Ich leide wie ein reudiger Hund immer wieder wenn es richtung November geht. Am 05.11.2013 habe ich in der 12ten Woche meinen Sohn abgetrieben.
Es war eine bewusste Entscheidung von mir. Das Baby war völlig gesund nur mit mir stimmte etwas nicht.
Ich habe bereits 3 Kinder. Sie sind jetzt 9,6 und 3 Jahre alt. Alles 3 Mädchen.
Die Jüngste kam im Januar 2013 zur Welt. Durch einen Gendefekt sind bei allen 3 Schwangerschaften schon im frühen Stadien die Plazentas an der Gebärmutter festgewachsen. Nach der ersten Geburt wollte die Plazenta schon nicht vollständig rauskommen, was eine Ausschabung zur Folge hatte. Bei der zweiten Geburt kam die Plazenta zwar vollständig, riss aber die hinterbleiben Narben wieder auf. Nummer 3 setzte dem ganzen dann die Krone auf. Die Plazenta war zwar vollständig hinterließ aber viele offene Wunden in der Gebärmutter. Deswegen habe ich bis zu einem halben Jahr nach der Geburt durchweg Blutungen gehabt. Sie bildete sich auch lange nicht vollständig zurück. Ich habe daraufhin auch nicht sehr lange gestillt um wieder die Pille nehmen zu können in der Hoffnung, dass sie hilft da unten wieder alles zu beruhigen, so dass sich die Wunden schließen konnten.
Mein Mann und ich lieben uns auch noch nach 3 Kindern und es hatte uns sehr gefehlt das halbe Jahr. Da ich ja auch die Pille genommen habe, war es abzusehen das es auch wieder zum Geschlechtsverkehr kommt, nachdem das Bluten aufhörte. Ab da an ging ich durch die Hölle. Ich wurde recht schnell wieder Schwanger.
Eigentlich haben wir uns gefreut. Doch die Freude wurde schnell getrübt. Schon bei der ersten Untersuchung bei meiner Frauenärztin kamen bei ihr Bedenken auf. Meine Gebärmutter ist sehr vernarbt und es bestand wieder die Gefahr , dass die Plazenta anwächst. In der 9.ten Woche war ich dann bei der Feindiagnostik und es stellte sich heraus, das bereits neue Blutströme gewachsen sind. Bereits hier wurde von einer Abtreibung gesprochen. Auch meine Frauenärztin riet uns dazu.
Was will man machen?? Die Chancen standen 50 zu 50. Die Geburt hätte reibungslos ablaufen können, naja fast halt so ähnlich wie bei Nummer 3, oder aber ich hätte bei der Plazentageburt verbluten können, oder aber ich könnte meine Gebärmutter verlieren.
Wie entscheidet man da richtig? Ich bin kein Freund davon Innerein von mir zu verlieren. Aber wäre es fair meinen Mädels und dem kommenden Baby gegüber, dass sie im WorstCase ohne Mama aufwachsen. Das sie ohne die Liebe von mir groß werden um einem Baby das Leben zu schenken? Aber ist es fair einem Baby das Leben zu nehmen, weil man egoistisch entscheidet kein WorstCase in betracht zu ziehen und kein Risiko eingeht?
Wir haben dann noch eine frühe Fruchtwasseruntersuchung machen lassen um zu sehen ob das Baby gesund ist. Es sollte eigentlich eine Entscheidungshilfe sein. Da allerdings war ich schon 11te Woche.
ICH habe mich entschieden dieses kleine Wunder zu töten. ICH habe mich entschieden lieber den 3 Mädels eine gute Mama zu sein, als gar keine mehr. ICH habe mich entschieden egoistisch am normalen Leben festzuhalten.
Und ICH muss mit dieser Entscheidung leben. Es wäre ein kerngesunder Junge geworden. Ich hab mir schon bei der ersten Schwangerschaft einen Jungen gewünscht.
Jedes mal wenn es Herbst wird kommt diese schreckliche Qual. ich drück mich auf Sternenkinderseiten rum. Ich lese viel. Mir wird jedesmal übel, wenn ich lese, dass mein Junge kein Sternenkind sein darf, weil ICH mich gegen ihn entschieden habe. Mir kommt das kotzen wenn Abtreibungen jedes mal pauschal, ohne Hintergrundwissen, verurteilt werden.
Ja ICH habe abgetrieben, aber ich leide und traure immer wieder und werde es auch immer wieder tun. Ja ICH habe abgetrieben und quäle mich immer wieder damit.
Und ich glaube das wird wohl auch nie aufhören.
Wie soll man trauern, wenn die Entscheidung nicht akzeptiert wird? Warum darf ich nicht traurig sein und Kerzen anzünden?