Ich studiere Kunst, aber Kreativität ist in meiner Situaiton nicht auszumachen. Ich will mein Studium ohne Stress zu Ende kriegen und was meine "Fachrichtung" angeht, ist Flexibilität enorm wichtig. Mit Kind ist die nicht gegeben. Mein Freund müsste seine Arbeit mindestens auf 50% reduzieren, was bedeuten würde, dass wir mit einem halben Einkommen drei Menschen durchbringen müssen, davon auch noch meine Schulden abbezahlen, etc, etc. Das ist ohne Sozialhilfe kaum möglich und schlicht und ergreifend nicht tragbar.
Ich leugne nicht, dass ich keine Beziehung zu dem Kind haben könnte, sie wird nur einfach nicht so rosig- romantisch, wie man das von geplanten Müttern kennt. Und ich möchte nicht meine Zukunft aufs Spiel setzten, um das herauszufinden. Ja, ich will unabhängig werden, meine Situation in geordnete Bahnen lenken, meinen Beruf trotz Arbeitslosigkeit vorantreiben und aus meiner Sicht ist das mit Kind nicht möglich. Ich müsste meine Ausbildung unterbrechen, werde über ein Jahr weiterhin arbeitslos sein, was mir nur zusätzliche Schulden generiert, die ich schon jetzt kaum zahlen kann. Fazit: Absolute Überforderung, egal, wer mich alles dabei unterstützt.
Ich habe meinen Freund mehrfach danach gefragt, eine eindeutige Antwort kam nie. Er fände es halt "einfach schön". Definiert hat er das aber nie. Ich schätze er baut das auf einem gutbürgerlichen Sinn auf, vielleicht aus Beschützerinstinkt oder einfach, weil er seine Gene verewigen will. Aber da sind wir zu verschieden. Er kann meine Argumente gegen Kinder nicht immer nachvollziehen und ich nicht immer seine. Wenn er mich zu überzeugen versucht, greift er nicht zu sehr schlüssigen Erklärungen und fragt mich, ob es denn nicht süss wäre, Kinderbeine über den Boden rennen zu hören. Und ich antworte jedes Mal gleich: Oh gott, Nein.
Und ein anderes Problem: Er hat sich ausleben können, diverse persönliche Wünsche erfüllt und er hat seine Karriereziele erreicht, sich ein stabiles Leben aufgebaut. Dinge, von denen ich noch weit entfernt bin. Und ich will nicht darauf verzichten und in ein paar Jahren in der Midlifecrisis nach Asien trampen. Beziehungsweise: Warum sollte ich darauf verzichten und er nicht? Auch wenns kindisch tönt. Er ist einfach an einem völlig anderen Punkt als ich und ich brauche kein Mann, der mich "älter" macht, als ich bin.
Ja, in ein paar Jahren, wenn ich Kinder WILL. Ich weiss nicht wie das bei dir ist. Ob du dein Leben lang schon Kinder wolltest oder ob du geplant Mutter geworden bist. Ich verstehe, dass du das in einem anderen Licht siehst, aber es ist einfach ein Unterschied. Eine Beziehung muss nicht zwangsläufig entstehen. Es gibt auch viele ungewollte Mütter, die an ihrem Kind zerbrechen. Dieses Risiko will ich im Hinblick auf meine nicht unbedingt stabile Psyche nicht eingehen.
Aufs Karma habe ich angespielt. Mittlerweile sehe ich es so: Wenn ich jetzt ein ungewolltes Kind bekomme und später noch ein gewolltes, finde ich das belastender als nur geplante Kinder in die Welt zu setzen, denen ich meine Liebe uneingeschränkt geben kann.
Ich weiss nicht in welcher Woche ich bin. Ich schätze zwischen 5 - 9. Die Untersuchung am Mittwoch wird es zeigen. Ich hatte schon im Dezember seltsame Schmerzen im Unterleib und schon da wusste ich irgendwie, dass da was sein muss. Mein Freund kommt nicht, da er ein paar wichtige Termine im Geschäft hat, die er nicht absagen kann. Bei der Abtreibung wird er aber dabei sein.
Danke trotzdem für deine Einwände, ich weiss du meinst es nur gut. Meine Entscheidung ist aber gefällt.