Vielleicht
kann es helfen, wenn er nicht nur darüber nachdenkt, ob Abtreibung falsch ist, sondern wenn er mal darüber nachdenkt, welche Konsequenzen das eigentlich genau hat.
Denn nur weil Abtreibung falsch ist, ist es ja noch lange nicht automatisch richtig eine Schwangere dazu zu zwingen, das Kind auszutragen.
Und was bedeutet verurteilen anderes genau, als eine Art Versuch zwar nicht körperlich aber doch geistig Zwang auszuüben. Ist es damit richtig?
Lässt sich nicht klar sagen, aber mindestens lässt sich sagen, dass man mit verurteilen zurückhaltend sein sollte.
Aber wenn Abtreibung falsch ist, was folgt noch?
Folgt daraus nicht, dass der Mann, der in Bezug auf Fragen der Verhütung nicht sorgfältig ist, auch etwas falsch macht, denn er erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Abbruchs?
Folgt daraus nicht, dass der Mann, der auf die Nachricht einer Abtreibung mit Ablehnung, Unfreundlichkeiten oder gar "Lass es weg machen" auch etwas falsch macht?
Folgt daraus nicht, dass wenn du eines Tages ungeplant schwanger sein sollte, dein Freund dich vor allem erstmal nicht verurteilen sollte, sondern genau zuhören sollte, warum du dich nicht für das Kind entscheiden kannst, um dann Himmel und Hölle in Bewqegung zu setzen, um die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, denn es geht dann um Leben und Tod seines eigenen Kindes?
Folgt daraus nicht, dass er bereits heute dich fragen sollte, wann und unter welchen Umständen, du vielleicht doch "Ja" zu einem solchem ungeplanten Kind sagen könntest, damit er sich ab heute darum bemüht, dass die Umstände möglichst günstig sind und bleiben?
Folgt daraus nicht, dass er sogar bereit sein müsste, monatelange Sexpausen ohne Beschwerde zu ertragen, wenn die Umstände nicht günstig sind und eine zu große Unsicherheit hinsichtlich der Verhütung besteht?
Folgt daraus nicht, dass wenn du eine von den ca. 30-60% Frauen bist, die die Reihenfolge "Erst Heiraten, dann Kind" aus welchen Gründen auch immer bevorzugen, dass er sich dann nicht fragen sollte, ob er dir einen Antrag macht, sondern nur noch wann?
Folgt daraus nicht, dass er dann grundsätzlich nur mit dir Sex haben sollte, denn hätte er mit anderen Frauen Affären, würdest du ja einerseits bei einem ungeplanten Kind eher "Nein" sagen, wegen seiner unzuverlässigkeit, und die Affäre, wenn schwanger, würde erst recht zu "Nein" tendieren, weil er zu dir gehört?
Folgt daraus nicht, dass wenn du eigentlich Kinder und Familie willst, er eigentlich ein ganz brauchbarer Kandidat ist, denn er müsste eigentlich immer darum bemüht sein, dass deine Lebensumstände so sind und bleiben (*), dass wenigstens immer die Chance besteht, dass du "Ja" zu einem ungeplanten Kind sagst?
Begreife es also vielleicht nicht nur als Bedrohung, sondern als Chance, denn die Einstellung deines Freundes macht zwar einige Dinge für dich komplizierter, aber - wenn er sie ERNST meint - vielleicht auch einige Dinge leichter für dich.
(Und stellt ihm ruhig einige der obigen Fragen, vielleicht etwas weniger scharf als ich das formuliert habe.)
(* und das betrifft auch das emotionale Miteinander, hieße sogar, dass er seinen mit 60-90%-Wahrscheinlichkeit vorhandenen Pornokonsum einstellen müsste, wenn das für dich wichtig wäre))