Ich habe hier in diesem Forum einen sehr lieben Menschen gefunden (danke Michaela!), dem ich diese Zeilen in etwas ausfühlicherer Version auch schon persönlich geschickt habe. Dennoch möchte ich euch einen Teil davon auch lesen lassen um den ganz traurigen unter uns ein wenig Mut zuzusprechen!
Ich habe meinen Krümel heute in der 9ten SSW verloren und hatte heute früh eine Ausschabung in Vollnarkose.
Wenn es interessiert und wem es vielleicht ein wenig hilft, wenn er selber betroffen ist, dem möchte ich folgendes sagen:
Was meinen Körper als auch die Seele betrifft, mir gehts recht gut. Keine Bauchschmerzen, kein Ziehen, kaum Blutungen. Bisher zumindest nicht, aber ist ja erst heute morgen gewesen. Ich bin nach der OP auch schon ganz schnell wieder durch die Gegend geeiert und ziemlich früh nach Hause. Es hört sich wohl etwas pervers an, aber ich bin auch ein wenig erleichtert, dass es nun alles zuende ist. Das Warten, das Bangen, das Hoffen, doch noch eine positive Nachricht zu bekommen, dass das Kleine lebt hat sich eine ganze Woche hingezogen. HCG Tests immer wieder einen Funken Hoffnung, das alles war schon sehr zermürbend und anstrengend. Eine Menge Tränen sind geflossen und auch schlaflose Nächte habe ich hinter mir.
Traurig bin und war ich die ganze letzte Woche ja schon. Ich habe allerdings auch das Glück, dass ich einen wahnsinnig tollen Partner und tolle Freunde habe. Außerdem habe ich ein Spitzen Team im Krankenhaus gehabt. Die Gyn und Entbindungsstation im Marienkrankenhaus in Schwerte ist übrigens absolut zu empfehlen! Gute Betreung und fachlich kompetente Beratung. Man hat mich heute abend sogar noch angerufen um zu fragen, wie es mir geht. Unglaublich oder?
Und dann, was noch viel wichtiger war, kam gestern noch "meine" Hebamme, der ich eigentlich aufgrund der Situation schon abgesagt habe. Dennoch wollte sie gerne für mich da sein. Also hatten wir ein ausfühliches einstündiges Gespräch bei mir Zuhasue, das mir viel Mut gemacht hat und alle offenen Fragen beantwortet.
Wie ihr seht, bin ich trotz des schweren Schicksalsschlages sehr, sehr positiv eingestellt. Ich gehe mit der Geschichte der Fehlgeburt offensiv und ehrlich um, weil ich denke, dass das der beste Weg ist, das ganze zu verarbeiten. Die Natur weiß was sie tun muss, wenn etwas "nicht stimmt" und ihre Entscheidung nehme ich an, auch wenn es weh tut.
Also rede ich auch mit Freunden und Verwandschaft drüber und nehme ihnen das beklemmende Gefühl, betretene Mitleidsbekundungen äußern zu müssen und peinlich rumzueiern ohne dass sie so recht wissen, was sie sagen sollen. Viele sind ganz baff, aber das hat nichts damit zu tun, dass ich abgezockt oder gefühlskalt bin. Ganz das Gegenteil ist der Fall.
Ich habe schon viele schlimme Dinge in meinem Leben erlebt und glücklicherweise auch schon einmal therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen dürfen. Dadurch habe ich gelernt, mit Krisen umzugehen aber auch den Platz für Trauer zu schaffen. Und diese Erfahrung gebe ich auch gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten weiter, wenn es von meinem Gegenüber gewollt ist, ohne überheblich oder rechthaberisch wirken zu wollen.
Habt bitte jetzt nicht den Eindruck ich wäre durch und durch stark, ganz das Gegenteil ist der Fall! Ich kann auch sehr gut und schnell weinen. Und das ist mir ganz und gar nicht peinlich. Ich habe jedoch gelernt zu vertrauen, zu glauben, Krisen anzunehmen und mich eben auch schwach zu zeigen, wenn die Zeit und das Gefühl dafür da ist. Alles in diesem Leben hat einen Sinn und nach einem Tief kommt immer wieder ein Hoch! Und was ich weiß, für uns Frauen, die einen Krümel verloren haben, kommt ganz sicher noch ein gesundes Baby!
So, nun habe ich einen halben Roman geschrieben, aber ich dachte, das könnte vielleicht einer einzigen Frau in diesem Forum vielleicht helfen. Ich wollte es einfach auch gerne mal los werden und hoffe ich konnte ein paar von euch moralisch ein wenig aufbauen? Und nun bewege ich meinen von der Narkose nun doch noch ein wenig müden Körper mal ins Bett.
Wer sich gerne mit mir austauschen möchte oder Fragen hat oder Hilfe braucht, so kann er mir gerne eine email an: ladyhh67@yahoo.de schicken. Ich werde mein bestes geben und helfen wo ich kann.
Fühlt euch lieb umarmt
Kerstin