Hallo ihr Lieben,
als Betroffene Schwangere dieser ganzen Untersuchungsmaschinerie im eigentlich schönsten Moment des Lebens einer Frau habe ich mich so empört, bis ich endlich mal fündig wurde und einen Bombentext zu der Thematik fand, der mir half klarer zu sehen. :razz:
Aber lest selbst: :BIEN:
Hier der Link zum Text: http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/vv=print/pv=print/nid=1046894/did=2258650/coue7m/index.html;
Es lebe die Klarheit und nicht der Profit und die Verwirrung durch ungenügende Aufklärung für uns Frauen im besondersten und schönsten, wenn auch nicht immer einfachsten Moment, unseres Lebens!!!
LG
Belleschura :shy:
Falls der Text aus dem Netz genommen wird hier die Vollversion:
Fehlendes Vertrauen - Pränataldiagnostik auf Abwegen
Quietschfiedel, gesund und munter - so wünscht sich wohl jede Mutter ihr Kind. Und dafür sind junge Mütter auch bereit einiges zu tun. Baby-Massage oder Krabbel-Gruppe gehören heute gewissermaßen zum "Pflichtprogramm" und das beginnt sogar schon vor der Geburt: prä-natal.
"Alles war normal bis ein Feinultraschall gemacht wurde"
Für viele junge Mütter gehört eine ausgiebige Pränataldiagnostik mittlerweile fast selbstverständlich dazu. Bei Christina Schmidt* war das auch so. Sie erhoffte sich davon mehr Sicherheit - aber stattdessen wurde ihre Schwangerschaft dadurch zu einem regelrechten Alptraum. Dabei war eigentlich alles ganz normal. Bis - ohne große Erklärung - ein "Feinultraschall" gemacht wurde, bei dem die Organe des Kindes überprüft werden.
"Es wurde festgestellt, dass bei meinem Kind eine Zyste im Gehirn ist und eine Nierenbeckenerweiterung," erzählt Christina Schmidt. "Und er meinte: Es wird wahrscheinlich so sein, dass ihr Kind behindert sein wird. Ich schlage ihnen folgendes vor, sie sind ja noch jung: wir machen hier in meinem Terminkalender, ich kuck mal, hier in zwei, drei Wochen, da hab ich noch einen Platz für die Fruchtwasseruntersuchung, für die Punktion. Und da machen wir das und dann haben wir Klarheit. Und ansonsten ist kein Problem, wir sind ja noch früh dran in der Schwangerschaft, also es ist kein Problem das Kind abzutreiben. Und dann können Sie das einfach nächstes Jahr noch mal probieren."
Unzureichende Beratung
Verzweifelt wendete sie sich an eine Beratungsstelle und bekam dort erst mal erklärt, worum es überhaupt ging. Für Annegret Braun von der PUA-Beratungsstelle in Stuttgart ein typsicher Fall, denn viele Ärzte beraten nur unzureichend. Einige tackern sogar nur noch einen Zettel in den Mutterpass - mit angeblich "sinnvollen" Zusatzangeboten. Zum ankreuzen.
"Die Pränataldiagnostik ist in meinen Augen total aus dem Ruder gelaufen," sagt Annegret Braun. "Es hat sich ein Überangebot entwickelt, von Sonderzuleistungen und gleichzeitig haben die dazu geführt, dass unter Schwangeren selber fast eine kulthafte Haltung und Bewegung in Gang gekommen ist: nur wenn du das alles machst, bist Du auch eine gute Schwangere, kommst Du diesem Ziel nach, auch ein gesundes Kind zu bekommen."
Genau das ist aber ein Irrglaube. Keine Untersuchung kann ein "gesundes Kind" garantieren. So wird beispielsweise mit dem Ultraschall nur nach wenigen auffälligen Fehlern gesucht. Wenn diese bestimmten Fehler nicht zu sehen sind, kann das Kind aber trotzdem krank oder behindert sein. Beim Ultraschallen sind zudem nicht alle Ärzte gleich gut. Fehldiagnosen gibt es häufig.
Einfach drauflos untersuchen
Auf solche Gefahren wird aber nur selten hingewiesen - stattdessen wird meist einfach drauflos untersucht - obwohl das für die Schwangeren zum Alptraum werden kann.
Für den Humangenetiker Prof. Claus Bartram ist das ein Unding. Sein Job ist die Untersuchung der Chromosomen und die Beratung der werdenden Eltern. Für ihn ist dabei besonders wichtig, dass die Eltern vor der Untersuchung wissen worum es geht - mit gutem Grund.
"Hier ist ja jetzt die Frage im Raum nicht der rechtzeitigen Behandlung in vielen Fällen, sondern die Frage eines Schwangerschaftsabbruches und das ist, darüber sollten wir uns doch nicht hinwegtäuschen, die Frage des Tötens menschlichen Lebens," betont der Humangenetiker Prof. Claus Bartram von der Uniklinik Heidelberg. "Und eine solche Frage muss extrem gut vorbereitet werden. Da kann ich nicht erst mal drauf los screenen und dann mal sehen, was ich dann mit dem Ergebnis bei der Frau sozusagen hervorrufe an Reaktion, sondern da muss ich bevor ich eine solche Untersuchung mache die Frau aufklären über das, was an Ergebnissen tatsächlich erhoben werden kann und ich muss mit Ihr abklären, welche Konsequenzen das für sie haben könnte und dann erst sollte ich diese Untersuchung machen."
Christiana Schmidt wollte nach dem auffälligen Ultraschallbefund keine weitere Untersuchung machen lassen, obwohl ihre Frauenärztin zu einer Fruchtwasserpunktion drängte. Das Risiko dabei ihr Kind zu verlieren war ihr zu hoch. Das Vertrauen zu dieser Ärztin hatte sie endgültig verloren.
"Es wird einfach nicht beraten"
"Es wird einfach nicht beraten," sagt Christina Schmidt. "Man wird dort einfach in so eine Mühle geschmissen, so empfand ich das und ich hab das auch mit vielen anderen Frauen schon erlebt, und wenn nichts ist, dann ist alles in Ordnung. Aber wehe die finden was, dann werden sie alleingelassen."
Das erleben sehr viele Schwangere so. Plötzlich finden sie sich in einer regelrechten Maschinerie wieder - ohne recht zu wissen worum es eigentlich geht.
Zum Beispiel beim Erst-Trimester-Screening, dass sehr häufig angeboten wird. Mit Ultraschall wird dabei die Nackenfalte des Kindes vermessen. Außerdem werden aus dem Blut der Mutter einige Laborwerte bestimmt. Dazu kommt noch das Alter der Mutter und aus allem zusammen wird dann die Wahrscheinlichkeit dafür berechnet, dass das Kind behindert ist.
Keinerlei verlässliche Auskunft
Der Nachteil: auch das ist nur ein vager Hinweis und keinerlei verlässliche Auskunft, ob das Kind tatsächlich gesund oder krank ist.
Oft bringen solche Untersuchungen nur unnötige Aufregung oder trügerische Sicherheit für die Schwangere. Garantien kann es ohnehin nicht geben. Die Frauenärzte können nur ein Viertel der möglichen schweren Störungen des Kindes vor der Geburt erkennen. Trotzdem vermitteln sie häufig, dass die Untersuchungen die Sicherheit bringen, die sich die Frauen davon erhoffen.
"Das Hauptproblem ist Angst," sagt die Frauenärztin Dr. Friederike Perl aus Stuttgart. "Angst bei Frauen. Angst bei Ärzten. Kein Arzt möchte sich vorwerfen lassen, dass er etwas übersehen hätte. Das bedeutet, man wäre ein schlechter Arzt. Das möchte niemand machen. Infolgedessen ist natürlich maximale Diagnostik die Devise. Da wird gar nicht differenziert, was hat die Frau und das Kind davon."
Juristisch absichern
Das Wohl des Kindes ist also nur vordergründig die Hauptsache. Daneben geht es auch um Geld. Denn die Tests bringen weit mehr Gewinn als die normalen Untersuchungen der Schwangerschaftsvorsorge. Außerdem wollen sich Ärzte auch juristisch absichern. Wer nämlich nicht die maximale Diagnostik anbietet, riskiert, dass er für ein behindertes Kind zahlen muss.
Frauen ab 35 wird meist sogar eine Fruchtwasserpunktion empfohlen. Eine invasive Untersuchung, bei der in die Fruchtblase gestochen wird, um an die Chromosomen zu kommen. Der Haken: Rund 1 Prozent der Kinder überlebt das nicht.
Das Risiko, dass mit den Chromosomen etwas nicht stimmt, steigt ab 35 zwar tatsächlich an - es bleibt aber trotzdem ziemlich klein: mit 40 beträgt es beim Down-Syndrom gerade mal ein Prozent.
Wenn das in einer Beratung richtig erklärt wird, schwindet die Angst und viele Frauen entscheiden sich dann gegen die Untersuchung, so die Erfahrung von Humangenetiker Prof. Claus Bartram.
"Wenn diese Beratung allerdings nicht erfolgt, dann verkürzt sich das auf mit 35 sollte man doch wohl eine invasive PND machen," sagt Prof. Claus Batram. "Und das ist die Realität: 65 Prozent der Frauen ab 35 nehmen dieses Diagnostik in Deutschland derzeit in Anspruch und ich denke das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass hier ein Beratungsdefizit besteht."
Die Tochter von Christina Schmidt kam schließlich vollkommen gesund zur Welt. Der Ultraschallbefund war eine Fehldiagnose und ihre Entscheidung gegen die Fruchtwasserpunktion war die richtige.
Schwangerschaft voller Ängste
Ihre Schwangerschaft war dadurch aber zu einer Zeit der Angst geworden. Eine Angst, die selbst Jahre später immer wieder aufflammt, wann immer irgendetwas mit dem Kind ist.
"Es ist immer irgendwo da, dieses Gefühl," sagt sie. "OK, irgendwas muss doch, irgendwas muss doch da sein, die hatten doch bestimmt recht."
Klar ist: Die Pränataldiagnostik kann für Frauen in schwierigen Situationen eine große Hilfe sein. Aber dafür muss umfassend beraten werden - vor der Untersuchung. Vor allem aber darf nicht vergessen werden, dass - Technik hin oder her - fast alle Kinder, nämlich rund 97 Prozent, einfach so gesund zur Welt kommen. Ein bisschen mehr gesundes Vertrauen ist also durchaus berechtigt.
* Name geändert
Patrick Hünerfeld :BIEN: