kajsa_12157675Liebelein
dafür brauchst du dich nicht bedanken! Ich denke, ich spreche für alle hier, wenn ich sage, daß wir gerne für dich da sind.
Mir geht es sehr ans Herz was du schreibst, weil meine Eltern eine ähnliche Beziehung hatten. Zum Glück - ich betone es nochmal - zum Glück! haben sie sich rechtzeitig getrennt, bevor wir Kinder zu arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Folgeschäden, die hier zu beschreiben den Rahmen sprengen würde, hatten wir trotzdem alle.
Mir ist wichtig, daß du weißt, daß dich hier niemand zu etwas drängt oder drängen kann. Daher immer frei von der Seele weg. Und du siehst ja, es tut dir gut. ;-)
Ich versuch jetzt mal im Einzelnen auf deinen Text einzugehen.
Zu der Sache mit der Geschäftsreise und dem Handy:
Dann muss ich wohl auch meines Mannes unwürdig sein, denn ich hänge auch nicht ständig an sämtlichen Kommunikationsgeräten, wenn er geschäftlich verreist ist.
Und er ist viel weg! Zweimal im Jahr für jeweils drei bis fünf Wochen. Dann noch Konferenzen und Lehrgänge. Mal in Deutschland, mal im europäischen Ausland, meistens auf einem anderen Kontinent.
Das höchste der Gefühle ist ein Telefonat (egal von welchem Telefon) oder eine E-mail am Tag.
Einmal hat er mich nachts um drei aus Peru angerufen. Ich schlief schon, weil ich am nächsten Tag früh raus musste. Er hatte jetlagbedingt die Zeitverschiebung verbummelt.
Das Gespräch ging dann ungefähr so:
Ich: Ey du Penner, ich schlafe schon!!!
Er: Oh äh ja äh ich wollte nur sagen, daß ich gut gelandet bin...
Ich: Nachts um drei?? Tickst du noch sauber??? Ich hab auch ein Leben!!
Er: Ok, tschuldigung! Ich schreib ne mail.
Ich: Mach das!! Lieb dich trotzdem, bist ja mein Penner!
Dann haben wir gelacht und aufgelegt. Passiert ist in diesem Moment, daß ich mich abgegrenzt habe und zwar auf eine gesunde Distanz. Ich vermute, du hast Schwierigkeiten damit, weil dir möglicherweise schon vor dieser Beziehung Abgrenzung schwer fiel.
Es ist wichtig, daß du erkennst was deine Bedürfnisse sind, wo sie beginnen und wo sie enden, und sie von seinen Bedürfnissen zu unterscheiden lernst.
Und fast noch wichtiger in deiner Situation ist, zu begreifen, daß Liebe nicht bedeutet, ständige Grenzüberschreitungen zu akzeptieren.
Ich habe auch manchmal Probleme damit, deshalb hab ich gelernt mehr in mich hinein zu horchen. Wenn ich etwas für jemanden tue und merke, daß ich mich nicht ganz wohl dabei fühle, halte ich kurz inne und horche auf mein Bauchgefühl.
Wenn ich dann merke, daß ich das jetzt nicht für mich tue, daß ich damit eine persönliche Grenze überschreite, dann sag ich nein. Es ist nicht immer einfach, man muss sich leider auch damit abfinden, daß man nicht jedem Menschen gefallen kann. Aber das fällt mir leichter, als mich für andere Menschen selbst zu übergehen.
So ich lass das jetzt mal bei dir sacken.
Ich wünsch dir einen schönen Sonntag! :-)