Hallo,
ich bin neu in diesem Forum und die Entscheidung, mich hier anzumelden und diesen Text zu schreiben, ist mir wirklich nicht leicht gefallen.
Sicherlich lest ihr Zeilen wie meine hier andauernd und ich weiß auch nicht , was ich mir eigentlich davon erhofft, meine kleine Geschichte hier zu teilen, aber ich dachte, vielleicht hilft es mir jedenfalls hoffe ich das.
Bitte verzeiht, wenn ich zwischendurch etwas verwirrend bin, denn verwirrt bin ich auch. Das Thema ist für mich sehr schwer.
Ich bin gerade 20 geworden, habe 2014 mein Abitur gemacht und stand kurz vor meinem Aus- und Umzug in eine andere Stadt, als ich Sommer überraschend schwanger wurde.
Es hat bei mir etwas gedauert, bis ich wirklich angefangen habe, über meine Möglichkeiten nachzudenken. Verurteilt mich nicht, aber mein erster Gedanke war nur, wie ich ''das möglichst
schnell wegbekomme'', den ich hatte Panik und wollte das alles nicht wahr haben.
Ich habe nur ein paar Leute eingeweiht und ihnen erzählt, dass ich schwanger bin .. genau genommen war das mein Vater, der sich haargenau richtig verhalten hat und mir unglaublich viel Halt gegeben hat, meine beste Freundin, die sofort gesagt hat, dass sie mir zu meinem Termin kommt und ich doch wüsste, dass - egal, wie ich mich entscheiden würde ich nicht alleine dastünde und meine Lieben hab, die hinter mir stehen. Neben den beiden wusste auch mein bester Freund Bescheid, der zwar im ersten Moment etwas brauchte, um sich auf das Thema einzustellen, aber auch dann jederzeit ein offenes Ohr für mich hatte.
Ihr sehr also, ich war nicht allein, ganz im Gegenteil.
Nachdem sich meine Panik gelegt hat und ich langsam angefangen hab, wirklich darüber nachzudenken, was ich möchte und ob ich wirklich die Abtreibung möchte, von der ich direkt gesprochen habe, war ich mir dann gar nicht mehr sicher.
Ich habe begonnen, darüber nachzudenken, wie es sein könnte, dass ich im Frühjahr 2015 Mutter eines kleinen Jungen oder Mädchen sein könnte und auch darüber, wie ich mich anstellen würde.
Ich wusste noch nicht genau, was ich machen sollte, habe aber diese Überlegungen noch für mich behalten und nicht gesagt, dass ich es vielleicht doch behalten möchte, denn ich wollte erstmal meinen FA-Termin abwarten, der 2 Wochen später sein sollte.
Am Samstag, den 26. Juli hatte ich Abends leichte Unterleibsschmerzen, doch ich habe mir ja sagen lassen, dass das nicht ungewöhnlich sei.
Am nächsten Tag stand eine lange Zugfahrt an und ich habe schon morgens bemerkt, dass es mir nicht besonders gut ging. Ein paar Stunden später, als ich gerade im Zug saß, wurde es dann schlimmer zunächst kam es mir vor, als hätte ich Menstruationsbeschwerden, dann wurde es sehr schnell immer heftiger. Ich wollte auf Toilette gehen, doch ich habe mich nicht getraut, weil ich mir sicher war, ich würde umkippen, würde ich jetzt aufstehen.
Ich hab totale Panik bekommen und natürlich war mir klar, dass da irgendwas nicht stimmt, aber ich stand total neben mir, ich konnte mich gar nicht bewegen. Ichg weiß auch nicht, wie lange es mir so ging, aber ich hatte unglaubliche Angst.
Da ich total alleine war allein, aber umzingelt von fremden Leuten im ICE kam ich mir so hilflos vor, wie noch nie zuvor. Ich wollte sagen, dass ich Hilfe brauche, aber ich wusste nicht wie, ich wollte einfach aus diesem Zug raus.
Irgendwann ging es dann wieder, die Schmerzen haben nachgelassen und ich kam mir langsam nicht mehr vor, als sei ich starr, aber ich habe mich nicht getraut, auf Toilette zu gehen, ich bin einfach sitzen geblieben. Bis zu meinem Ziel dauerte es noch anderthalb Stunden und in diesen 90 Minuten habe ich nicht meinen Sitz verlassen und mich nicht mal anders hingesetzt. Ich bin einfach genau so sitzen geblieben und habe gewartet, bis ich zu Hause bin, wo mein Vater mich vom Bahnhof abholen würde.
Als dann meine Stadt durchgesagt wurde, bin ich langsam aufgestanden und bin aus dem Zug ausgestiegen, hab Ausschau nach meinem Papa gehalten und ihn auch schnell entdeckt.
Er hat natürlich sofort gesehen, dass es mir nicht gut ging und im Auto, weg von den ganzen Leuten, ist es dann aus mir heraus gebrochen und ich habe ihm erzählt, wie schlimm diese Zugfahr für mich war und mich von ihm ins Krankenhaus fahren lassen.
Dort untersuchte man mich, fragte mich, ob das eine geplante Schwangerschaft sei und ich schüttelte nur den Kopf. Ich sehe noch genau vor mir, wie die Ärztin ganz beiläufig sagte, dass es sich jetzt eh von selbst erledigt hätte , ich aber am Freitag nochmal zur Nachuntersuchung kommen müsste.
Ich war total entsetzt, wie einfach sie mir das gesagt hat, ohne jegliche Rücksicht, ohne nur ein tröstendes Wort.
Die nächsten Tage wollte ich mein Bett nicht verlassen, ich wollte niemanden sehen und doch nicht alleine sein.
Es kam der Tag meiner Nachuntersuchung und ich saß wieder stundenlang dort und habe gewartet mit der Unterstützung meiner besten Freundin.
Nach 3einhalb Stunden und einem Ultraschall, sowie einer Blutuntersuchung hat mich dann die Ärztin zu sich hinein gebeten und mir in 2 Minuten gesagt, dass mein HCG-Wert wieder angestiegen sei, man aber im Ultraschall nichts sehen könnte und dass das hieße, dass wohl Rückstände geblieben wären, die man entfernen müsste, damit sie sich nicht bösartig entwickeln.
Morgen müsse man operieren und es wäre nicht unwahrscheinlich, dass eine weitere OP folge, da nicht zu sagen sei, ob es sich nicht evtl. um eine Eileiterschwangerschaft handeln würde.
Total geschockt von diesen Nachrichten ich hatte erwartet, dass man mir sagen würde, alles wäre ok und es sei wenigstens aus medizinischer Sicht alles zuende habe ich dann dem Termin für die OP am nächsten Morgen zugestimmt und bin wieder raus in den Wartebereich, der total voll war. Meine Beste Freundin hatte da auf mich gewartet und als ich sie gesehen habe, bin ich in Tränen ausgebrochen und konnte mich nicht mehr zurück halten.
Es hat einige Momente gedauert, bis sie mich beruhigen konnte und ich ihr erzählt hab, was los ist.
In den nächsten 2 Stunden habe ich wieder etliche Blutproben abgegeben und den OP-Bogen ausgefüllt, wobei das eher meine beste Freundin für mich gemacht hat, ich konnte es nicht, dann hat sie mich nach hause gefahren und sich um mich gekümmert.
Ich wurde vorher noch nie operiert, dementsprechend hatte ich am nächsten Tag ziemliche Angst.
Irgendwann, nachdem ich ein paar Stunden in einem patientenzimmer gewartet habe, wurde ich zur OP geholt. Dass dann die Narkose bei mir nicht wirken wollte und ich einfach wach blieb, nachdem ich das Mittel gespritzt bekommen hab, machte das ganze nicht besser. Irgendwann war es dann aber soweit und ich konnte in den Schlaf versetzt werden.
Nach der OP ging es mir gar nicht gut, denn ich war total allein, als ich aufgewacht bin früher, als ich eigentlich wach werden sollte.
Mein vater kam dann aber sofort, als ich ihn hab anrufen lassen und ich habe auch versucht, meine Beste Freunbdin zu erreichen, was aber nicht geklappt hat. Die Nachwirkungen der Narkose haben mich total durchdrehen lassen. 45 Minuten lang habe ich hysterisch versucht, sie zu erreichen, obwohl mein papa schon längst da war. Man gab mir verschiedene Beruhigungsmittel, aber es wurde nicht besser erst, als ich sie endlich erreicht habe und sie natürlich sofort losgefahren ist, konnte ich mich beruhigen und dann, als sie bei mir war, auch endlich schlafen und mich ausruhen.
Da es mir so schlecht ging, musste ich dann noch länger dort bleiben, am späten Abend durfte mein Vater mich dann aber mit nach Hause nehmen.
Die nächsten Tagen waren gezeichnet von zunächst ganz, ganz viel Schlaf und dann unzähligen Albträumen, sodass ich mich gar nicht mehr getraut habe, die Augen zu zu machen.
Nach einer Woche wurde es langsam besser und da mein Umzug nun in 9 Tagen anstand, musste ich meinen Kopf frei räumen.
In den folgenden Wochen war zu viel los: ein neuer Job, eine neue Umgebunbg, neue Leute, eine ganz neue Situation in meinem Kopf war kein platz für das, was ich hatte durchmachen müssen.
Nach und nach kam es dann wieder hoch und das, was ich nicht hatte verarbeiten können, wollte seine Aufmerksamkeit die Albträume fingen wieder an, ich machte mir Vorwürfe, ich sei Schuld, da ich mich so dagegen gewehrt habe.
Mittlerweile wäre ich in der 32. SSW, mein Leben sähe ganz anders aus: ich wäre nicht zu hause ausgezogen, ich würde bald Mutter werden. In jeder möglichen Situation begleitet und beschwert es mich. Sehe ich kleine Kinder oder eine schwangere Frau, könnte ich los weinen. Macht jemand einen Scherz über irgendjemanden, der etwas mit Schwangerschaft zu tun hat, zieht sich alles in mir zusammen.
Ich weiß mittlerweile, dass ich mich gegen eine Abtreibung entschieden hätte und ich weiß auch, dass ich das gut hinbekommen hätte, dass ich meine Sache als (junge) Mutter gut gemacht hätte.
Es sind einige Menschen eingeweiht, denen ich vertraue und so habe ich genug Leute, die Bescheid wissen und verstehen, wieso ich den Raum verlasse oder ganz still werde, wenn das Thema aufkommt.
Ich weiß nicht, wie mein leben in 3 Monaten aussehen würde, ob nicht doch noch etwas passiert wäre, aber mir wurde die Entscheidung abgenommen und mit dieser Verlust von etwas, das ich eigentlich nie hatte, tut mir weh.
Ich wüsste so gerne, wann es leichter für mich wird und vor allem, wie ich irgendwann, wenn ich erneut (und geplant) schwanger werde, damit umgehen soll, ohne in Panik auszubrechen.
Manchmal denke ich, dass ich gar nicht so verletzt sein dürfte, da ich ja noch in einem sehr frühem Stadium war und ich mich nicht mit jemandem zusammen auf ein Kind gefreut habe und mich anfänglich so geweht habe, aber es tut trotzdem weh.
Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn ich in den Kalender gucke und weiß, ich wäre mittlerweile Mutter. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll und ich habe Angst, erneut total durchzudrehen.
Es tut mir Leid, dass es so ein langer Text geworden ist und ich gar keine wirkliche Frage an euch habe, doch vielleicht nimmt sich ja jemand die zeit und liest es, denn mir würde es sehr helfen.
Danke.