Spätabbruch
Hallo Topfblume231,
Du stehst in der Tat vor einer sehr, sehr schweren Entscheidung.
Sollte sich im Laufe der nächsten Wochen tatsächlich herausstellen, dass Dein Kind krank ist, dann beiß für Dein Kind in den sauren Apfel und beende besser die Schwangerschaft. Bedenke aber, dass aber der 20 SSW ein Spätabbruch dazu führen kann, dass das Kind lebend zur Welt kommt. Das ist dann auch für die Ärzte ein Problem. Besprich das unbedingt, so hart, wie es ist, detailliert mit den Fachärzten. Nur die Gewissheit, was mit Dir und dem Kind geschieht, hilft Dir weiter.
Ich habe auch studiert und viele junge Frauen mit Kindern in meinem Studiengang gehabt. Studium mit einem gesunden Kind ist machbar, wenn man ein gutes Organisationstalent hat.
Ein Studium mit einem schwer kranken Kind - da hätte ich auch meine Zweifel. Du könntest Dich gar nicht ruhig auf das Studieren konzentrieren, weil Du mit einem kranken Kind noch vorsichtiger bist und für das Kind, wie Du schon schriebst, alle möglichen Therapien (evtl. Physiotherapie, Logopädie, Arztbesuche etc.) in Anspruch nehmen würdest.
Das ist auch gut so! Wenn Du einmal den Weg gehst und ein krankes Kind hast, dann tut man als Mutter das Beste für sein Kind und steckt seine eigenen Bedürfnisse weit, weit zurück.
Doch wenn Du noch die Wahl hast (so, wie ich z.B., dann überlegst Du, was das Beste für Dein Kind ist). Unsere Entscheidung trafen wir bewusst für unser Kind.
Zu sehen, wie Dein Kind Jahr für Jahr abbaut und dem Tod immer näher kommt, während andere Kinder selben Alters herumtoben, ein unbeschwertes Leben leben dürfen... das wollten wir unserem kleinen Sohn ersparen,... deshalb haben wir...
leider vor 11 Tagen unseren kleinen erbkranken Jungen in der 15. SSW zur Welt gebracht.
Ich bin froh, dass er nicht im Bauch durch Absaugung (unter Vollnarkose) starb. Da er schon recht groß war und die Schwangerschaft schon weit für einen operativen Abbruch fortgeschritten war, verlor unser kleiner Wunschengel durch Einleitung einer Geburt auf dem Weg in die Welt sein Leben.
Die Kleinen sind noch viel zu zart, weich und zerbrechlich. Es war sicher eine harte Tortur für ihn. Ich möchte darüber gar nicht nachdenken, wie es um ihn geschah, als das Fruchtwasser immer weniger wurde und ihn meine Gebärmutter in den Geburtskanal zwang. Ich war nur am Weinen, die Schmerzen waren mir egal, ich weinte, weil wir ihn uns so sehr gewünscht hatten und so sehr die Daumen drückten, dass er nicht an dieser schrecklichen Erbkrankheit (Muskeldystrophie Duchenne) leiden wird, würden wir die Schwangerschaft fortführen.
Die Chancen der Schwangerschaft standen gut. 25%, dass es ein krankes Kind sein würde und 75%, dass es ein gesundes, wenn u.a. auch übertragendes Kind sein würde.
Die Trauer ist da, die Gewissheit eine richtige Entscheidung getroffen zu haben auch. Wir denken ganz oft an den Kleinen. Die Ärzte und Schwestern waren überaus sensibel, standen oft bei mir und nahmen sich die Zeit für mich und dem Papa.
Der Kleine wird in einem Sammelgrab auf dem Friedhof seine letzte Ruhe finden und mit anderen "stillen Kindern" (weil sie nie weinten und lachten) zusammen sein.
Ich wünsche Dir viel Glück und viel, viel Kraft!!!