So, jetzt habe ich es geschafft, die Geburt aufzuschreiben, wie ich sie erlebt habe. Vielleicht macht es Euch Freude, sie zu lesen. Wer Fotos sehen möchte, kann in meinem Album "Nathanael" den Kleinen bestaunen.
Donnerstag, 04.06.2009 (37+6)
Bin morgens zur Kontrolle bei der Frauenärztin. Laut CTG ist alles in Ordnung, der Kleine wird per Ultraschall auf ca. 3000g geschätzt, Muttermund ist noch komplett zu. Ich klage über Schmerzen im Bereich der oberen Harnleiter. Deshalb verbringe ich den Rest des Tages v.a. auf der Couch und trinke 3,5l Tee, um eine Entzündung abzuwenden. Abends im Bett um 23.30h beginnen Wehen. Sie sind gut auszuhalten, aber sehr regelmäßig (alle 10 Minuten). Ich bin total aufgeregt es wäre so toll, wenns losgehen würde!!
Freitag, 05.06.2009 (38+0)
Gegen 1 Uhr stehe ich leise auf, ohne meinen Schatz zu wecken. Ich beginne die letzten Sachen in den Klinik-Koffer zu packen, obwohl ich noch nicht recht glauben kann, dass es wirklich schon losgeht. Aber ich würde es mir so wünschen! Dann lege ich mich auf die Couch und beginne, die Wehen zu veratmen. Schließlich möchte ich möglichst viel Luft zu meinem Kleinen schicken! Nebenher nicke ich immer wieder ein. Gegen 4 Uhr bemerke ich eine leichte Schmierblutung, als ich auf dem Klo bin, und der Schleimpfropf beginnt abzugehen. Das verunsichert mich wie weit bin ich? Die Wehen kommen inzwischen teilweise im Abstand von 5-7 Minuten. Ich beschließe, lieber einmal zu oft vor dem Kreißsaal zu stehen als mir zu Hause einen Kopf zu machen. Um 4 Uhr wecke ich meinen Mann und wir fahren zur Klinik. Dort werde ich zuerst ans CTG verkabelt. Leider werden bei jeder Wehe die Herztöne des Kleinen sehr schlecht. Die Untersuchung ernüchtert mich: Muttermund durch die Hebamme nicht einmal tastbar! Also hat sich bisher noch gar nichts getan! Wenn die CTG-Werte nicht so beunruhigend wären, würde ich wieder nach Hause geschickt. So muss ich aber bleiben und werde für Stunden ans CTG angeschlossen. Dann erklären mir die Ärzte, dass sie mit Hilfe von Tabletten eine Einleitung der Geburt vornehmen wollen, um die vorhandenen Wehen zu verstärken. So können sie dann herausfinden, wie sich die Herztöne des Kleinen entwickeln. Diese Einleitung wird schließlich zur Geburt führen, aber das kann bis zu 3 Tagen dauern, so die Ärzte. Ich bekomme ein Bett auf der Wöchnerinnenstation. Mein Mann fährt erst mal nach Hause, um noch etwas Arbeit zu erledigen. Nach Einnahme der Tabletten werden die Wehen stärker. Gegen Mittag bekomme ich einige Zeit frei, kann Mittagessen, spazieren gehen oder ausruhen. Allerdings werden die Wehen schon so unangenehm, dass ich nichts davon vertragen kann. Gegen 15.40h klingele ich wieder beim Kreißsaal, weil ich gern die Veratmungspositionen ausprobieren möchte, die wir im GVK gelernt haben. Etwas verwundert lässt die Hebamme mich rein später erfahre ich, dass sie noch längst nicht mit ernsthaften Wehen bei mir gerechnet hatten. Ich komme aber in einen Kreißsaal, kann Sprossenwand, Pezziball und Co. ausprobieren. Allerdings gibt nichts wirklich Erleichterung. Ich wünsche mir meinen Mann herbei denn mit ihm hatten wir einige Positionen ausprobiert, die mir im Vorfeld sehr gut getan hatten. In dem Moment geht die Tür auf und er ist wirklich wieder da! Darüber bin ich so froh! Wir turnen etwas herum, bis die Hebamme mich aber aufs Bett verfrachtet, weil man dort den CTG am besten überwachen kann. Denn die Herztöne blieben schlecht. Ich habe inzwischen ausschließlich Rückenwehen, die ich nur ertragen kann, wenn ich mit den Händen stark gegendrücke. In den Wehenpausen massiert mich mein Schatz. Inzwischen ist der Muttermund bei 4-5 cm. Nachdem ich einige weitere Wehen veratme, stehen auf einmal viele Leute um mich herum Assistenzarzt, Oberarzt, Chefarzt und Hebamme. Das beunruhigt mich dann doch etwas. Sie beschließen, meine Blase zu sprengen und zu schauen, wie es dann weitergeht. In dem Moment, wo alle den Raum verlassen, springt meine Fruchtblase von allein. Dann sind mein Schatz und ich allein im Raum mit den nächsten Wehen. Auf einmal habe ich den Drang zu pressen, weiß aber nicht, ob ich schon darf. Mein Mann organisiert schnell die Hebamme. Die schaut und sagt: Ist in Ordnung, pressen Sie. Dann telefoniert sie nach der Ärztin.
Die Presswehen selbst habe ich nicht als schmerzhaft erlebt. Als das Köpfchen aber dann raus wollte, war es mega anstrengend, weil ich auch dann weiterpressen sollte, als es ganz unangenehm wurde und meine Kraft aufhören wollte. Die Herztöne des Kleinen waren während der Austreibungsphase gut. Nach 10 Minuten Pressphase war unser Nathanael um 17.20h mit 35 cm Kopfumfang, 50 cm Länge und 2680g Gewicht auf der Welt. Er schrie schon, bevor er ganz geboren war. Er hatte die Nabelschnur 2x um den Hals gewickelt logisch, dass seine Herztöne bei den Wehen schlecht waren! Dann wurde ich noch genäht, weil ich einen Scheiden- und Dammriss 2. Grades hatte. Allerdings wurde es örtlich betäubt, deshalb hatte ich keine Schmerzen dabei.
Wir denken, es ist ein Wunder, dass alles so gut gegangen ist und freuen uns sehr an unserem Kleinen! Mein Fazit: Ja, eine Geburt ist schmerzhaft und vor allem anstrengend, aber zu meistern! In uns Frauen steckt mehr Potential als wir für möglich halten! Also an alle, die es noch vor sich haben: Nut Mut!
Tina