Die Geburt unserer Tochter leitete man eine Woche vor Termin ein, da man Bedenken um ihre Versorgung im Bauch seit dem dritten großen Ultraschall hatte. Es war meine zweite Spontangeburt. Die Geburt meines Sohnes drei Jahre zuvor dauerte 4 Stunden, daher ging ich mit einem guten Gefühl an die Sache heran. Der erste Tag verlief ganz ruhig. Das Gel legte man zwei mal, aber nichts passierte. Am zweiten Tag versuchten wir es wieder mit dem Gel. Aber bis auf ein ganz leichtes Ziehen am Nachmittag verlief auch dieser Tag wieder ohne Erfolg. Ich fühlte mich wie im Hotel *lol* Keine Wehe, Ruhe, drei Mal am Tag Essen - aber so langsam wünschte ich mir ein Anzeichen in Richtung Geburt. Ich schlief diese Nacht super und lief mal wieder gut gelaunt zum Kreißsaal. Der Oberarzt sprach dann mit mir, dass er es gerne mit Tabletten versuchen möchte. Eine viertel Tablette schluckte ich um 08:00 Uhr und musste mal wieder eine Stunde ans CTG. In der Zeit kam mein Mann an. Wie die letzten zwei Tage alles ruhig auf dem Ding. Der Befund wie am Abend zuvor bei zwei cm. Ich machte mich vom CTG ab und ich durfte zum Frühstück.
09:00 Uhr: Auf der Entbindungsstation gab es einen Frühstücksraum. Dort stärkte ich mich erst einmal mit einem Kaffee und Brötchen und betrachtete mir voller Vorfreude die ganzen Neugeborenen. Da merkte ich ein ganz leichtes Ziehen - endlich!
09:15 Uhr: Mit einem Grinsen im Gesicht ging ich zu meinem Mann ins Zimmer:"Schatz, ich glaube heute kommt sie." Ich spürte eine etwas stärkere Wehe, aber noch nicht schmerzhaft. Mein erster Gedanke war: Ja, ich hoffe es geht jetzt endlich richtig los!
9:20 Uhr: Ich telefonierte mit meiner Mama (die auf unseren Sohn aufpasste) und informierte sie darüber dass wir nun in Richtung Kreißsaal gehen. Am Telefon bekam ich noch die erste richtige Wehe. "Aua"
9:25 Uhr: Auf dem Weg zum Kreißsaal machte es platsch - die Fruchtblase platzte. Mit nasser Hose wollte ich so schnell wie möglich weiter aber mein Mann sagte:"Moment, ich muss das mit der Fruchtblase gerade noch zu Ende twittern." Ich dachte er macht einen Scherz aber er tippe tatsächlich auf seinem Handy herum. Nach dem Absenden konnte es weiter gehen.
9:30 Uhr: Meine Hebamme freute sich ich über die nasse Hose und schickte mich in einen Kreißsaal. Dort suchte ich als erstes die Toilette auf. Dort überrollten mich zwei schreckliche Wehen. Ich dachte der Wehenhöhepunkt hört gar nicht mehr auf. Viel intensiver und länger als bei meiner ersten Geburt drei Jahre zuvor. Mein Gedanke nun war: Oh nein, ich will nur noch dass das so schnell wie möglich wieder aufhört. Meine Hebamme wollte dass ich sofort auf das Bett komme. Ich lachte und sagte, dass sie nicht so einen Stress machen soll weil es doch erst losgeht. Dann blutete es plötzlich ganz stark. Das berichtete ich meiner Hebamme und sie sagte: "Dein Muttermund ist offen. Du kommst jetzt sofort da raus, hältst dich nicht an der Badewanne fest und steigst ohne eine Pause einzulegen auf dieses Bett." Ich musste an Monopoly denken: "Gehen Sie in das Gefängnis, gehen sie direkt dorthin, gehen sie nicht über Los und ziehen sie keine 4000DM ein!" Ich schaffte es ohne Zwischenstopp anzukommen. Meine Hebamme legte das CTG schnell an und kontrollierte den Muttermund - 10 cm! Doch leider waren die Herztöne nur zwischen 50-60.
9:35 Uhr: Meine Hebamme rief nach dem Oberarzt und erklärte mir dass es der Kleinen im Bauch nicht gut geht und sie so schnell wie möglich da raus muss. Der Oberarzt und noch zwei weitere Personen stürmten den Kreißsaal. Er sagte ich habe zwei Wehen Zeit um die Kleine auf die Welt zu bringen. Hallo?! Ich war doch gerade erst paar Minuten hier. Ehe ich groß darüber nachdenken konnte meldete die erste Presswehe an. Ich presste, der Oberarzt drückte mit dem Ellenbogen in meinem Bauch und die andere Frau half mit der Saugglocke ganz zart mit. Gleichzeitig feuerten mich mein Mann, die Hebamme und die andere Frau an. Ich konnte es kaum glauben aber der Kopf war tatsächlich schon da.
9:43 Uhr: Die zweite Presswehe setzte ein und meine Tochter Amelia war geboren. (2930g, 50 cm und 34,5 KU)
Ich war so durch den Wind, dass ich es erst gar nicht glauben konnte. Insgesamt dauerte die Geburt so 23 Minuten, wovon ich 13 Minuten im Kreißsaal und nur 8 Minuten auf dem Bett war (länger hat das CTG nicht aufgezeichnet).
Drei Tage später ging es nach Hause
Ich weiß, jede Geburt ist anderst. Aber ich hoffe ich kann mit diesem Bericht zumindest manch einem die Angst vor einer Spontangeburt egal ob mit oder ohne Einleitung nehmen.
LG Sabs