Jetzt ist sie also 3 Jahre alt... Und dieser Geburtsbericht ebenso... Viel "Freude" beim Lesen... :)
Da es eigentlich zu uns hieß, dass wir ziemlich wahrscheinlich ein Frühchen erwarten, wachte ich quasi seit Beginn des 9. Monats tagtäglich mit der Erwartung auf, in Fruchtwasser zu schwimmen. Dem war aber nicht so und irgendwann erreichten wir also einen Punkt, gegen Ende des 10. Monats, bei dem es nicht mehr nur die Erwartung war, sondern natürlich die pure Hoffnung, wie sie so jede Schwangere am Ende hat. Doch nein, die Dame saß in der 38. SSW noch nicht fest im Becken und mein Befund war eher "süß" als der Rede wert. Gut, hatte ja noch n paar Wochen Zeit.
Am errechneten Geburtstermin, Freitag, der 15. April 2011, waren wir also erneut in meiner Entbindungsklinik und ließen nachsehen. Es waren zwar Wehen zu sehen, aber das war mir davor schon klar. Denn seit der 38. SSW wurde ich täglich von "Ätschi-Bätschi"-Wehen geplagt, sogenannte geburtsvorbereitende Vorwehen, die einen hauptsächlich ärgerten, weil dennoch nichts geschah. Doch hatten die was gutes: Kopf war endlich fest und vom Gebärmutterhals war nichts mehr übrig. Wenn am Mittwoch, dem 20. April, noch nichts passiert war, hatte ich da meinen nächsten Termin in der Klinik.
Samstag verlief ebenso völlig unspektakulär, Sonntag nachmittag spürte ich es zum ersten Mal und zwar direkt nach dem Sex: Die "etwas andere" Wehe. Es zog mir "böse" in den Rücken (in dem Moment dachte ich "autsch", aber ich sollte eines schmerzhafteren Autsches belehrt werden). Innerlich jubelte ich, aber ich sagte natürlich kein Wort. Ich wollte es so lange für mich behalten, bis es wirklich eindeutig war und auf Fehlalarm hatte ich gar keinen Bock. So lief dann also der Sonntag ab. Nachmittags war es dann so, dass ich dem baldigen Papa gestand, etwas k.o. zu sein, da ich seit längerer Zeit diese Wehen hatte. Zwar eher stündlich, aber mich machte es irgendwie total müde - mein Körper gab mir das Gefühl, schlafen zu müssen. Also schlief ich viel und Abends dann bekam ich die Dinger immer öfter. Ich blieb bis 3 Uhr wach in der Hoffnung, dass sie endlich zu einer Regelmäßigkeit führen würden, aber nein. Ich wusste nur, dass ich begann, wirklich Respekt vor diesen Rückenschmerzen zu entwickeln, denn mir war klar, dass die Eröffnungswehen ein Furz gegenüber der richtigen Wehen waren.
Enttäuscht ging ich zu Bett, aber hoffte, dass ich mit einem skandalösen Blasensprung aufwachen würde...
Nein, ich wachte völlig trocken auf und ging fleißig und dezent genervt um halb 6 morgens mit dem Hund. Doch im Laufe des Tages erwischten sie mich immer wieder, sodass ich mich dennoch innerlich "darauf" vorbereite. Irgendwie würde es irgendwann bald demnächst mal losgehen, das wusste ich.
Abends sahen wir Fernsehen, ich weiß genau was lief. RTL, "Boss Undercover. Später Extra. Ich bügelte nebenher zwei Körbe. Gegen halb 11 gingen wir ins Bett.
:arrow: Um kurz nach 2 wurde ich dann geweckt... von einer Wehe der Art, die ich schon kannte, nur in Sachen Schmerz war diese ein paar Level aufgestiegen. Ich schaute verdattert, war hellwach und blieb regungslos liegen, sah aufs Handy, merkte mir die Uhrzeit und wartete ab. Dann kam die nächste und die war nicht ohne, sodass ich mich aufrappeln musste um den Wehen- Höhepunkt im Sitzen zu veratmen, denn liegen war bei dieser schon unmöglich. Puhh. Ich pustete die Luft raus. Die Abstände jedoch waren einmal 3, dann 5, dann 4 Minuten. Ich war etwas enttäuscht, denn die Hebamme im Kurs sagte mir, das a) Erstgebärende generell viel zu früh in die Klinik fahren würden und b) ich erst kommen sollte, wenn ich eine Stunde lang alle 5 Minuten regelmäßig Wehen bekam. Betonung lag auf "regelmäßig". Ok - bei mir was natürlich nicht regelmäßig, also ging es wohl immer noch nicht los. Das zumindest war meine fachmännische logische Schlussfolgerung.
Doch die wurden immer stärker und irgendwann musste ich schon "ahh" dazu sagen während ich versuchte zu veratmen und schwupps war der Papa in spé auch schon wach. Der Hund tapselte auch schon herum, doch blieb von mir fern. Innerhalb einer halben Sekunde hatte sich D. umgezogen. Frische Jeans, T-shirt und sein schickstes Hemd. Ich starrte ihn dabei fassungslos an, lachte ihn schließlich aus und erklärte, dass ich im Lümmellook auftauchen würde, er sollte sich gefälligst umziehen. Wozu n Hemd bitteschön?
D. wollte schon los, doch ich erklärte ihm, dass ich zuerst im Krankenhaus anrufen wollte, denn ich glaubte noch nicht, dass wir schon los mussten. Obwohl ich mittlerweile bei jeder Wehe "AHHH" zischend und po-wackelnd tänzeln musste, weil ruhig bleiben dabei für mich ein Ding der Unmöglichkeit zu sein schien. Außerdem wollte ich solange es ging zu Hause bleiben. Die Hebamme am Telefon erklärte mir freundlich, dass, solange es unregelmäßig sei, es sich so anhören würde, als würde es noch ein LAAAAANGER Tag werden. Ich sollte mich also ganz laaaangsam fertig machen, am besten noch duschen, Tasche packen, umziehen, etwas essen, ...
Ich machte es genau in der Reihenfolge, bzw die Tasche ließ ich mir packen. Holte mir also ein frisches Handtuch und ging unter die Dusche. Dort flippte ich unter den Wehen fast aus. Also raus. Ich zog mir IRGENDWAS an und versuchte einen Paula-Pudding in Rekord- Geschwindigkeit runter zu würgen. Bis es aus mir rausplatzte, dass ich fahren wollte. KEUCH. Aus dem Pusten wurde vorhin ein "ahhh", mittlerweile wars ein "AHHHHH!!!!!!!!". Ich hatte keine Ahnung was ich mit meinem Rücken in der Zeit anstellen sollte, er drohte mir zu zerreißen und ich konnte nichts dagegen tun. Beim Umziehen hatte ich Wehen, beim Packen der Kliniktasche (wird ja empfohlen es ab der 35. SSW zu tun ;D ich dachte immer ich hab noch EEEWIG zeit) überließ ich D. die Wahl meiner Wäsche und als ich dann endlich irgendwie umgezogen war, schmiss ich mich aufs Bett und bettelte, mich kurz abfönen zu dürfen. Ich dachte in dem Moment ernsthaft, das würde mir den Schmerz im Rücken nehmen. Doch im Bett zu sein während einer Wehe war eine verdammt dumme Idee und wie ich reingekrochen war, kam ich wieder rausgekrochen. Bis heute kann ich es 0,0 nachvollziehen, Wehen liegend zu ertragen...
Ich wollte den Krankenwagen rufen lassen und dachte mir, hey, ich krieg das Kind hier, wird es halt eine Hausgeburt, mir Wurst, ich fahr jetzt keine halbe Stunde mit dem Auto mehr!!! Ich bewege mich NICHT vom Fleck!!!
Doch D.s Gesichtsausdruck gab mir doch zu denken und so warteten wir eine Wehe ab um dann in der kruzen, sehr kurzen, Pause schnell zum Auto zu rennen und sollte es möglich sein, dabei niemanden zu wecken.
Kurz vor 5 war es: Die Fahrt war der Horror - eine Wehe löste die andere ab und Pausen hatte ich gar keine. Später bekam das Böse einen Namen: Wehensturm. Das Schlimmste war einfach, sich nicht bewegen zu können. Ich kreischte wie am Spieß, hatte die schlechteste Laune des Todes und jeder der um diese Uhrzeit unterwegs war und den Bummelzug fuhr, wurde hinter den Autoscheiben von mir höchst persönlich aufs Übelste zusammengeschrien. D. versuchte es auf die einfühlsame Art und versuchte ganz ruhig und wissend zu sagen, dass ich es ganz toll machte, Spitzenklasse im veratmen war, wir bald da wären und ich mir doch den fantastischen Vollmond anschauen sollte, der so wunderbar selten rund und zum Erstaunen aller ganz hell am Himmel schien. Ich wusste ja irgendwo, er meinte es ganz lieb, und wollte mir ganz sicher helfen aber ich sah ihn einfach nur warnend an, zerstückelte ihn innerlich für all die unbrauchbaren Worte und es ward Ruhe.
Doch er toppte den Scheiß.
Er kam auf die geniale Idee, bei einer Tankstelle zu halten.
Ich war zu fertig, um ihn zur Sau zu machen, dachte mir nur, dass er jetzt ganz sicher einen Totalschaden hat jetzt, das setzt ihm zu sehr zu das Ganze, vor allem das grelle Gebrüll im Auto. Kurz nach dem Stehenbleiben und nach dem er rausgehüpft warm, bekam ich wie gerufen einen 1a- Kotzreiz, sodass ich die Tür aufriss und im hohen Bogen vor dem Superdieselschlauch eine lecker duftende Paula-Lache platzierte.
Beim zweiten Kotzstrahl verschluckte ich mich fast vor Schreck. Hupsi, dachte ich mir nur, hatte ich mir grad etwa...in die Hose...? Doch als ich merkte, dass es nicht aufhörte und es sich nicht aufhalten ließ, war mir klar, die Blase war hinüber!
Mein Kind saß auf dem Trockenen.
Ich erinnerte mich an eine Hundedecke auf dem Hintersitz, stopfte sie unter mich, haute die Tür zu und dacht mir nur "oh oh".
D. kam und ich berichtete ihm furztrocken, was soeben passiert war, während er mir ein Sandwich rüberreichte.
Und ich glaube ab da war uns beiden klar, dass es ganz schön ernst wurde.
Er überholte alles was ging, obwohls genaugenommen nicht ging (Überholverbote) und fuhr (in Österreich!) 170 auf der Autobahn. Er meinte im Nachhinein, wenn er für alle Delikte, unter Vorbehalt welche noch per Post kommen könnten, bestraft werden würde, hätte er auf Lebzeiten keinen Führerschein mehr. 130 in der 80er Zone, zwei Rote Ampeln gekonnt ignoriert...hoffentlich würde er eine Tapferkeitsmedaille im Austausch zum Führerschein erhalten.
Wir parkten direkt im Halteverbot vor der Klinik und stiegen aus. D. wäre fast an die verschlossenen Schiebetüren geklatscht, während ich verblüfft feststellte, dass man da KLINGELN muss und Krankenhäuser ernsthaft in der Nacht zu sind. Ey, so ein Quatsch. Wir klingelten jedenfalls, es schellte superlaut und superlang. Es tat sich nichts. Und ich wurde super...wütend. Der Bauch vibrierte, der Uterus glühte, das Kind wollte raus. In dem Moment bekam ich also eine richtig heftige Wehe. Ich brüllte die Schiebetüren an und das ganze Krankenhaus zusammen, während D. kreidebleich zum zweiten Mal klingelt - und tadaa: ein total verpennter kleiner dicker Mann watschelte uns entgegen und öffnete die Tür.
Der Gute fragte also nach meinem Namen und nachdem der sich im Halbschlaf ca ungefähr grob geschätzt 28 Mal verschrieben hat, wars mir Wurst und ich stapfte keuchend und brüllend, schwitzend und o-beinig an der Rezeption vorbei. Dummerweise ging ich den gewohnten Weg zur Geburtsstation und vergaß einfach die Erfindung "Aufzug". Ich stieg die Treppen rauf und erkeuchte Stufe für Stufe und JABBA DABBA DUUU war das anstrengend! Oben angekommen im -ich schwöre- 313. Stock, begrüßte uns eine Gestalt in Weiß mit den zu dem Zeitpunkt absolut unnötigsten Worten:
"Wie kann ich helfen?"
Und von da an fühlte ich mich wirklich mega verar***t. Ich war der Meinung, man musste es mir doch ansehen. Ich musste doch irgendeine gewisse Ausstrahlung haben... Dass ich besonders leuchtete oder irgendein Aroma versprühte. Ich erwiderte also total bissig
"WEHEN, FRUCHTBLASE KAPUTT, KIND KOMMT!"
und wortlos führte sie uns in den Kreissaal. Doch anstatt mich einfach gebären zu lassen, musste ich ans CTG. Dazu wurde ich gebeten, mich evtl etwas frei zu machen, was mich dazu veranlasste mit einer Handbewegung splitterfasernackt dazustehen und mit der zweiten hatte ich schon das Knastgewand an. Dann kam die geniale zweite Hebamme plötzlich auf die Idee, mir meinen Muttermund zu messen. Die Dämonen in mir riefen ununterbrochen "TÖTEN!" und ich versuchte noch halbwegs freundlich zu erklären, dass ich jetzt NICHT liegen will und mir NICHT den Muttermund messen lassen will. Ja haha, nene. Sagt die mir engelsgleich während das CTG ununterbrochen ausschlägt, ich muss mich auf den Rücken drehen. AUF DEN RÜCKEN! Die Wehen killten mich schmerztechnisch im Rücken und die sagte, leg dich auf den Rücken?! Ich sah D. an und sagte ihm "Hey, die checkts nicht, das GEHT jetzt NICHT!"
Aber irgendwie überredeten die mich und ich schmiss mich keuchend und pustend auf die Liege. Muttermund messen funktionierte ungefähr so: Mit zwei Fingern drin rumwühlen und dabei bisschen erschrocken schauen, während man den Zorn der Götter eiskalt gekonnt ignoriert. Mit den Worten "Muttermund verstrichen" wendete sich Hebamme 1 ganz wichtig an Hebamme 2, die dann auch sehr wichtig sagte: "Ja, das dachte ich mir schon..." Und zu uns wieder engelsgleich: "Sieht so aus, als wollte Ihr Kind noch vor Sonnenaufgang kommen!" ich war perplex. "Wie? Morgen?" Es war ja schon halb 6. "Nein, heute.. Spüren Sie die Presswehen eigentlich nicht?!??! Sie müssten sie schon eine Weile haben??!!"
Und so fing also die richtige Geburt an...
Presswehen hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt oder meine Psyche spielte mir einen Streich, weil das einfach einen Tick zu fix ging. Auf jeden Fall regten mich die Hebammen auf. Keine Ahnung wieso, es ging mir einfach viel zu schnell. Ich konnte nicht in die Wanne, wie ich es mir einfach immer vorgestellt hatte, musste nicht stundenlang alle paar Minuten Wehen veratmen, nein, die gab es einfach in vorgespulter Version, dafür ohne merkliche Pause. In meiner Vorstellung der Geburt veratmeten D. und ich 10 Stunden lang Wehen mit dem Medizinball, gingen spazieren, lagen in der Wanne usw. Eine Geburt, die "ewig" dauerte, so 12-16Stunden und am Ende war jeder vorbereitet aufs Ende.
Doch was war das hier? Ich kam an und musste direkt pressen mit der Randnotiz, ich hätte eigentlich schon im Auto loslegen können.
Irgendwie klappte das nicht so gut und ich musste während dem Pressen öfter die Position wechseln. Im Vierfüßler dann schaffte ich es ENDLICH, dass das Köpfchen sich drehte und nun durfte ich mit einem komischen Gefühl zwischen den Beinen in die Hocke und legte los, der wahre Endspurt lag bevor. Ich zickte alle an, außer D. Gott, war ich froh, dass er da war. Er war zwar völlig wortkarg, ab und zu gab es ein "Das machst du gut!", oder er streichelte mir übern Kopf. Aber was auch immer, es war sehr ermutigend ihn bei mir zu haben. War so n Bisschen Sicherheit im ganzen Chaos. Auch wenn er dankend den Traubenzucker in den Mund stopfte, den ihm die Hebamme gab, um ihn einzubeziehen und vllt auch weil sie Angst hatte, ich würde ihr den Finger abbeißen. Zumal die Hebammen einfach blöd waren (am Ende wurden wir Freunde :D ).
So und plötzlich hieß es pressen, pressen, pressen PRESSEN. Und ständig hörte ich ein "GUTTT!!!" und dachte, ja, es ist vorbei. Aber irgendwie tat sich ungefähr NIX NADA NULL, ich musste weitertun. BOAH. Mir ging es tierisch aufm Keks und die verstanden es einfach nicht, dass irgendwie irgendwas nicht klappte.
Lange Rede, kurzer Sinn. Irgendwann, um genau zu sein 6:23, hörten wir dann Joys ersten Schrei. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und ungefähr ALLES und JEDER SCHMZERZ ist in diesem Moment völlig vergessen und fern. D. und ich waren fix und fertig, sahen uns nur an. Er verdrückte Tränen, ich zitterte nur, konnte nicht mehr - da lag sie! Ein kleiner Haufen Mensch, neugeboren, bereit die Welt zu verändern, zu verzaubert und verzaubert zu werden, lieben und geliebt zu werden...!
Und wie wir erfuhren, war das "Problem", dass die Kleine als Supergirl auf die Welt kommen wollte. Da war nicht nur ein Kopf, sondern auch ein Fäustchen gewesen...
Wäre ihre Faust nicht an der Position gewesen, hätte ich mein Kind vllt schon nach 3h anstatt nach 4h bekommen.
FAZIT:
- Wehen müssen nicht regelmäßig sein
- Krankenhäuser haben nachts auch zu
- Es gibt Fahrstühle dort
- Hebammen verzeihen einem Alles
Liebe Grüße ;)