Mein geburtsbericht
Das Schwierigste ist bei einem solchen Bericht wohl immer der Anfang. Denn wo fängt eine Geburt eigentlich wirklich an? Bei der Zeugung, oder Tage vor der Geburt, als ich meiner Tochter immer wieder sagte: Ab Montag darfst du kommen, dann hab ich alles geschafft.?
Ich denke die Geburt meiner Tochter fängt am 24.07.12 an. So gegen 8.00 Uhr morgens, wachte ich in meinem Bett auf, und telefonierte wie so oft noch im Bett mit meinem Freund, der seiner Arbeit nachging. Nachdem wir vorerst aufgelegt hatten ging ich gegen neun Uhr zur Toilette, doch bevor ich den Toilettendeckel hoch heben konnte, tropfte schon irgendeine Flüssigkeit auf den Boden. Nachdem ich mich, um weitere Sauereien zu vermeiden, hingesetzt hatte, fing ich an zu grübeln. Was war das? Urin?? Nein glaub ich nich. Mit Inkontinenz hatte ich noch keine Probleme. Ausfluss?? Zu flüssig. Fruchtwasser??? Hmmm farblos, geruchlos, ganz leicht rötlich. Kann sein. Mal abwarten. Und schon klingelte wieder Telefon. Und im Gespräch meinte mein Freund zu mir Was denkst du denn, wann sie kommt?. Worauf meine Antwort war: Hättest du mich das vor 5 Minuten gefragt, hätte ich gesagt heute oder morgen. Mein Freund wollte an diesem Tag eh zu mir kommen, um noch ein zwei Dinge für die geplante Hausgeburt und das Baby vorzubereiten und so beließen wir es bei diesem Plan, dass er gegen Mittag kommen soll. Bis dahin erledigte ich halb nackt, meine Hausarbeit und räumte Dies und Das und wusch ab. Doch immer wieder tröpfelte auch mal etwas am Bein runter. Langsam war ich mir sicher, dass das nich normal ist. Aber konnte es jetzt wirklich schon so weit sein? Knapp 3 Wochen vor dem Termin? Sie lag schon lange tief im Becken, daher war ich ganz ruhig und entschloss mich, nach dem Duschen, mal zu Apotheke zu fahren und nach Lackmuspapier zu fragen. Dort benötigte ich bestimmt 20 Minuten. Da es erst hieß, sie haben keins da, dann wollten sie mit Unitest mitgeben und am Ende hatten sie doch welches da und ich bekam einen Streifen sogar kostenlos. Jippi! Ab nach Hause und endlich Sicherheit haben. Denkste! Meine Erwartung war, dass das Papier sich sofort blau verfärbte, wenn es mit der misteriösen Flüssigkeit in Berührung kam. Allerdings verfärbte es sich nur teilweise lila. Also doch Hebamme anrufen. Die meinte auch gleich ich hätte wohl einen Fruchtblasensprung, und ich solle ins Krankenhaus. Die Gute hat nämlich vergessen, dass einen Tag vorher ihre Rufbereitschaft für mich begonnen hat. Nachdem ich ihr das wieder in Erinnerung gerufen hatte, beschlossen wir trotzdem das erstmal im KH checken zu lassen. Da ihr Weg zu mir recht weit war. Ich rief also im KH an, dort hieß es gleich Sie müssen sich liegend transportieren lassen Ich: Nein, Das Kind liegt schon seit Wochen tief im Becken, da passiert nix Sie: Und das wissen sie jetzt so genau Ich : Ja, wenn das bei jeder Untersuchung meine FÄ und meine Hebi gesagt hat, weiß ich das. Ich fuhr also schon auf Krawall gebürstet(mit meinem Freund, der bis dahin bei mir angekommen war) da hin um CTG und Ultraschall machen zu lassen. Alle Befunde waren, wie erahnt, super. Jetzt musste ich nur noch darum kämpfen, da auch wieder raus zu können. Also tausend Unterschriften gegeben und wieder ab.
Um Wehen einzuleiten, waren wir dann erstmal einkaufen, und haben dann die Bude auf Vordermann gebracht. Pünktlich um sieben abends waren wir mit allem fertig und halb acht kam meine Hebi. Auch die untersuchte erstmal und verpasste mir dann noch eine Uterusmassage. Leider hatte ich halb neun immer noch keine spürbaren Wehen, und somit war sie gezwungen mich aufgrund der Infektionsgefahr ins Krankenhaus zu überweisen. Ich meinte noch zu ihr Glaub mir die Wehen kommen heute Nacht von alleine.
Da ich noch keine Wehen, hatte beschlossen ich und mein Freund in unser Wunschkrankenhaus zu fahren, welches anderthalb Stunden Fahrt entfernt war. Ich meldete mich dort also gegen 9 telefonisch an und sagte dass ich aber noch die lange Fahrt vor mir hab.
Ich bügelte noch fertig und packte meine Tasche und gegen 10 fuhren wir dann los. Auf der Fahrt hatte ich so alle viertel Stunde leichte Wehen. Aber das war wirklich nichts Nennenswertes.
Halb Zwölf kamen wir dann im KH Friedrichroda an. Nachdem die Hebamme dort uns sehr unfreundlich empfangen hatte(Warum kommen Sie jetzt erst? Hat seit heute morgen überhaupt mal jemand nach dem Kind geschaut? Sie brauchen doch Antibiotika? Wir warten schon seit um neun auf Sie!), wurden auch dort wieder die Selben Untersuchungen gemacht. Muttermund und Gebärmutterhalsbefund waren seit dem ersten KHBesuch unverändert. Muttermund war fingerdurchlässig und Gebärmutterhals auf 2 cm.
Doch mitten im CTG merkte ich in mir ein Klacken und ein ganzer Schwall Fruchtwasser ging ab.
Von da an ging es los. Und sofort danach waren die Wehen spürbar und ich fing schon langsam an das Gesicht zu verziehen und zu veratmen. Nach der Untersuchung brachte uns die Hebi auf unser Zimmer. Für den Kreissaal wäre der Befund zu unreif und sie würde morgen früh um sechs nochmal nach uns schaun. Hatte ich in dem Moment auch nix gegen. Ich bin davon ausgegangen dass es mindestens noch so lange dauert. Mein Freund war K.O. und legte sich erstmal schlafen. Und ich versuchte in der ersten Stunde noch das Selbe zwischen den Wehen. Doch bald ging das nicht mehr. Die Wehen wurden immer stärker und richtige Wehenpausen hatte ich gar nicht mehr. Es blieb auch zwischen den Wehen immer ein Schmerz. So langsam dachte ich doch über Schmerzmittel nach. Es war um 2 und wenn das jetzt noch 4 Stunden lang so weitergehen soll, pack ich das nicht, dachte ich. Und ich versuchte irgendeine Stellung zu finden, die mir die Schmerzen erträglicher machte. Nach 2 Stunden umher wehen, aufs Klo gehen und weiter umher wehen, weckte ich dann meinen Freund, er solle mir gefälligst helfen, ich hätte schließlich Schmerzen. Und vertönte noch laut ein paar Wehen im Vierfüßler. Irgendwann gab ich die Stellungssuche auf und legte mich neben ihn ins Bett (er war tatsächlich die ganze Zeit über nicht aufgestanden) und tönte ihn an er soll bitte die Schwester nach Schmerzmitteln fragen. Die Hebi kam dann gleich und erwischte mich prompt in der nächsten Wehe. Sie müssen atmen! Ach nee!!!! Sie nahm uns dann doch rüber in den Kreissaal zum Muttermund anschaun. Es war gegen 3 Uhr. Während sie fühlte meinte ich nur: Es sind bestimmt erst 3, 4 cm daraufhin meinte sie aber Nein, Meine Gute ich würde sagen, ich bereite hier jetzt alles vor und dann bekommen wir ihr Kind. Der Muttermund ist verstrichen. Ich:Jetzt schon? Das ging aber schnell. Und haben wir jetzt noch Zeit für eine Wassergeburt?. Sie: Bis die Badewanne voll ist, ist ihr Kind schon da Schade!
Ich sollte mich auf den Rücken legen und anfangen zu pressen(ab da war die Hebi übrigens wieder netter). Ich erhob aber gleich Einwände, dass ich mir das in dieser Stellung eigentlich nicht so vorgestellt hatte. Daraufhin dürfte ich 2-3 Wehen in den Vierfüßler aber danach sollte ich mich doch wieder zurück drehen so dass ich am Ende doch wieder in meiner Hassstellung war
Die Presswehen waren sehr angenehm, da ich wieder ausgiebige, lange Wehenpausen hatte um mich auszuruhen. Zwischendurch fühlte ich schon mal nach dem Köpfchen. Beim ersten Mal war es noch nicht da. Beim 2. Versuch spürte ich aber schon das Köpfchen und konnte die Haare fühlen. Ich wusste darauf nur zu sagen Oh Gott, aber danach kommt noch so viel restlicher Kopf. Zwischendurch hörte ich nur den Arzt sagen Naja der Damm ist sehr fest, wir sollte einen Dammschnitt machen Sofort war ich hellwach. Wie bitte?????? Weil der Damm zu fest ist? Der spinnt wohl. Is nur zu faul zum Warten. Nein!!! Ich will keinen Dammschnitt Arzt: Naja aber wenn er unkontrolliert reißt, bringt uns das ja auch nichts Ich: Nein, dann reiß ich halt. Ich will keinen Dammschnitt. Wobei ich mir in dem Moment aber nicht sicher war ob sie sich auch daran halten. Und nochmal pressen und nochmal und plötzlich merkte ich der Kopf war draußen und ich hörte sie auch schon meckern. Einmal pressen noch und die Hebamme sagte: Also es ist 5.10 Uhr und ich wusste ich habs geschafft. Schnell noch das Kleid ausgezogen und den BH und dann konnte ich endlich meine Tochter auf meiner Brust spüren. Sie war voll mit Käseschmiere aber kaum Blut. Ich konnte gar nicht glaube wie groß sie war. Wie konnte so ein großes Baby in so einen kleinen Bauch passen, und wie um Gottes Willen ist sie da raus gekommen???? Eine ganze Weile durfte ich mit ihr Kuscheln, dann hab ich sie widerwillig zum Baden abgegeben. Der einzige Grund warum ich sie hingegeben hab, war, weil ich wissen wollte ob sie mehr Größe 50 oder Größe 56 an Kleidung brauchte. Sie maß genau 50 cm, und wog(für alle dies vergessen haben knapp 3 Wochen zu früh) geschlagene 3720 Gramm. Kopfumfang: 36 cm.
Nach viel zu langer Zeit durfte ich dann mit ihr weiter kuscheln. Und irgendwann meinte ich dann, es wäre mir jetzt auch ganz lieb die Nachgeburt los zu werden, ich will auch mal fertig werden.
Der Arzt drückte mir also leicht auf den Bauch, ich presste und die Nachgeburt kam. Und dazu noch viel viel Blut. Danach war wieder Kuscheln angesagt und ich drängte darauf sie das erste Mal anlegen zu dürfen. Das Blut war also das Einzige Schlechte. Denn der Kreislaufkollaps ließ nicht lang auf sich warten.
Zum Ende kann ich nur sagen dass ich noch nie so gut geschlafen hab, wie nach dieser Nacht. Und ich danke meinem Kind auf Knien, dass sie so toll mitgemacht hat. Sie ist einen Tag gekommen nachdem sie durfte. Sie hat erst dann die Wehen ausgelöst als wir im KH angekommen waren und sie hat das Ganze so schnell voran getrieben, dass ich keine Schmerzmittel brauchte.
Im Nachgang:
- Sag ich laut : ... U Dammschnitt!, denn mein Damm ist aus dem Ganzen vollkommen unverletzt rausgegangen. Lediglich ein Labienriss hat mich erwischt.
-Hab ich erfahren dass sogar mein Freund nach dem Köpfchen gefühlt hat. Wenn ihr mich fragt eine Frechheit dass ich da nicht mal um Erlaubnis gefragt wurde.
-Beim nächsten Kind strebe ich sicher wieder eine Hausgeburt oder eine Geburt im Geburtshaus an.
- Kann ich sagen, es war eine Traumgeburt.