9 Monate lang habe ich mich darauf gefreut den Geburtsbericht meines Babys schreiben zu können. Habe mir ausgemalt, wie die Geburt dieses Mal losgehen würde. Vielleicht ganz banal mit einem Blasensprung in der Nacht? Oder vielleicht durch Einleitung, weil der kleine Mann sich einfach nicht auf den Weg machen möchte?
100 verschiedene Varianten haben sich in meinem Kopf abgespielt. 100 verschiedene Fragen, die mir keiner beantworten konnte..
Wie lange wird die Geburt dauern? Wird es wieder so heftig wie beim ersten Kind? Wird es wieder ein "Sternengucker"?...
Naja, am Ende kam dann alles ganz anders:
Die ganze Schwangerschaft war, wenn man es auf meinen körperlichen Zustand reduziert, wirklich kein Geschenk. Von Beginn an hatte ich mit starker Übelkeit, Kreislaufbeschwerden und meinem alten Freund, dem Nierenstau zu kämpfen. Und als wäre das nicht genug gewesen, sagte meine FÄ mir in der 5. Ssw. das es sich vermutlich um ein sogenanntes "Windei" handele und ich mich auf eine Ausschabung einstellen sollte. Sie konnte bis zur 8. Woche immer nur eine leere Fruchthöhle auf dem US sehen, was, wie ich heute weiß, durchaus keine Seltenheit ist. Ich musste dann von der 5. bis nach der 8. Ssw jeden 2. Tag zum Blutabnehmen wegen dem Hcg-Wert und zum Ultraschall. Das war furchtbar, kann ich euch sagen.
Umso schöner war es also, als man dann ENDLICH diese klitze kleine Bohne und das winzige Miniherzchen pochen sehen konnte <3 Pure Erleichterung.
Die Wochen und Monate vergingen wie im Flug. Nach unserer ersten Tochter hatten wir uns so sehr einen kleinen Jungen gewünscht, welcher unser Glück perfekt machen sollte. In der 19. Ssw erfuhren wir dann, dass unser Wunsch erfüllt werden sollte. Kaum zu übersehen präsentierte er sich in all seiner Pracht. Selbst, wenn ich es nicht hätte erfahren wollen, hätte ich es in dem Moment gewusst als die Ärztin zu Schallen begann. Ich hätte mich auch wirklich sehr über ein Mädchen gefreut. Aber die Tatsache, dass es nun ein Junge werden sollte, trieb mir die Tränen in die Augen.
Weitere Wochen vergingen und weiterhin hatte ich mit meinen Schwangerschaftsleiden zu kämpfen. Dazu kam, dass ich keinerlei Gewicht zunahm. Alles, was ich mal zulegte, war ein paar Tage später einfach wieder verschwunden. Meine Nieren und meine Leberwerte verschlechterten sich zunehmend.
Das letzte große Screening war in der 31. Ssw vorgesehen. Und wieder bekamen wir die Bestätigung, dass es nichts anderes als ein Knabe werden könnte. Frau Doktor schallte und schallte und war wirklich mit allen Ergebnissen mehr als zufrieden. Größe, Gewicht, Herzschlag... Alles zeitgerecht, wie sie sagte.
Und dann kam die 37. Schwangerschaftswoche. Aufgrund starker Schmerzen machte ich einen ausserordentlichen Termin bei meiner Frauenärztin. Ich lag dann knapp 50 Minuten am Ctg und das sah schon irgendwie ganz anders aus als sonst. Danach ging es dann ins Untersuchungszimmer. Meine Ärztin sagte, sie wollte zu Sicherheit mal einen Ultraschall machen, obwohl eigentlich keiner mehr vorgesehen sei da ich die 3 großen Screenings bereits hinter mir hätte (Frechheit, wenn ihr mich fragt..).
Beim US war meine Ärztin dann schon ganz anders als sonst. Sonst erzählte sie mir immer ganz genau was sie da sieht. Bei diesem Mal aber sagte sie gar nichts, was mich furchtbar verunsicherte.
Dann, als sie fertig war, sagte sie zu mir, dass der Kleine anscheinend "etwas" Untergewichtig und klein sei. 2100 gr. kämen bei ihren Berechnungen raus und das wäre etwa der Stand der 33. Ssw, keineswegs aber der 37.
Ich sollte mich nicht verrückt machen, sagte sie, und dann am regulären Vorsorgetermin, der 3 Tage später anstand, kommen und dann würde sie es noch mal kontrollieren o.O
Am gleichen Abend ging ich zur Geburtsvorbereitung und erzählte meiner Hebamme von der Sache. Sie wollte mich nicht beunruhigen, sagte aber trotzdem, dass ich mir noch eine 2. Meinung einholen sollte.
Gesagt getan. Am Folgetag machte ich einen Termin in meiner Heimat bei dem Arzt der meine Tochter damals auf die Welt holte. Ich konnte sofort vorbei kommen.
Im Untersuchungszimmer schlug dieser die Hände über dem Kopf zusammen, als er sich den Mutterpass ansah. Es fehlten x wichtige Fakten, nichts war ordentlich eingetragen worden. Selbst die Befundung der letzten Untersuchung war nicht im geringsten irgendwo aufgeführt worden. Als er meinen Bauch schallte erklärte er mir was er sehen konnte. Die Plazenta war stark verkalkt, das Fruchtwasser viel zu wenig. Und Baby... Baby war tatsächlich zu klein und zu zart. Auch er kam auf etwa 2100 - 2300 gr...
Er überwies mich direkt in die nächste Klinik zum Chefarzt der Geburtshilfe.
In der Klinik ging alles wieder von vorn los. Ctg, Ultraschall, Bauch abtasten, Anamnese...
Der Chefarzt sah etwas besorgt aus und wollte, dass ich gleich stationär in der Klinik bleibe. Er wollte sofort mir der Einleitung der Geburt beginnen.
Plötzlich bekam ich Panik. Mein Freund und meine Tochter waren noch in der Stadt in der wir leben und hätten gar nicht so schnell vor Ort seien können. Ich entschied mich dann, gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus wieder zu verlassen.
Ich sprach zuhause nochmal mit meinem Arzt des Vertrauens und er riet mir das Wochenende abzuwarten (es war Donnerstag) und am Montag dann in die Klinik zurück zu gehen. Er war der gleichen Meinung wie der Chefarzt. Ich sollte nicht all zu viel Zeit verstreichen lassen, da beide Ärzte vermuteten, dass mein Kleiner im Mutterleib nicht ausreichend versorgt war, da die Plazenta schon zu mitgenommen war. Allerdings war er gegen die Idee die Geburt einzuleiten. Da der Kleine evtl unter 2500 gr. wiegen würde und auf die Neonatologie müsste, könnte eine Einleitung zu "stressig" für seinen kleinen Körper sein. Er sagte, jede Wehe sei wie einmal Luft anhalten...
Über das Wochenende entschied ich mich dann für einen Kaiserschnitt. Eigentlich bin ich kein Befürworter von "Wunschkaiserschnitten". In diesem Fall war es mir aber egal. Ich wollte nur noch, dass mein Baby endlich auf der Welt landete und man ihm helfen konnte.
Am Monat, den 1.10.2012 bin ich dann also in die Klinik zurück. Die Ärztin die mich nun untersuchte wollte den Ks SOFORT durchführen. Aber ich konnte sie noch um einen Tag Aufschub bitten. So konnte mein Freund bei der Geburt unseres Sohnes dabei sein.
Da ich noch nie operiert wurde und auch sonst keine Narkose oder sonstiges hatte, hatte ich furchtbare Angst. Zudem die Sorge um mein Kind.. Mir ging es furchtbar.
Dann sagte man mir auch noch, dass ich nicht unter Vollnarkose operiert werden würde, sondern eine Spinalanästhesie bekäme. Und zur Beruhigung durfte ich auch nichts nehmen. Beides hätte sich schlecht auf das Baby auswirken können.
Meine Güte hatte ich eine Angst -.-
Am Abend waren mein Freund und ich dann um Klinikpark spazieren. Und etwas Gutes hatte das alles dann doch. Mein Freund hatte so viel Mitleid, weil ich so Angst hatte, das ich ENDLICH den Namen des Kindes aussuchen durfte. Wir hatten uns bis zum Schluss nicht einigen können :D
Die Nacht war unruhig und an Schlaf war kaum zu denken. Der Morgen kam viel zu schnell, oder zumindest fühlte es sich so an. Ich stand um 6 auf, ging duschen und versuchte mir meiner Übelkeit klarzukommen. Um 7 kam mein Freund und wenige Minuten später wurde ich auch schon von der Hebamme zum Kreißsaal abgeholt. Dort machte man mich Op-fertig. Allerdings mussten wir dann noch gut 2 Stunden warten, da ein Notkaiserschnitt den Vortritt bekam.
Ich lief rum, musste ständig zur Toilette, weinte - und hatte eben einfach Angst...
Dann kamen der Anästhesist und sein Assistent und holten mich in den Op ab. Mein Freund durfte nicht mit als die Spinalanästhesie gelegt wurde, was ich weniger aufbauend fand. Aber der Assistent war ganz hinreißend und fürsorglich, nahm mich sogar in den Arm als der Anästhesist zustach. Im Nachhinein kann ich sagen, dass so eine Spinala. wirklich nichts ist wovor man sich fürchten müsste. Weder Schmerzhaft noch unangenehm, wie ich fand.
Dann wurde ich zurecht gelegt, denn ich selber konnte meine Beine nicht mehr bewegen. Komisches Gefühl. Irgendwie warm, kribbelig, aber trotzdem gefühllos... Unbeschreiblich...
Ein großes Tuch wurde über mich gehängt, so dass ich ab etwa Brusthöhe nicht weiter sehen konnte. Dann wurde mein Freund dazu geholt. Er selbst sah aus wie ein Krankenpfleger. Man hatte ihn in der Zwischenzeit in sterile Kleidung gepackt. Mit Mundschutz und allem drum und dran.
Der Anästhesist hielt mir irgendwas kaltes auf den Bauch und fragte, ob ich das als kalt deuten könnte. Weil ich Angst hatte, dass die Anästhesie noch nicht richtig wirkte sagte ich lieber "Ja!" :D
Naja, 2 Minuten später machte er das nochmal und ich gestand ihm, dass ich überhaupt nichts merkte.
Obwohl auch das gar nicht stimmt. Ich persönlich habe alles gefühlt. Den ersten Schnitt, das Ziehen und Drücken der Ärzte, Berührungen... Nur eben vollkommen Schmerzfrei.
Ich glaube, insgesamt hat es vom ersten Schnitt bis zum ersten Schrei meines Sohnes vielleicht 5 MInuten gedauert. Immer wieder sagte ich meinem Freund, dass jetzt unser Sohn käme, dass ich es fühlen kann :)
Und da schrie er. Aus Leibeskraft und um genau 10:14 h am 2.10.2012.
Er wurde uns sofort gezeigt. Klein und zart und mit einem ganzen Kopf voller strohblonder Haare <3
Danach brachte man ihn gleich zu den Kinderärzten. Mein Freund streichelte meinen Kopf sagte, dass ich es wundervoll gemacht hätte. Ich musste lachen, denn ich hatte ja gar nichts getan :)
Wenige Minuten später streckte die Hebamme den Kopf zur Tür herein und sagte: "2720 gr und 47 cm!"
Da viel alle Anspannung von mir und ich weinte, schluchzte und zitterte nur noch. Ich war so glücklich. Klein und zart, aber durchaus viel besser, als erwartet wurde <3
Das Op-Team beglückwünschte uns, freute sich mit uns. Es war herrlich.
Dann durfte mein Freund mit der Hebamme zu unserem Sohn gehen, ihn versorgen und endlich in die Arme schließen.
Nach etwa 20 Minuten war meine Wunder versorgt und auch ich durfte zu meiner Familie. Ich wurde in ein Bett gehieft und dann zu ihnen geschoben.
Er war so leicht in meinem Arm und er roch so unendlich gut. Ich könnte schwören, dass es sich bei dem Duft den er ausstrahlte um Milch und Honig handelte. Mein kleiner Blondschopf. Noch nie habe ich ein Kind gesehen, dass seinem Vater so sehr ähnelte. Es war traumhaft.
Mein kleiner Phileas Levi ist gesund und munter und hat jetzt, 17 Tage nach seiner Geburt, auch schon ordentlich zugenommen. Nächste Woche packen wir dann die 3000er Marke :)
Ich möchte an dieser Stelle noch anmerken, dass weder eine spontane Geburt noch ein Kaiserschnitt schmerzfrei sind. Aber im Vergleich ist der KS wirklich ein Geschenk. Das Schlimmste und schmerzhafteste an all dem waren die Nachwehen. Aber ich konnte bereits am Tag nach Phileas Geburt wieder laufen, duschen, essen...
Also, für den Fall das auch einer von euch mal in die Situation kommt in der ein Ks erforderlich ist: So schlimm ist es nicht. Alles wird gut :)