Muttermundverschluss Cerclage
Hallo Angelina, schon klar, dass Dir das etwas unheimlich vorkommt. Es gibt die Cerclage, wenn er von zunähen spricht (es gibt auch Cerclageringe zum Verschliessen, ohne nähen, aber was erforderlich ist bei Dir, entscheidet Dein Doc nach seinen Untersuchungen!) , dann meint er, dass der Muttermund bildlich beschrieben wie ein Pompadurbeutel (oder wie früher die Geldbeutel) verschlossen wird. Ein Faden wird am MM wie beim Handarbeitskurs rein-raus gestochen, bis man die beiden Fadenenden zusammenziehen kann und den Muttermund, wie einen "Geldbeutel" zuziehen kann. Vollnarkose brauchst Du nicht, weil es schnell geht und Du bekommst eine Betäubung des Unterleibes in den Rücken. Die ist auch schmerzlos, Du merkst nur höchstens einen leichten, winzigen "elektrischen Schlag", als Vergleich : gerademal so stark, als würdest Du mit der Zunge an einer Flachbatterie lecken (haben wir als Kinder mal gemacht), dann wirds schön warm in den Beinen und dann sind sie "weg" vom Becken an. Also da gibt es nichts zu befürchten. Du selbst siehst nur die auf dem normalen Gynstuhl üblichen Vorgänge und merkst nur, dass "irgendwas" gemacht wird. Noch weniger, als bei einer normalen Untersuchung. Also Beine werden hoch gelegt und der Doc dazwischen. An Deinem Kopf steht der Anästhesist und Ihr könnt ein Schwätzchen halten. Dies Sache selbst dauert max 10 Minuten. Die Betäubung verschwindet in ca. 4 Stunden, dann spürst Du die Beine wieder. Das einzig Unangenehme an der Sache ist nur, falls Du in den Stunden mal musst, dann gehts auf die Bettpfanne, aber das ist ja wohl nix Dramatisches. Danach gehst Du schön shoppen, denn das hält und Du brauchst Dir keine Sorgen machen (vorzeitige Wehen etc.). Von der Naht selbst wirst Du in den Monaten bis zur Entbindung überhaupt nichts merken, kannst Du also getrost vergessen.
Geöffnet wird dann kurz vor dem ET oder wenn es vorzeitige Wehen gibt, die sich nicht aufhalten lassen (die gibts ja auch aus anderen Gründen, als nur MM). Das erklärt Dir Dein Doc aber ganz ausführlich. Zum Öffnen brauchst Du gar keine Betäubung, das macht dann Dein Doc und es tut nicht weh. Wie gehabt, Gynstuhl und den Rest macht der schon. Nur der Faden wird mit einer Schere aufgekipst und herausgezogen. Danach kommen die üblichen Sprüche, so, dass es gleich los gehen wird, bzw. das Kind von selbst gleich kommt bzw. aufpassen, gute Frau, dass es nicht gleich auf die Strasse fällt. Das ist der übliche Humor von Medizinern, die sich allgemein für witzig halten. Darauf brauchst Du nichts zu geben, oder (was die meisten Docs nicht begreifen!) Angst haben, dass etwas anders/ schneller/ überstürzter läuft, als bei den anderen Frauen. Kann sein, dass es schnell losgeht nach dem Öffnen, muss aber nicht. Auf jeden Fall ist noch niemand Kleines wegen geöffnetem Muttermund auf die Strasse gefallen. Das bei verkürztem, also schon etwas weiter geöffnetem MM - vor allem! um den Termin herum - die Wehen schneller einsetzen können ist schon mal richtig. Müssen aber nicht.
Zum Verschluss durch nähen gibt es noch die verschärfte Version : der totale Verschluss. Ich hatte das Vergnügen einen sog. TMV = totaler Muttermundverschluss zu erhalten. Und es war nicht lustig, obwohl das Verschliessen selbst nicht und nur das Öffnen kurz vor ET weh tat. Dazu muss ich noch sagen, ich bin kein empfindsames Gemüt. Ich habe meine Kinder alle zu Hause entbunden ohne Medikamente und ohne Ärtzte. Aber ich wollte beim Öffnen des TMV den Arzt sehr gerne schlagen (heimliches Bedürfnis). Also ich komme ja ursprünglich aus der operativen Geburtshilfe/Wochenpflege nach operativen Eingriffen und dachte, ich hätte schon alles gewusst. Die ganze Schwangerschaftsaktion war also eng verbunden mit dem Bedürfnis ehemaliger Kollegen, hier aber auch jede medizinische Möglichkeit auszuschöpfen und mir auf die Nerven zu gehen, wie sie dem Personal "zusteht". In der Zwischenzeit hatte ich mich umorientiert, sodass ich längere Zeit raus war (nur noch traumatolog. OP und Sektionstechnik in der GM). So konnte mir meine Schwägerin als meine Gyn. den TMV aufschwatzen. Hinterher habe ich erfahren, dass ich damals (1998) zu den eher ersten "Testballons" für TMVs in unserem Uniklinikum gehört habe. Da war ich ganz schön sauer, zumal meine damaligen Einwände, eine Cerclage tuts auch berechtigt waren.
Wobei ich heute weiss, dass die meisten Gyns. die Cerclage bevorzugen, von den TMVs hält kaum jemand etwas, gleicher Effekt, wie Cerclage, bloß mit sinnlosen Nervereien der Mutter vor dem Verschluss verbunden. Der Eingriff selbst ist ganz einfach und schnell erledigt und tut auch nicht weh. Vorher und nachher liegst Du aber ein paar Tage fest im Bett. Du bekommts einen Ring um den MM gelegt und der wird an Spülflüssigkeit zur Desinfektion angeschlossen. Da liegst Du dann und es läuft und läuft und brennt und brennt, darfst nicht aufstehen, nicht aufs Klo und bist froh, wenn Dir jemand Penatencreme und Feuchttücher bringt.
Beim Eingriff selbst wird die Haut des Muttermund vaginalseits abgeschnitten und dann der MM fest und vollständig vernäht. Die Naht und das geringe Narbengewebe, was sich durch das Verheilen bildet, ist der totale Verschluss. das Narbengewebe wird vor ET geöffnet mit einer Schere und der Faden gezogen. Sehr lecker und wird gefühlsmässig nur noch getoppt durch das Öffnen des MM mit der Hand bei der Entbindung.
Trotzdem, besprich das mit Deinem Doc, wie gesagt die TMV- Version ist schon seit Jahren nicht beliebt unter des Gyns. und wird meines Wissens auch kaum noch angewendet manche kennen die noch nicht einmal. (wobei ich natürlich nicht weiss, was in den Kliniken Deiner Region so abläuft; viele Entscheidungen werden auch nach der Vorliebe des Chefarztes getroffen) In den allermeisten Fällen gibt es die Cerclage. das ist alles auszuhalten und in kurzen Augenblicken überstanden. Die Alternative heisst dazu nämlich nur monatelange strenge ! Bettruhe und Angst, dass etwas passiert -- das ist nicht das Wahre. Du hast ja schon ein Kind und so wirst Du auch schon keine Lust haben, monatelang nur im Bett zu liegen und nix tun zu können.