Tja, wie und wo fange ich an zu berichten? Die letzten Male hatte ich bei den Untersuchungen immer Eiweiß im Urin und das Wasser staute sich auch schon ziemlich bei mir. Weil mein Blutdruck auch immer grenzwertiger wurde, habe ich dann mit meiner FA vereinbart, dass ich zwischen den Vorsorgeterminen einen CTG-Termin habe. Donnerstag morgens bin ich also schön gemütlich zum CTG gegangen und war froh, dass trotz Eiweiß und allem anderen alles okay mit dem Kleinen war.
Als ich aus der Praxis raus bin, hat mich dann auf einmal der totale Kaufrausch gepackt. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass ich alle Ostergeschenke für Neffen und Nichten sofort besorgen müsste (hatte das eigentlich erst ein paar Tage später vorgehabt). Deswegen bin ich dann kreuz und quer durch die Stadt gelaufen und hab alles besorgt und die Tüten heeschleppt. Daheim angekommen, war ich dann schon ziemlich fertig und hab mich erstmal hingelegt.
Als mein Mann abends heimkam, hab ich dann routinemäßig meinen Blutdruck gemessen, aber als ich den Wert gesehen hab, wurde mir doch ziemlich übel 170/110. Viel zu hoch ich war auf einmal total besorgt (eben auch wegen dem Eiweiß und den Wassereinlagerungen) und hab dann im Krankenhaus, in dem ich entbinden wollte, angerufen um zu fragen, ob ich zur Sicherheit vorbeikommen könnte. Die sagten, ich solle vorbeikommen und schonmal vorsichtshalber den Koffer mitbringen (den hatte ich erst 3 Tage vorher fertig gepackt^^).
Blöderweise hatten wir natürlich erst sonntags vorher unser Auto verkauft, weil ja bald das neue kommen sollte. Ich war so durcheinander, dass ich nicht mal daran gedacht habe, uns ein Taxi zu rufen. Statt dessen hab ich dann nach Busverbindungen geschaut und bin mit meinem Mann zur nächsten Bushaltestelle gelaufen. Nach einer guten halben Stunde waren wir dann endlich im Krankenhaus. Mein Blutdruck wurde gemessen und war super. Das war mir total peinlich, sah ja aus als ob ich aus Spaß gekommen wäre. Es wurde dann regelmäßig gemessen und dann stellte sich raus, dass ich wohl immer wieder zwischendurch schlechte Werte hatte. Also wurde mir nahegelegt, zur Kontrolle eine Nacht zu bleiben. Ich hatte zwar absolut keine Lust darauf, aber sicher ist sicher.
Auf Station bekam ich dann ein Zimmer, in dem ich alleine war, nachdem mein Mann nach Hause gefahren ist. Am nächsten Morgen sollte ich ja schon wieder heim dürfen, wenn alles ok ist und darauf freute ich mich schon, weil wir uns für den Tag so viel vorgenommen hatten. Ich wollte nochmal zu meinen Kollegen ins Büro fahren und noch ein paar Sachen von mir ausräumen und mein Mann wollte mit seinem Motorrad zum Tüv fahren. Dafür hatten wir uns sogar extra ein Auto geliehen.
In der Nacht schlief ich nicht so besonders gut, aber das ist wohl normal in einem fremden Bett. Dafür war ich dann morgens umso fitter, weil ich ja heim durfte und so viel vorhatte. Um 6 bin ich aufgestanden und hab alles eingepackt. Gerade als ich meinen Mann anrufen wollte (kurz vor 7 Uhr), dass er mich abholen kommen könnte, hatte ich auf einmal ein ziemlich feuchtes Gefühl zwischen den Beinen. Ich stand vom Bett auf und da war ein gelber Fleck. War mir verdammt peinlich, weil ich dachte, ich hätte mir in die Hose gemacht. Auf Toilette kam dann allerdings nichts mehr aus der Blase, dafür hats so komisch weitergetropft. So langsam dämmerte es mir dann, dass das wohl die Fruchtblase gewesen sein musste. Ich hab das irgendwie nicht so richtig realisiert, sondern einfach geklingelt und mich hingelegt, weil laut letzter Vorsorgeuntersuchung der Kopf noch nicht richtig im Becken lag. Die Schwester grinste schon, als ich ihr das erklärte und rief dann im Kreißsaal an. Ich wurde da im Bett hingefahren und die Hebamme schaute nach. Es war tatsächlich die Fruchtblase und da kam noch einiges an Fruchtwasser nach, ich kam mir vor, als ob ich gleich darin wegschwimmen würde. Glücklicherweise ist dann der Kopf vom Kleinen nachgerutscht und ich durfte oben auf Station wieder aufstehen. Bin dann erstmal duschen gegangen. Wehen hatte ich zu dem Zeitpunkt nur ganz leichte, so wie auch schon vorher mal in der Schwangerschaft. Die Hebamme im Kreißsaal meinte auch, das könnte noch dauern und mein Mann sollte ruhig noch zum Tüv fahren. Ihm war das aber nicht so geheuer und deswegen hat er sich dann ohne Tüv auf den Weg zu mir gemacht (er kam dann aber erst so gegen halb 11 an).
Nach dem Duschen hatte ich immer noch nicht so richtige Wehen und weil ich nichts zu tun hatte, hab ich mir dann erstmal schön die Haare gemacht und mich geschminkt und frisch angezogen.
Nach und nach wurden die Wehen stärker, aber mit dem richtigen Atmen waren sie absolut auszuhalten. Ich sollte dann alle 2 Stunden zum CTG kommen. Als ich nach 2 Stunden runter bin, war der Mumu erst bei 1 cm und ich dachte nur das kann ja dauern Bin dann wieder hoch und hab ein wenig geschlafen bis mein Mann kam. Die Wehen waren immer noch gut auszuhalten. Deswegen hab ich dann erstmal Mittag gegessen und bin danach erst zur nächsten CTG-Kontrolle gegangen. Beim Essen musste ich allerdings zwischendurch schon manchmal ganz schön pusten um die Wehen auszuhalten. Bei der nächsten Kontrolle hieß es dann, dass der Mumu auf 4-5 cm ist und ich bitte unten bleiben soll. Wollte das eigentlich zwar nicht, aber ich bin dann doch unten geblieben. Ich hab irgendwie ständig im Kopf gehabt, bloß nicht zu früh in den Kreißsaal zu gehen und dass es ja noch nicht so ganz weit vorangeschritten ist.
Als die Wehen dann recht schnell immer heftiger wurden, war ich dann aber doch froh, unten zu sein^^ Das mit dem Veratmen hat dann auch nicht mehr sooo gut geklappt. In einer Wehenpause wurde ich dann gefragt, ob ich eine PDA will. Tja, nur weil ich in dem Moment keine Schmerzen hatte, hab ich dann nein gesagt. Mir wurde dann gesagt, dass ich auch nen Tropf haben könnte wenn es nicht mehr geht und das war dann für mich auch als Option absolut ok. Die Hebamme fing dann an, den Tropf vorzubereiten und ich ging davon aus, dass sie ihn gleich anhängt.
Leider wurden dann die Herztöne immer schlechter und auf einmal stand der Chefarzt mit ein paar anderen Ärzten im Raum und die entschieden dann, dass Blut am Kopf vom Kleinen entnommen wird, um zu schauen, wie es ihm tatsächlich geht. Die Wehen waren in der Zwischenzeit kaum mehr auszuhalten. Als nach dem Mumu geschaut wurde, hatte ich auch eine Ahnung, warum. Der hatte sich nämlich innerhalb von 20 Minuten von 5 auf 9 cm geöffnet. Ich bekam also einen Wehenhemmer gespritzt und was danach folgte, tat wirklich höllisch weh. Lieber hätte ich drei Kinder bekommen als das nochmal zu haben Dafür gabs dann aber endlich Entwarnung; mit unserem Jungen war alles ok und die Geburt konnte weitergehen, zur Entlastung bekam ich Lachgas, was ich wirklich empfehlen kann, weil es gut gewirkt hat. Ich hatte auf einmal einen wahnsinnigen Druck nach unten und meinte zur Hebamme, dass ich gleich komplett aufreißen würde. Sie schaute nach und tatsächlich war unser kleiner Mann schon so gut wie da. Nach ein paar Presswehen kam dann erst der Kopf zum Vorschein und nach einer weiteren Presswehe war dann auch der Rest da. Als der Kleine schrie, wusste ich, dass alles ok ist und mir fiel wirklich ein Stein vom Herzen. Das, was dann allerdings tatsächlich fiel, war kein Stein, sondern mein Mann.
Dem war nämlich beim Anblick von unserem käseschmiere- und blutverklebten Nachwuchs und einer ziemlich dicken Nabelschnur schlecht geworden. Ich hab dann nur noch ein Nee gehört und dann lag er quasi im Kreißsaal. Glücklicherweise war noch eine Schwesternschülerin da, die ihn dann zusammen mit dem Arzt auf eine Matte gepackt hat und die Beine hochgelagert hat.
Währenddessen hab ich mir dann erstmal unseren Sohn angeschaut und da mein Mann die Nabelschnur ja nicht durchschneiden konnte, habe ich das selbst gemacht. Ich war nachdem der Kleine da war, total aufgekratzt und hab mich super glücklich und total fit gefühlt. Hatte einen Dammriss 1. Grades, aber das war nicht wirklich schlimm, das Nähen hat auch nur leicht gepiekst. Nach dem ersten Stillen und 2 Stunden nur für uns drei (mein Mann stand dann irgendwann nochmal auf um seinen Sohn auch zu sehen^^), konnte ich das erste Mal auf Toilette gehen und wurde hoch auf Station gebracht. Als ich meine Familie angerufen hab, dachten die erst, ich würde Spaß machen und sie veräppeln.
Alles in Allem hatte ich eine wunderschöne und für das erste Kind schnelle und unkomplizierte Geburt nur mit Lachgas und ohne sonstige Schmerzmittel. Was ich im Nachhinein wirklich empfehlen kann, ist das Buch über Hypnobirthing. Auch, wenn ich die Methode an sich ja nicht angewandt habe, haben mir die Erklärungen im Buch über Geburten dermaßen die Angst genommen, dass ich total unverkrampft und unvoreingenommen in die Geburt gehen konnte. Ich denke, dass hat dazu beigetragen, dass alles so gut verlaufen ist.
Danke fürs Lesen (ganz schön lang, ich weiß ;) wer es bis hierhin geschafft hat, hat ein Fleißkärtchen verdient^^)
Sarah mit Sohnemann *11.4.14 ; 3.130 Gramm; 53 cm ; KU: 36,5 cm