Mönchspfeffer
Mönchspfeffer ist in den warmen Ländern rund ums Mittelmeer zu Hause. Der weidenartige Strauch kann bis zu sechs Meter hoch werden und trägt kleine, angenehm duftende Blüten mit weißer, rosa oder violetter Färbung. Aus ihnen entstehen die braunschwarzen, pfefferartigen Früchte, die für medizinische Zwecke verarbeitet werden.
Die Pflanze trägt den botanischen Namen Vitex agnus castus, wobei agnus castus so viel bedeutet wie keusches Lamm. Daher der Name Keuschlamm, wie der Mönchspfeffer in Deutschland häufig auch genannt wird. Er gibt Hinweise auf die Wirkung, die der Pflanze im Altertum zugesprochen wurde: In der griechischen Sagenwelt galt Mönchspfeffer als Symbol der Keuschheit, da er die sexuellen Triebe dämpfen sollte. Auch soll ... die Gattin des Zeus und Hüterin der Ehe, unter einem solchen Strauch geboren sein.
Im mittelalterlichen Klosterleben pflegten die Mönche ihre Speisen kräftig mit dem pfefferähnlichen Samen zu würzen, um ihre fleischlichen Begierden zu zähmen. Es war üblich, die Zellen mit Mönchspfefferzweigen auszuräuchern und die Matratzen mit dem Laub auszupolstern, damit die beruhigende Wirkung auf den Bewohner übergehen konnte. Ob dies genützt hat, ist fraglich, denn moderne Studien konnten eine lusthemmende Wirkung des Mönchspfeffers nicht bestätigen. Geringe Mengen sollen die Lust eher noch beflügeln.
Der Wirkstoffmix macht's
Heute gehören Extrakte aus den Früchten des Mönchspfeffers zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln gegen Beschwerden vor der Menstruation wie Schmerzen, Reizbarkeit oder Wassereinlagerungen, all jenen Symptomen, die unter dem Begriff prämenstruelles Syndrom (PMS) zusammengefasst werden. Aber auch Störungen des Regelzyklus und das lästige Spannungsgefühl in der Brust lassen sich gut mit Mönchspfefferextrakt behandeln. Wie viele pflanzliche Heilmittel enthalten Agnus-Castus-Präparate mehrere Wirksubstanzen, darunter ätherische Öle, Flavonoide und Fettsäuren.
Welcher Inhaltsstoff für die medizinische Wirkung des Mönchspfeffers verantwortlich ist, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Sicher ist jedoch, dass der Gesamtextrakt verschiedene biochemische Prozesse im Netzwerk der weiblichen Hormone stabilisiert, deren perfekt abgestimmte Zusammenarbeit Voraussetzung dafür ist, dass der Zyklus problemlos funktioniert. So ist bekannt, dass Mönchspfeffer die Freisetzung des Nervenbotenstoffs Dopamin beeinflusst und dadurch die Ausschüttung des Hormons Prolaktin in der Hirnanhangdrüse drosselt. Prolaktin wird üblicherweise vermehrt in der Stillzeit gebildet und unterstützt dann die Milchproduktion. Viele Frauen, die unter Regelbeschwerden oder PMS leiden, haben deutlich erhöhte Prolaktinspiegel, was zu Brustspannen, traurigen Verstimmungen oder zu starken Monatsblutungen führt.
Sinkende Prolaktinwerte regen über verschiedene Steuerungsmechanismen die Produktion von Progesteron (auch Gelbkörperhormon genannt) in den Eierstöcken an. Auch dies beeinflusst die PMS günstig: Progesteron spielt zusammen mit Östrogen die Hauptrolle bei der Regulation des weiblichen Zyklus. Mediziner vermuten, dass ein Ungleichgewicht zwischen beiden Hormonen eine der Hauptursachen für PMS ist. Den meisten betroffenen Frauen mangelt es an Progesteron, welches normalerweise in der zweiten Zyklus hälfte das dominierende Hormon ist.
Zyklus im Lot
Auch bei ersten Beschwerden in den Wechseljahren kann der Mönchspfeffer Ausgleich schaffen. Denn die Umstellung beginnt meist mit unregelmäßigen Zyklen und einem Rückgang der Gelbkörperhormonproduktion. Später kommt es jedoch zu einem vermehrten Östrogenmangel und die Blutungen bleiben schließlich ganz aus.
Da Progesteron die Gebärmutter auf das Einnisten einer befruchteten Eizelle vorbereitet, könnten Mönchspfefferextrakte auch den Frauen mit Kinderwunsch helfen, die aufgrund einer Gelbkörperschwäche nicht schwanger werden. Betroffene Frauen berichten, dass bei ihnen die Behandlung erfolgreich war.
Die richtige Anwendung
Mönchspfefferpräparate sind als Kapseln, Filmtabletten oder Tropfen rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Ein Teeaufguss ist weniger empfehlenswert, da sich manche Inhaltsstoffe schlecht in Wasser lösen. Damit die Heilpflanze wirken kann, muss ein Mönchspfefferpräparat mehrere Monate lang eingenommen werden. Vor der Selbstbehandlung sollten Frauen ihren Arzt aufsuchen, da Mönchspfeffer bei bestimmten hormonabhängigen Krankheiten nicht eingenommen werden darf.