben, es ist ja auch irgendwie die Angst, dass wir vielleicht nie ein Kind bekommen, und dass wir, wie du auch geschrieben hast, glauben, dass wir unfähig sind und uns fragen, was wir falsch gemacht haben.
Weißt Du, am schlimmsten ist es, nicht zu wissen, wie es ausgesehen hat. Wie ist das, entwickelt sich das Baby so, wie es in der Gebärmutter gewesen wäre, die Ärztin meinte, es wäre nur eine Art Gewebeklumpen gewesen, stimmt das?
Ich will mir eigentlich diese Gedanken gar nicht machen, aber es lässt mich irgendwie nicht los. Es war ja nicht nur einfach eine Blinddarm-OP oder so. Aber je mehr ich mich damit beschäftige, desto trauriger werde ich wieder. Aber das Ganze einfach vergessen geht doch auch nicht.