Hallo ihr Lieben,
da ich während meiner Schwangerschaft jeden Geburtsbericht hier verschlungen habe, berichte ich nun auch von der Geburt meines Sohnes Aljoscha Kolja. Er kam am 2.9. um 9:34 Uhr per geplanten Kaiserschnitt wegen Beckenendlage zur Welt. Der Bericht ist gekürzt, wer ihn ausführlich lesen will, kann in meinem Blog nachsehen ;-)
Pünktlich am 2.9. um 7 Uhr klingelten wir am Kreißsaal, da ging es mir noch recht gut. Als ich allerdings das Zimmer betrat und dort mein Bett und einige Geräte sah, wurde mir mulmig. Ich musste mich sofort ausziehen und in ein schickes OP-Hemd schlüpfen, dann wurde ich wieder ans CTG angeschlossen. Von Minute zu Minute wurde ich nervöser, mir ging es immer schlechter. Einziger Trost waren die Schreie, die aus dem Nachbarkreißsaal drangen, eine Frau bekam gerade ihr Kind. Man, das war echt heftig, ich klammerte mich an diese Geräusche und machte mir selbst Mut, dass ich wenigstens nicht solche starken Schmerzen haben müsste.
Langsam wurde es ernst, die Hebamme kam, um mir den Blasenkatheter zu setzen. Hier habe ich mich wirklich doof angestellt, unwillkürlich habe ich immer wieder die Beine zusammen gekniffen und er der armen Hebamme schwerer gemacht, als es war. Aber ich hatte so eine Angst davor... völlig unbegründet, das Setzen tat überhaupt nicht weh und ging sekundenschnell.
Nun war es soweit, ich wurde in den OP gefahren. Mein Mann musste vorerst im Kreißsaal warten, diesen Weg musste ich alleine gehen (oder besser fahren). Ich plauderte noch ein wenig mit der Hebamme, schaute mir in der Schleuse die anderen OP-Kandidaten an (die alle ausnahmslos schlechter aussahen als ich, ich war ja auch nicht krank) und endlich kam ich im Vorraum an. Hier wurde mir die Betäubung gelegt, von einer super netten und fürsorglichen Ärztin. Sie erzählte mir jeden Schritt genau und so überstand ich alles ohne Angst. Als alles saß und wirkte, ging es in den OP. Man... das ist ein wirklich komisches Gefühl, wenn man alles genau mitbekommt und sehen kann. Plötzlich hatte ich aber keine Gelegenheit mehr, mir darüber Sorgen zu machen, denn mir wurde schlagartig kotzübel und eiskalt, mein Kreißlauf sackte weg. Glücklicherweise brachte eine kleine Spritze Besserung und ich konnte wieder alle Fragen beantworten, sofern das mit Sauerstoffmaske möglich ist. Nun ging die Fragerei los, ob ich diese und jede Berührungen spüre... ich spürte sie alle und bekam prompt wieder Angst. Sollte ich nicht betäubt sein? Sie werden alles spüren aber keine Schmerzen haben war zwar die Ansage der Anästhesistin, aber SO hatte ich mir das dann doch nicht vorgestellt. Dann kam der Heiß-Kalt-Test, für mich war alles angenehm warm, obwohl man mir angeblich kalte Dinge auf die Beine gelegt hat. Demnach wirkte die Betäubung, es konnte losgehen. Ich glaubte das natürlich nicht, ich spürte doch alles ganz deutlich! Merken Sie etwas?, war die nächste Frage. Nicht wirklich, sagte ich. Gut so, denn man teilte mir mit, dass sie bereits angefangen hätten! Moment, wo ist mein Mann? Er war nicht da!!! In diesem Moment kam er herein und setzte sich an meine linke Kopfseite. Jetzt ging es also wirklich los, so richtig und ohne zurück.
Wie lange es nun dauerte, weiß ich nicht. Ich war von den Eindrücken total überwältigt. Wie Jesus am Kreuz lag ich da, meine Arme links und rechts weggebunden, angeschlossen an Geräte, ein Tuch über dem Kopf, Maske auf dem Mund, völlig ausgeliefert. Ich spürte sehr genau, wo man gerade an mir "arbeitete", ist ein sehr komisches Gefühl. Schmerzen hatte ich aber nicht. Ich hörte genau auf die Gespräche der Ärztinnen, dann wurde mir das erste Mal mitgeteilt, dass bereits die Beine draußen seien. Jetzt fehle nur noch der Kopf, der sich schön zwischen meinen Rippen verkeilt hatte. Eine Ärztin legte sich regelrecht auf meinen Brustkorb, was ich sehr gut spürte *autsch* und drückte was das Zeug hält. Dann merkte ich deutlich, wie endlich dieser blöde innere Druck gegen meine Rippen von seinem Kopf weg ging, der mich die letzten Wochen so sehr gequält hat. Gleichzeitig war mir klar, er muss draußen sein!! Da hörte ich ihn - den ersten Schrei! :shock:
Mein Gott, man macht sich ja vorher so seine Gedanken wie das wohl sein wird. Man kennt Szenen aus Filmen oder Reportagen usw, aber wenn man es selbst erlebt, ist es überwältigend! Ich habe nur meinen Mann angeschaut, mir schossen die Tränen in die Augen und ihm auch. Dann stand die Hebamme neben mir und hatte ein kleines nacktes Menschlein auf dem Arm, das ich kurz sehen konnte. Leider verschwand sie gleich wieder und nahm meinen Mann mit, jetzt war ich gefühlt alleine. Zum Glück nur einige Minuten, dann kamen sie zurück, mein kleiner Schatz war in eine Decke gewickelt und sah ganz friedlich und süß aus. Wieder durfte ich ihn nur kurz sehen und ihm seinen ersten Kuss geben, dann musste ich mich für 2 Stunden von meinen beiden Männern verabschieden.
Jetzt hieß es Geduld haben. Ich wurde Schicht für Schicht genäht und schließlich in den Aufwachbereich verfrachtet. Ich war zwar wach, musste aber so lange dort bleiben, bis ich wieder heiß und kalt unterscheiden konnte. So blöd es ist, da alleine zu liegen, ich gönnte meinem Mann diese Situation. Männer sind bei einer Schwangerschaft immer nur dabei, er hatte nun die Gelegenheit, sich voll und ganz mit seinem Sohn zu beschäftigen. Diese Gedanken gaben mir Geduld und Kraft.
Dann war es endlich soweit, ich wurde abgeholt und kam auf Station. Am Kreißsaal hielten wir kurz an, da kamen sie auch schon heraus. Mein Sohnemann wurde mir ins Bett gelegt, mein Mann strahlte mich seelig an und weiter gings ins Zimmer. Mir ging es zu diesem Zeitpunkt richtig gut, Schmerzen hatte ich noch keine und auch psychisch war ich einfach nur glücklich.
Ich musste noch 5 Tage im Krankenhaus bleiben und erholte mich langsam von der OP. Vor allem der Tag danach war ziemlich schlimm, ich hatte starke Bauchschmerzen (durch die OP kam Luft in den Bauch und die ganzen Organe mussten wieder in ihre Position rücken) und krümmte mich regelrecht im Bett. Dafür konnte ich schon gut aufstehen (auch wenn die ersten Schritte immer erstmal weh taten) und mich zeitig selbst um mein Kind kümmern. Alles in allem entwickelte sich alles reibungslos. Nur unser kleiner Engel machte uns anfangs etwas Sorgen, weil er partout nicht trinken wollte. Erst mit Stillhütchen klappte es und er nahm wieder zu. Er steht eben auf Plastikbrüste ;-)
Fazit: Ich bin froh, mich für den Kaiserschnitt entschieden zu haben. Es stellte sich auch heraus, warum der kleine Wurm sich nicht gedreht hat, er hatte die Nabelschnur mehrfach um den Hals gewickelt und konnte es schlicht nicht. Hätten wir eine spontane Geburt trotzdem versucht, wäre sie sowieso im Kaiserschnitt geendet. Dann doch lieber so. Körperlich ist ein Kaiserschnitt allerdings kein Zuckerschlecken, es dauerte schon eine gute Woche, bis ich mich wieder einigermaßen normal bewegen konnte. Man muss sich zu einer aufrechten Haltung zwingen, weil man sonst Rückenschmerzen bekommt und auch die Ausdauer leidet nach der Zeit im Bett. Auch heute, knapp 3 Wochen später, ist noch nicht alles vergessen. Zwar tut meine Narbe mir nicht mehr weh, aber der Bereich drumherum (vor allem da, wo der Hosenbund sitzt) ist gefühllos und gleichzeitig hoch schmerzempfindlich und wahrscheinlich wird das auch noch einige Monate so bleiben. Positiv war, dass ich trotzdem zeitig den Milcheinschuss hatte und ich normal stillen kann (einige machten mir da vorher Angst, dass Stillen nach KS nicht ginge). Psychisch habe ich den KS auch gut verkraftet, ich habe nicht das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben. Die Bindung zu meinem Sohn ist mehr als eng und ich bin froh, dass sein Papa die ersten 2 Stunden mit ihm allein verbringen durfte und musste. So lernte er gleich baden und wickeln ;-)
Liebe Grüße
Nero + Aljoscha Kolja 20 Tage alt :AMOUR: