Liebe Sina Marie,
ich kann sehr gut nachvollziehen wie sehr dich diese schlimme Erfahrung belastet.
Es ist nicht deine Schuld.
Ich kann gut nachvollziehen dass du denkst, du hättest eingreifen "müssen".
Natürlich denkt man auch als Außenstehender erstmal, dass man doch hätte eingreifen "können".
Allerdings hatte ich in den letzten Jahren (leider) mehrmals die Gelegenheit, die Hierarchien im Gesundheitssystem, speziell in Kliniken, zu beobachten...
Und ich bin mir relativ sicher, dass du in deiner Position nicht viel hättest ausrichten können.
Vermutlich hätten diese fürchterlichen (!) Hebammen, die auf dieser Station anwesend waren, nur über dich gelacht, dich abgefertigt und dich dazu aufgefordert, den Mund zu halten und deine Arbeit zu machen.
Liebe Sina, das, was du beschreibst, musste ich bei meinen beiden Geburten Gott sei Dank nicht erleben - eher das absolute Gegenteil.
Ich hatte (da die Wehen jeweils sehr lange gingen) mehrere tolle Hebammen um mich, alles war absolut selbstbestimmt (obwohl ich keinen Geburtsplan hatte, da mir im Vorfeld schon klar war, dass der im Ernstfall ohnehin nicht eingehalten werden könnte), ich wurde absolut respektvoll behandelt. Niemand hätte mir etwas verabreicht oder irgendetwas getan, das ich nicht wollte.
Das, was die Frau aus deiner Erfahrung erleben musste... das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht.
Ich würde so gerne noch etwas tröstliches sagen - aber ich bin selbst zutiefst betroffen über deinen Bericht.
Das ist wirklich Realität für viele Gebärende in deutschen Kliniken? Eine absolute Schande.
Das Einzige, was ich nur nochmal sagen kann - es ist nicht deine Schuld.
Das wenige, das du tun konnest - dich um die Gebärende kümmern, sie trösten, ihr erklären, was passiert - genau das hast du getan!
Du hast dir nichts vorzuwerfen!
Gibt es so etwas wie eine Hebammen-Vereinigung? Irgendeinen Verband, an den du dich mit dieser Erfahrung wenden kannst?
Kann irgendwo ein offener Diskurs/Dialog angeregt werden?
Ich wünsche dir, dass es dir gelingt, dich innerlich wieder etwas zu beruhigen und mit dem, was du erlebt hast, umzugehen.
Sollte es dir nicht gelingen, die Erfahrung selbst zu verarbeiten, gäbe es auch die Möglichkeit, die Sache mit einer erfahrenen Therapeutin zu besprechen, die dir vielleicht helfen kann, besser mit der Belastung umzugehen.
Ich danke dir sehr für diesen Bericht - es ist so wichtig, Missstände anzusprechen anstatt sie totzuschweigen!
Auch das ist eines der wenigen Dinge, die du tun konntest - aber eine sehr wichtige Sache!
Liebe Grüße!