Ich schon wieder...
Mich würde gerade von den Frauen, die so eine panische Angst haben, dass ihr Kind behindert sein könnte, interessieren, warum das so ist. Kennt ihr behinderte Kinder persönlich und findet sie abstoßend und eklig? Ist es die Angst, dass man in der Öffentlichkeit schräg angeguckt wird, und dann nicht selbstbewusst sagen kann: Ja, das ist mein Kind und ich liebe es!
Ich kann das aus dem Grund nicht nachvollziehen, weil meine Schwester die Trisomie 21 hat und ich auch in ihrer Kindergarten- und Schulzeit viele behinderte Kinder kennengelernt habe. Ich muss sagen, dass von den Behinderungen, die ich gesehen habe, das Down-Syndrom noch mit das Unkomplizierteste und Harmloseste ist. Viel schwerer waren die Kinder dran, die kurz vor oder unter der Geburt Sauerstoffmangel oder Schlaganfälle erlitten haben. Da hätte auch die beste Fruchtwasseruntersuchung nichts geholfen.
Ich habe mit meinem Mann schon sehr tränenreiche Diskussionen geführt, weil für ihn ein behindertes Kind nie in Frage käme. Ich hatte dann immer das Gefühl, er wollte meiner Schwester und allen ungeborenen und geborenen Behinderten ihr Leben absprechen. Gut, ich bin da persönlich in meinem Innersten betroffen, weil ich meine Schwester sehr mag und finde dann solche Aussagen wie So ein Kind will ich nicht. sehr schlimm. Was die Haltung von meinem Mann aber nachvollziehbar macht, ist, dass er Angst hat, dass in immer härter werdenden Zeiten natürlich die Randgruppen als erste angefeindet werden. Das hatten wir vor 70 Jahren ja schon mal. Wenn es also vom Kuchen immer weniger zu verteilen gibt und Neid, Missgunst und Hass stärker werden, müssen die schwächsten Glieder der Gemeinschaft als erste leiden. Vor solchen Zeiten hat er Angst. Andererseits sage ich mir aber, wenn Menschen, die anders sind, immer mehr aus unserem Straßenbild verschwinden, wird es ja nicht besser. Und die Vorbehalte gegen etwas, dass man nicht kennt werden immer größer. Seht euch doch die vielen Vorurteile gegen Homosexuellen an, gerade von Leuten, die selber niemanden kennen, der homosexuell ist.
Und glaubt mir, das Leben ist für jemanden mit Down-Syndorm keine Qual. Das sind ganz normale Leute, die vielleicht nicht so sprechen können wie wir und etwas impulsiver sind, aber sie sind weder sterbenskrank noch sonst irgendwie unwert. Meine Schwester ist vielleicht etwas dick, aber sie hat keinen Herzfehler oder sonst eine chronische Krankheit, nicht mal eine Allergie.
Mir stehen schon wieder die Tränen in den Augen, weil ich es einfach nicht nachvollziehen kann...
LG Diana