Sorry für die Verspätung, aber der kleine Mann ist ein Nimmersatt und mit einer Hand schreiben wäre eine Lebensaufgabe geworden. Nun schläft er gerade und ich kann endlich mal in die Tasten hauen. Also:
Am 16. Juli (einer der errechneten Termine, an die sich sowieso kein Zwerg hält - der andere war der 20.) war meine Hebamme mal wieder zur Vorsorge hier. Alles prima, sie kommt übermorgen wieder.........dachte sie........
Am 17. merkte ich in den frühen Morgenstunden, dass sich was regt, aber deswegen Hektik zu verbreiten - nein. Ab ins Bett. Ist noch viel zu früh zum Aufstehen und zum Kinderkriegen erst recht. Ich fragte meinen Mann, was er davon hielte, heute Papa zu werden. Offensichtlich nahm er mich nicht wirklich Ernst, murmelte nur was von "...klar, kein Thema..." und drehte sich um.
Gegen 9 h beschloss ich: das sind Wehen und nun schauen wir mal, ob sie auch bleiben oder ob man sie verscheuchen kann. Um dieses zu testen, ließ ich mir eine warmes Bad ein (meine optimale Wehentesttemperatur ist 39 Grad) und hockte mich in die warmen Fluten. Besagte Wehen, die vorher im Viertelstundentakt kamen und stärkemäßig noch locker einem Kaffeekränzchen Stand gehalten hätten, mutierten plötzlich zu richtig fiesen Auawehen im 4-Minuten-Takt. Hey, so war das aber nicht gedacht!!!!
Mein Mann hatte inzwischen die Idee, dass längst bereit gestellt Planschbecken zu fluten, aber mir war nicht mehr nach Unzug in andere Gefilde. VERGISS DAS PLANSCHBECKEN! ICH BLELIBE HIER - BASTA!
Und man könnte ja mal die Hebamme anmorsen......
9.15 h "Hallo Claudia. Ich weiß, du wolltest erst morgen kommen, aber ich finde, heute wäre auch nicht schlecht, falls du beim Schlupf dabei sein möchtest."
Sie wollte!
Gegen 9.45 h trudelte sie ein. Ich hockte immer noch aufrecht in der Badewanne und war mittlerweile dazu übergegangen, mich aufs Wehen veratmen zu konzentrieren, denn die Biester kamen jetzt mit 1 - 2 Minuten Abstand. Aua!
Später las ich grinsend im Geburtsbericht: "....sie veratmete leise knurrend ihre Wehen..."
So so - ich habe also geknurrt. Soll froh sein, dass ich nicht gebellt habe :)
Der aktuelle Zwischenstand ergab, dass mein Zwerg die Ausstiegsluke bereits auf 7 cm vergrößert hatte. Na prima. Dann mal weiter so.
Und immer hatte ich einen Gedanken im Kopf (bin ich werbefernsehgeschädigt?) R + V Versicherung - wir machen den Weg frei!
Ich habe mir wirklich bei jeder Wehe vorgestellt, wie die Luke immer etwas größer und somit der Weg frei wird.
Mein Mann, der sich vorher den Kopf zerbrochen hatte, wie er mich unterstützen konnte, hatte die ehrenvolle Aufgabe, im wahrsten Sinne des Wortes seinen Kopf hinzuhalten. Laut seiner späteren Aussage habe ich ihm selbigen fast abgerissen, aber irgendwo muß man sich ja festhalten, gell?! Es war schon toll ihn dabei zu haben und auch wenn ICH mich durch die Wehen arbeiten mußte, so war es ein schönes, vertrautes Gefühl, ihn ganz dicht bei mir zu haben und niemand hätte ihn ersetzen können.
Schließlich war es dann fast soweit. Ich fühlte mit meiner Hand das Köpfchen kommen und dachte mir: ".... was ist denn da so fusselig?"
Es fühlte sich an wie mein Maine Coon Kater. So haarig. Schließlich gab es kein Halten mehr und ich drückte das Köpfchen raus. Dann wird der Rest ja gleich hinterher flutschen dachte ich, aber nix da. Dann kam der einzige Moment, in dem meine Hebamme fragte, ob sie helfen soll. Sie sollte. Da ich aufrecht in der Wanne hockte und mich mit einer Hand abstützte, hatte ich nur eine Hand frei und um dem Zwerg an den Schultern beim letzten Dreh zu helfen braucht man nun mal beide Hände. Nach dieser minimalen Drehung kam unser Mini-man dann vollständig zum Vorschein und ich nahm ihn und staunte..........und staunte............und habe bis heute nicht wirklich begriffen, dass dieses Menschlein vor kurzem noch in mir war. Ein flüchtiger Blick fiel auf die Funkuhr - es war 10.44 h.
Ein magischer Augenblick! Die Welt blieb für einen Moment stehen und um uns herum war Stille. Ich hielt diesen kleinen Menschen in den
Armen und sah, wie er sich langsam mit der neuen Welt vertraut machte. Ohne Schreien, ohne Hektik. Die Nabelschnur pulsierte ja weiter und versorgte den kleinen Mann noch mit allem was er brauchte. Dann endlich entdeckte er, dass man all die Luft um ihn herum auch atmen kann. Er gab ein paar glucksende Töne von sich und dann war es geschafft; er hatte auf Selbstversorgung umgestellt.
Irgendwann hatte auch die Nabelschnur ihren Dienst erfüllt und somit konnte Papa seines Amtes walten und diese durchtrennen. Nun war
der kleine Mann ein wirklich eingeständiger Mensch. Etwas später hatte er dann auch schon sein erstes "Männergespräch" mit Papa und
während dieser Zeit gebar ich die Plazenta und duschte mich. Danach ging ich wieder "an Land" und im großen Bett war Kuscheln und Staunen angesagt. Nur wir drei und die Welt hatte Pause! WILLKOMMEN ZUHAUSE JULIAN!
Später fragte ich meine Hebamme, wie sie denn nun die Geburt erlebt hatte, denn ich hatte ihr von Anfang an gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen sollte. Sie sagte, es sei ihr zwar schwer gefallen ihre Finger still zu halten und mich ganz alleine machen zu lassen, aber es sei auch eine tolle Erfahrung für sie gewesen. Na also - geht doch......
Allen Mamas, die noch auf ihre Zwerge warten wünsche ich ein ebenso schönes Erlebnis und jetzt wird es Zeit für mich zu gucken, was im Babyforum los ist.......
Herzliche Grüße,
Stademama mit Julian