"Gute Nacht, Mucki."
Das habe ich gestern das erste mal sagen müssen. Aber nicht wie man es sich wünscht, zu seinem ersten Kind, auf das man sich in so kurzer Zeit schon so gefreut hatte. Ich habe es zu dem Windlicht gesagt, das ich kurz nachdem ich aus dem KH entlassen wurde gekauft habe. In dem Glas steckt neben dem Teelicht ein kleines weißes Herz aus Rinde. Es steht für das Herz, das nicht mehr in mir schlagen durfte und nun nicht mehr da ist.
Es war meine erste Schwangerschaft. Meine erste Fehlgeburt. Wir hatten es nicht geplant, schwanger zu werden. Vor ein paar Monaten noch hatten wir das Thema das erste mal ausführlich besprochen und festgestellt, dass wir als Paar unterschiedliche Vorstellungen/Wünsche diesbezüglich hatten. Ich wünschte es mir bald, mein Partner wollte noch bisschen warten. So habe ich mich seinem Wunsch 'gebeugt' und mir neue Ziele für die kommende Zeit gesetzt: neues Hobby, ein berufsbegleitendes Studium, großer gemeinsamer Urlaub im Sommer,...
Und ohne dass ich mich versah hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand...um genau zu sein waren es insgesamt drei...denn ich konnte es gar nicht glauben und wusste noch viel weniger wie ich mich nun fühlen sollte!
Doch die Freude und Erleichterung kam, als mein Partner sich überraschend doll freute und richtig glücklich über diese Überraschung war.
Unser Mucki schmiss all unsere Pläne über Bord und so schmiedeten wir rasch neue bezüglich der Arbeit, dem Wohnen und Heiraten.
Die Zeit, in der wir so unglaublich glücklich und voller Vorfreude waren, war so kurz und doch so intensiv, dass es mir vorkommt wie eine Ewigkeit. Auch in diesem Moment bin ich so überwältigt von der Kraft dieser ganz speziellen Trauer, dass ich gleichzeitig geschockt bin, wie früh ich unser Mucki schon geliebt habe.
Ich weiß nicht, wie ich die nächste Zeit meistern soll und an welchem Ufer ich endlich Trost finden kann, denn seit dem 26. ist unser Mucki nicht mehr bei mir und ich werde ihn auf keinem Ultraschallbild wachsen sehen und ihn niemals in den Armen halten können.
Als ich ihm gestern das erste mal gute Nacht sagen wollte, stand ich vor dem niedlichen Windlicht mit Tränen in den Augen und dachte mir nur, wie glücklich ich in den letzten Tagen und Wochen sein durfte, als das Kleine Licht immer schwächer wurde und das Teelicht, das mich den ganzen Tag mit seiner ruhigen Flamme begleitet hatte schließlich langsam ausging. Da wusste ich, dass ich genau den richtigen Weg gefunden hatte, um mit meinem Mucki, meinem kleinen Sternenkind wie manche sagen würden, so gut es geht verbunden zu sein.
So kann ich also nur aus ganzem Herzen hoffen , dass es unserem Mucki nun besser geht und ihm weiter jeden Abend am Windlicht eine 'gute Nacht' wünschen und hoffen, dass es irgendwann erträglicher wird, nicht nur für mich, sondern für euch alle, die, egal in welchem Schwangerschaftmonat, ihr Kind verloren haben.