:FOU: ALTES THEMA neu rausgefischt
@KS / SchwierigeGeburt / Gabelung.
Ich bin wahrscheinlich total inaktuell, vielleicht ist es gar kein Thema mehr bei dir, aber ich wollte schon vor Wochen was zum KS-thema schreiben, kam aber nie dazuVorsicht, wirr, ich versuche mich gedanklich mal zu ordnen. In vielen Punkten habe ich exakt so empfunden wie du, ich dachte beim Lesen deiner alten Postings beinahe, vieles seien meine WorteMir ging es ganz genau so, als ich vor ein ein halb Jahren meinen ungeplanten Kaiserschnitt hatte. Nach einer unproblematischen Schwangerschaft habe ich in allen Büchern das Kapitel über KS ausgelassen.
Sowas hatten nur die Anderen. Und dann traf es mich, ich war geschockt, denn so hatte ich mir das nie vorgestellt.
Ich war sogar wütend auf die Frauen, die es "geschafft" haben. Ich habe fast geheult, als ich im Fernsehen eine normale Geburt gesehen habe und die Hebamme gesagt hat "sie können stolz auf sich sein!"
Ich wünsche dir, dass du es ganz bald irgendwie positiv sehen kannst.
Was mir auch geholfen hat, war, dass ich den Kaiserschnitt mit meiner Hebamme nochmal aufgearbeitet habe und sie mir nochmal gesagt hat, dass es nicht meine Schuld war und dass es das Beste, ja einzig mögliche, war. Ich habe mir alle Papiere geben lassen und danach, nachdem ICH alles selbst nachvollziehen konnte, meinen Frieden damit gemacht. Aber das hat gedauert! Deshalb, egal wie die Geburt war, unbedingt gemeinsam aufarbeiten, gerade im Hinblick auch auf das, was Nori erleben musste.
Manchmal tut es gut, sowas von jemand anderem zu hören, auch wenn du es vom Kopf her eigentlich längst weisst.
Ich drücke dich virtuell mal ganz fest und es wird besser, auch wenn du es dir noch nicht vorstellen kannst.
Leztendlich ist die Geburt keine Sache, wo man sich oder jemandem etwas beweisen muss. Was ist wichtiger, ein gesundes Kind im Arm oder Anerkennung als Mutter-Heldin? Genauso wie das Stillen. Das ist mir zugefallen, war wirklich sehr leicht und einfach für mich, und wenn ich lese, wie manche hier gekämpft haben. Wow, respect, bin echt nicht sicher, ob ich den Biss gehabt hätte, ich bewundere euch Kämpferinnen ganz sehr dafür! Und es ist nicht entscheidend, wie das Kind auf die Welt gekommen ist, sondern was für eine Mutter Du bist. Und ich bin sicher, du bist bzw wirst eine ganz, ganz tolle..!
Aber trotzdem, das muss ich ehrlich so sagen, das Erlebnis an sich, und der Gedanke, dass es eventuell doch nicht hätte sein müssen (siehe in meinem Fall, dass die Hebamme gemeint hat, es läge auch am Mentalen, dass ich wg. Stress etc. nicht losgelassen habe oder nicht loslassen konnte), machen mich auch jetzt noch sehr traurig.HB hat mir da aber sehr geholfen, die Dinge anzunehmen, wie sie sind...
Besonders dann wenn im Umfeld andere entbinden und dann erzählen, wie toll alles war und die Männer so stolz auf Ihre Frauen sind, weil sie es so gut geschafft haben. Da geht es mir noch immer irgendwie schlecht. Dumm, ich weiß, aber das ist noch so! Es ist schön für die anderen, aber ich selbst fühl mich dann immer unheimlich traurig. Auch wenn das bestimmt egoistisch klingt. Und ich finde mich selber total unmöglich, wenn ich so ein seltsames Gefühl habe, wenn andere spontan entbinden. Ich bin dann fast neidisch. Und das finde ich ganz furchtbar an mir. Aber ich kann es auch (noch) nicht abstellen.
Ich weiß nicht ob das jemand nachvollziehen kann, der keinen Notkaiserschnitt/Sekundärks hatte. Aber ich denke, die die einen Notkaiserschnitt hatten und vorher total auf spontane Geburt eingestellt waren, die verstehen das.
Ach und auch in dieser SS ist es für mich ganz schlimm, wenn man zuhören muss, wie schrecklich die Geburt war. ...dass unbedingt ihre angeblichen Horrorstorys erzählen müssen über die Spontangeburt, denn damit suggerieren sie ja der Schwangeren regelrecht, dass eine Geburt furchtbar sein muss. Ist es ein Wunder, dass frau dann völlig verängstigt und angespannt in die Geburt geht? Ich persönlich kann einen WKS so gar nicht nachvollziehen, aber kann denn etwas, was mit diesem neg. Vorzeichen versehen ist, gut verlaufen? Klinikpersonal tut ja oft ein übriges und siehe da: alle schlimmen Befürchtungen habe sich bewahrheitet, ...sich selbst erfüllende Prophezeiung nennt sich das. Ich rate ja allen Schwangeren mittlerweile vehement, sich radikal gegen jede Horrorerzählung zu wehren, sie haben das Recht dazu, und müssen sich nicht jeden Mist von anderen anhören.
Aber das hatten wir ja schon oft und ich drifte ab, zurück zum Thema... Für mich ist das Schlimme, dass ich eine OP bekommen habe und dass mein Körper nun nicht mehr so ist wie früher. Ich wurde sehr tief in den Bauch geschnitten, meine Gebärmutter wurde aufgeschnitten und nun habe ich innere Narben (die äußere finde ich nicht so schlimm). Das alles passt für mich nicht zusammen mit einer Geburt. Bei mir war der KS nötig, ja, aber mir tut mein Körper leid. Ich hatte vorher einen unversehrten Körper, nun wurde ich am Bauch operiert, ......Ich kann daran nur schlechtes finden, wenn man vom gesunden Kind absieht.
Insgesamt mag ich aus dem Geschehenen, was für mich mitgenommen haben oder bin dabei, etwas daraus mitzunehmen und lerne hoffentlich, vollends zu akzeptieren, was geschehen ist. Mein Empfinden ist eine Folge dessen, wie ich persönlich diese Operation bewerte. Ich habe mich beim KS als passiv, ausgeliefert und ...sorry...ausgeschlachtet erlebt, wie eine Kuh im SChlachthaus.
Ich finde: alle, die wütend sind, einen KS bekommen zu haben, dürfen das so empfinden, ja ich würde auch behaupten, dass es erstmal eine gesunde Reaktion ist, so zu reagieren. Es ist nur wichtig, dass sie nicht allzu lange in dieser Haltung verharren. Und wenn es längere Zeit nicht gelingt, damit seinen Frieden zu finden, ist es ratsam, sich dabei professionell helfen zu lassen. Zum Glück gibt es ja diese Möglichkeit.
Ich komme ja beruflich selbst aus dem Beratungs- und Therapiebereich und muss da sagen: niiiie zu lange warten, ehe man Hilfe sucht. Finde total schlimm, wenn Frauen wie Nori so abgefertigt werden, einfach weggeschickt, obwohl es so so viel Mut bedeutet, so viel Selbstbewusstsein kostet, überhaupt danach zu fragen
Auch wie Torti schreibt, sie sucht sich Hilfe hey, das ist so schlau, so reflektiert, so toll denn zu wissen, was man selbst bewältigen kann, und zu wissen ab wann man mal Unterstützung und Hilfe braucht, das ist für mich wahre Größe und Stärke!!
Vllt. hilft es, die Gedanken immer wieder darauf zu richten, dass man gesundes Kind auf die Welt gebracht hast. DAS ist die eigentliche Leistung, die du vollbracht hast. DU ganz allein!!!! Und mehr noch: Du wirst für dieses Kind dein Leben lang da sein, es mit allen Kräften versorgen und unterstützen. Das ist NOCH VIEL MEHR Leistung und weitaus elementarer, als alles andere.