Hallo liebe Community.
heute mal ein etwas heikleres Thema von mir, welches ich mal loswerden wollte.
Wichtig wäre zu wissen, dass ich Transgender (Frau zu Mann) bin, 26 Jahre alt und wir uns für ein Kind entschieden haben vor meinen OPs, da Adoption so gut wie unmöglich ist und Leihmutterschaft verboten ist, zudem ich keiner fremden Frau trauen würde, könnte ich sie nicht 24/7 beobachten und kontrollieren, ob sie wirklich nicht trinkt und raucht etc.
Ich stand schon immer auf Kriegsfuß mit meinem Körper und uns war klar, dass die SS alles andere als leicht wird und ich psychologische Betreuung brauche.
Ich bin jetzt in der SSW 19 und ich hasse es noch immer so sehr, schwanger zu sein.
die ersten Monate habe ich täglich bis zu 7 mal gekotzt, ich konnte nichts essen, habe mir beim Frühstück schon überlegt, welcher Aufstrich beim Hochwürgen am wenigsten eklig schmecken könnte. Es war einfach nur schrecklich ! Heute sieht das so aus: Ich habe ständig Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen fühle mich eigentlich dauerkrank. Ich bin super müde und komme zu gar nichts mehr, in 9 Wochen schreibe ich mein Abitur und ich fehle oft in der Schule, weil es mir so mies geht. Ich kann gar nicht damit umgehen und selbst nur kleine Tätigkeiten machen mich kaputt und müde... ich räum die Einkäufe aus und muss mich erstmal ne Stunde hinlegen. Ein Beschäftigungsverbot habe ich auch bekommen für meinen Nebenjob, der wirklich ein toller Ausgleich für mich gewesen ist... Ich fühle mich richtig behindert. Schulzeug bleibt komplett auf der Strecke... ich habe Angst um meinen Abschluss.... ich fühle mich unförmig und schäme mich, aus dem Haus zu gehen, dabei habe ich gar nicht zugenommen, aber überall sind plötzlich Hautfalten und alles ziept und nervt, wenn ich mich drauf lege. Den Bauch und die Brüste verstecke ich unter sehr weiten Hoodies. Meine eh schon gehassten Brüste sind dafür gigantisch groß, tropfen und nerven mich, egal bei was. Ich kann nicht schlafen, nicht sporteln, keinem Sex haben, nicht liegen, nicht werkeln, ständig sind sie im Weg !
Teilweise sitze ich 3 Tage an einer Stelle und tue nichts, außer mich im Internet über Baby und Co. informieren oder aber schlafen oder heulen. Nur meine Katzen trösten mich ein bisschen.
Mein Partner weiß Bescheid, aber er kann mir wenig helfen... Er ist täglich bis 22 Uhr außer Haus, da er nach der Arbeit eine Abendschule besucht, um seinen Techniker zu machen. Zumindest habe ich jemanden, der mir zuhört und in den Arm nimmt.. die Gefühle kann er mir aber nicht abnehmen...
Wir freuen uns beide sehr auf das Baby und ich denke, dass es wundervoll wird - wenn es erstmal da ist. Aber wie soll ich die Zeit bis dahin (etwas über 5 Monate) nur überstehen.. ? Ich bin so weinerlich und depressiv geworden, kleinste Arbeiten falle mir schwer, ich habe nie Hunger, muss 8 Mal nachts aufs Klo, kann kaum schlafen, ich zwinge mich für den Knirps zum Essen und auch sonst kapsel ich mich ziemlich ein. Ich dachte, es wird besser, wenn ich Baby erstmal spüre und dann verfliegen auch viele Ängste, ob es ihm gut geht oder das Herzchen noch schlägt, etc. Aber das war nicht so. Seit Montag, dem 06.03. kann ich den Krümel spüren. Die ersten 5 mal waren auch äußerst beflügelnd, aber jetzt... jetzt ist es nur ein weiterer, nervender Störfaktor meines Alltags.... ich hasse es so sehr, schwanger zu sein, das macht mich richtig traurig.
Ich mein, ich wusste, dass es schwer wird. Ich wusste, dass ich der letzte Mensch bin, der stolz mit der Kugel durch die Gegend rennt und es genießt, schwanger zu sein. Doch, dass es so schlimm wird, das habe ich irgendwie nicht erwartet. Schön ist es, wenn wir Kleidung für Minime kaufen oder ich davon träume, wie es dann mit Baby wird, aber der Ist-Zustand sieht halt ganz anders aus.. :/
Ich freu mich auf das Kleine, wirklich. Aber momentan fühle ich mich so kraftlos und schwermütig und wenn dann dumme Tipps von Freunden, Familie und Bekannten kommen, dann gehts mir noch schlechter und ich habe ganz negative Gedanken.
Ich esse Spagetti nur mit Gabel, ohne zusätzlichen Löffel. Find das doof und sprotzel ja dennoch nicht alles voll. Meint ne Freundin: also wenn du ein Elternteil sein willst, dann musst du das dem Kind gaststättentauglich beibringen.
Mein Gedanke in dem Moment war: Nein, will ich nicht. Ich will kein Elternteil sein, ich will, dass alles wieder ist wie vorher.
Natürlich will ich dennoch Elternteil sein, aber in solchen Momenten.... da bin ich einfach deprimiert. Ich habe stolz erzählt, dass wir eine Schnuller-Sterilisierbox haben und dann kommt gleich: Schnuller sind aber nicht gut, blablabla. Meistens von Leuten ohne Kinder. Ich hab auch das Gefühl, jedes 'wie gehts' ist eigentlich nur ans Kind gerichtet. Ich finde nicht, dass es wichtiger ist als ich, ich finde, wir sind beide gleich wichtig. Aber die Welt sieht das anders. Dann kommen solche Fragen wie: Und ist alles ok mit dem Kleinen ? Ich sag dann ganz ehrlich: weiß ich nicht, es spricht ja nicht mit mir und ich fühl es noch nicht, kann auch seit Tagen schon das herzchen aufgehört haben zu schlagen, beim nächsten FA Besuch kriegt ihr dann Auskunft. Dann sind die total beleidigt. (Zu der Zeit, als die Fragen kamen, hatte ich noch keine Tritte gespürt.)
Na, genießt du die Schwangerschaft ?
Nein, bin froh, wenns vorüber ist. Sehe es als nötiges Übel für mein späteres Glück.
Ich glaube, die meinen ihre Fragen nicht ernst und wollen nur positive Dinge hören... ich fange an, allen zu misstrauen....
Ich komme aus der Nähe von München und eigentlich hätte ich gerne ein paar Menschen um mich, die ebenfalls eine SS durchmachen gerade.. aber auf den Baby-Hype und alles ist rosig oder hat so zu sein, komme ich nicht klar. Mein Therapeut sagt, all meine Beschwerden kämen von meiner Einstellung dem Kind gegenüber, er meint, ich kann es nicht annehmen. Da irrt er aber. Ich freue mich so sehr auf den kleinen Schatz und würde jetzt schon gerne den Kinderwagen durch die Ggend rollen etc.
Er denkt, ich würde Hass gegen das Kind haben, weil es meinen Oöerationeweg verzögert, aber das ist nicht wahr. Och warte gerne für den Knirps. Mein Körper ist das Problem und meine Mitmenschen, aber nicht mein Kind.
So, jetzt dürft ihr gerne euren Senf dazu geben, ich freu mich, von euch zu lesen.
LG Rainbow