Selbsthilfegruppe suchen...
Hallo!
Ich habe Deine Geschichte bislang nicht verfolgt, lese mich heute zum ersten Mal durch's Forum, habe keine Kinder, nicht einmal einen Freund oder Mann... aber ich weiß von meiner Mutter, wie schwer es ist, ein Kind abzutreiben, zumal wenn man schon Mutter ist, verheiratet, eigentlich nicht in Not, und doch verlassen, weil der Mann es nicht will.
Auch als Tochter habe ich sehr gelitten, als ich erfahren habe, dass es da noch "den Tod" in meiner Familie gibt.
Ich habe mich oft gefragt: "Warum lebe ICH? Womit habe ICH das verdient? Was wäre, wenn ich tauschen könnte?"
Leider versteht mein Vater bis heute nicht, warum das mein Verhältnis zu ihm enorm belastet hat.
War ja alles zu meinen Gunsten. Naja, Du verstehst wohl, was ich meine?
Auf jeden Fall kann ich Dir in Deiner Lage nur raten, das zu tun, was meine Mum leider NIE getan hat: dringend persönliche Beratung und direkten Kontakt zu anderen Betroffenen suchen, z.B. in einer Selbsthilfegruppe!!!
Gerade wenn man mit dem Partner nicht darüber reden kann, ist das total wichtig, um nicht verschlossen und einsam und "gefühlskalt" zu werden.
Die Ehe meiner Eltern hat den stummen Konflikt NACH der Abtreibung jedenfalls nicht überlebt.
Ich denke, wenn meine Mum einen Ort für echte Trauer und Trost gefunden hätte, wäre das anders gewesen.
Bestimmt gibt es auch in Deiner Nähe eine Gruppe, die sich mit dem Thema "Abtreibung" oder "Kindstod" befasst. Wichtig ist vielleicht gar nicht, dass Du sagst, dass Du abgetrieben hast, bzw. WARUM Dein Kind nicht mehr lebt. Da musst Du bei niemandem eine Beichte ablegen. Aber Du sollst Deine Gefühle äußern und die Leere in Dir wieder füllen dürfen. Oft werden dann auch kleine "Rituale" angeboten, um sich zu verabschieden bzw. dem Kind einen neuen Platz im Leben zu geben: geistiger Weise.
Wenn Du religiös bist, kann ich Dir auch die Angebote der Kirchen sehr empfehlen. Und keine Angst vor den vermeindlichen "Moralaposteln"! Meistens sind die Leute dort selbst alle so leidgeprüft und "fehlbar", dass sie gar nicht auf die Idee kommen, andere zu verurteilen: Gott sei Dank!
Bin selbst sehr engagiert in der katholischen Kirche und auch im Lebensschutz, weshalb mich viele Fremde immer für eine "Fanatikerin" oder für verständnislos und engstirnig halten, wenn ich das erzähle. Aber bald merken sie doch, dass ich auch dunkle Seiten in meinem Leben habe, und dass ich mich nicht für eine "Heilige" halte, im Gegenteil.
Der Weg zum Glauben ist für mich nicht ein Weg des "Perfektseins" gewesen, sondern ein Weg der Heilung, auf dem ich überhaupt erst offen zu meinen Fehlern stehen durfte.
Suche doch einfach mal im Branchenbuch oder auf der Website Deiner Stadt nach (karitativen/sozialen) Angeboten. Da findest Du bestimmt etwas, wo Dir geholfen wird, und wo Du mit Deiner Erfahrung auch anderen helfen kannst.
Ich glaube, ein positives Selbstbild und eine erfüllende Aufgabe unter Menschen ist für Dich jetzt nämlich ein großes Anliegen, wenn ich Deinen Beitrag richtig einschätze.
Ganz fest in Gedanken mit Dir verbunden,
Deine Verecundis.