Am 21. September (einen Tag vor ET) hatte ich um 14 Uhr eine abschließende Untersuchung im Krankenhaus. Dabei wollten wir alle Details zur Geburtseinleitung besprechen, denn wegen meines Schwangerschaftsdiabetes musste leider zum Termin eingeleitet werden. Die Ärztin nahm mir ein wenig die Angst und sagte, dass sie die Einleitung gerne auf einen Tag nach ET verschieben würde, da es dem Mäuslein sehr gut ginge und sie sich eigentlich relativ sicher sei, dass es doch noch von alleine losgehen würde. Ich hatte mich gedanklich schon auf die Einleitung eingestellt und jetzt schöpfte ich doch wieder etwas Hoffnung auf eine normale Entbindung! Und als die Ärztin dann meinte, der Muttermund sei bereits 3 cm geöffnet, war ich sicher: Wir schaffen das! Nach einer Muttermundmassage und einer Eipollösung meinte die Ärztin, es könnte in den nächsten Stunden etwas schmerzhaft werden, aber oft könnte man so die Wehen ein wenig locken.
Drei Stunden später saß ich mit meinem Mann im Landratsamt, weil wir einige Unterlagen zwecks einer Wohnbauförderung für unser Eigenheim ausfüllen mussten. Da merkte ich das erste unangenehme Ziehen im Unterleib. Ok, dachte ich mir. Das werden nun die Schmerzen sein, von denen die Ärztin gesprochen hat. Die Schmerzen kamen und gingen immer mal wieder, ich konnte sie aber nicht als echte Wehen ausmachen, da die Abstände zum Teil sehr groß waren und ich echte Wehen irgendwie anders in Erinnerung hatte. Außerdem war das alles höchstens ein wenig unangenehm und noch nicht wirklich schmerzhaft.
Zu Hause angekommen wurden die Schmerzen dann immer unangenehmer. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob das Wehen sind, weil ich dachte, das wären einfach die Schmerzen, von denen die Ärztin gesprochen hatte. So gegen halb acht wurde es dann langsam klar: Das sind Wehen! Und die kamen auch schon in vier- bis fünf-Minuten-Abständen. Mein Schatz brachte erst noch Moritz ins Bett (auf meine Anweisung, denn ich wollte noch nicht losfahren), dann riefen wir die Oma an und die war um viertel nach acht bei uns. Und wir fuhren los. Mir graute es fürchterlich vor der Autofahrt, denn die Wehen waren im Sitzen am schlimmsten zu ertragen. Um halb neun kamen wir dann im Kreißsaal an und wurden von einer superlieben Hebamme in Empfang genommen. Wir hatten den kompletten Kreißsaal für uns, denn es war gerade niemand anders zum Entbinden da. Ich musste mich auf den großen Gebärhocker legen, um ein CTG schreiben zu lassen. Schon da bat ich die Hebamme, bald aufstehen zu dürfen, denn Liegen und Sitzen waren in dem Moment die Hölle für mich. Sie fragte, ob ich vielleicht in die Wanne wolle, dann würde sie schon mal das Wasser einlassen. Denn das dauerte 20 Minuten und viel Zeit hätten wir nicht mehr, meinte sie. Da lachte ich noch, stimmte aber zu, dass die Wanne sicher toll wäre für zwischendurch.
Die Muttermunduntersuchung ergab, dass die Öffnung bereits 5 cm waren! Wow, ich war beeindruckt, dafür hatte ich bei der ersten Geburt stundenlang kämpfen müssen und diesmal fing es gerade erst an, richtig schlimm zu werden. Um kurz nach halb neun musste ich dann schon die ersten Wehen richtig veratmen. Um 20:48 Uhr platzte die Fruchtblase und von da an wurde es von Wehe zu Wehe eine ordentliche Portion schlimmer. Wo soll das nur hinführen? dachte ich. Denn ich rechnete zwar damit, dass die zweite Geburt schneller ging als die erste, aber ein paar Stunden sollte sie doch sicher auch dauern, oder? Und wenn das mit den Schmerzen so weitergehen sollte, war ich in kurzer Zeit am Ende mit meinen Kräften. So gegen neun bekam ich ein Zäpfchen gegen die Schmerzen. Geholfen hat es gar nichts. Um viertel nach neun fragte die Hebamme vorsichtig, ob sie mal ganz kurz auf Station gehen könne. Sie sei in drei Minuten wieder da. Selbst da brachte ich noch ein gequältes Lächeln raus und meinte, das Baby sei sicher nicht so schnell da. Die Hebamme meinte nur, es dauert sicher nicht mehr lang und flitze schnell los. In den paar Minuten, die mir ewig vorkamen, verspürte ich schon zum ersten Mal den Drang zu pressen. Ich sagte es meinem Schatz in ein paar Wortfetzen, der mich ganz entgeistert anstarrte: Wie?! Jetzt schon??. Als die Hebamme wieder da war, sagte sie, das habe sie sich schon gedacht und tastete nochmals nach dem Muttermund, der bei acht bis neun cm war. Ich hielt die Schmerzen kaum noch aus und bettelte darum aufstehen zu dürfen. Die Hebamme fragte mich, ob ich jetzt in die Wanne wollte und dieser Ortswechsel kam mir gerade gelegen. Die Wanne war zwar nicht entspannend für den Wehenschmerz, aber psychisch war es einfach noch mal etwas anderes. Allerdings hielt ich es nicht in der normalen sitzenden Position aus und ging in den Vierfüßlerstand.
Nach ein paar Wehen hörte ich wie die Hebamme telefonierte: Frau Dr., bitte zur Geburt kommen! Das gab mir noch einmal Kraft, denn jetzt wusste ich: Es kann nicht mehr lange dauern. Die richtigen Presswehen waren so gewaltig, dass ich meinte, ich müsste sterben. Ich kannte das von meiner ersten Geburt nicht, denn da hatte ich zuvor eine PDA bekommen, weil die Geburt gestockt hatte. Diesmal hätte kein Anästhesist der Welt mir mehr eine Spritze ins Rückenmark geben können. Ich spürte, wie der Kopf kurz vor dem Ausgang war und presste bei jeder Wehe mit voller Kraft. Bitte lass es endlich aus sein, betete ich insgeheim. Und dann endlich die Erleichterung, als ich spürte, wie Luisa aus mir herausgezogen wurde. Und mit einem Schlag war alles vorbei. Geschafft. 21:48 Uhr. Nach nicht einmal eineinhalb Stunden um Kreißsaal.
Vorbei die Schmerzen, vorbei die Kraftaufwendung. Endlich war der lang ersehnte Moment gekommen. Und Luisa wirkte so entspannt. Sie hatte das Glück, wunderbar sanft auf diese Welt zu kommen zumindest aus ihrer Perspektive. Vom Wasser ins Wasser. Ein richtiges Ankommen. Wir kuschelten noch im Wasser unter warmen Handtüchern während wir auf die Nachgeburt wateten. Und ich habe noch nie ein entspannteres und glücklicheres Baby gesehen. Alles war so perfekt.
Die Untersuchung zeigte auch bald: Nichts gerissen, nichts verletzt. Ich war so glücklich. Alles war so perfekt! Eine schönere Geburt kann ich mir nicht vorstellen.
:AMOUR: Luisa kam am 21.09. um 21:48 Uhr spontan im Wasser zur Welt. Sie wog bei der Geburt 3.710 Gramm, war 54 cm groß und hatte einen Kopfumfang von 34 cm. :AMOUR:
Liebe Grüße an alle Schwangeren, die das noch vor sich haben: Ihr schafft das!
Steffi mit Luisa (5 Tage alt)