Ich möchte meine Erfahrung gerne teilen, um anderen Frauen zu helfen, eine Entscheidung bei der schwierigen Frage zu treffen für oder gegen eine natürliche Fehlgeburt zu Hause.
Ich war schwanger mit meinem ersten Kind, und habe mich riesig darauf gefreut, Mutter zu werden. Gegen einen Ultraschall hatte ich mich vorerst entschieden, und ausserdem dafür, mich in der Schwangerenvorsorge von einer Hebamme begleiten zu lassen.
In der 8. Woche hatte ich eine leichte Schmierblutung, dann nicht mehr. In der 13. Woche fing ich ganz leicht an zu bluten, das wurde dann aber im Verlauf einer Woche immer stärker. Mir ging es emotional sehr schlecht, ich hatte große Ängste, mein Kind zu verlieren. Als die Blutung regelstark war, entschied ich mich in der 14. Woche, zum Frauenarzt zu gehen, und einen Ultraschall machen zu lassen. (In all dieser Zeit war ich sehr eng mit meiner Hebamme im Kontakt, und habe alle weiteren Schritte, Fragen und Unsicherheiten mit ihr besprochen. Das war für mich eine sehr große Unterstützung.)
Die Gynäkologin stellte fest, dass mein Baby nicht mehr lebte, und dass es etwa 8 Wochen alt war. Sie wollte mich sofort ins Krankenhaus zur Absicherung der Diagnose und Ausschabung überweisen. Ihr Argument war, ich könne zu Hause verbluten, wenn das Kind ohne Kontrolle kommt.
Ich habe ihr unterschrieben, dass sie mich aufgeklärt hat, und bin nach Hause gefahren. Am darauffolgenden Tag bin ich mit einer Freundin in die Klinik gefahren, um die Diagnose bestätigen zu lassen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Hoffnungen mehr, dass sie ein Lebenszeichen finden würden. Und so war es dann auch. Mein Kindlebte nicht mehr.
Auch dieser Arzt wollte mir einen Termin für eine Ausschabung geben. Er sagte, verbluten würde ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Aber es könnten bei einer natürlichen Fehlgeburt Reste in der Gebärmutter verbleiben, und daraus können verschiedene, nachfolgende Probleme entstehen. (Entzündung bis hin zu Mutationen des Materials, ich kann mich nicht mehr an alles erinnern.)
Meine Hebamme hatte in den Tagen davor mir immer wieder den Rücken gestärkt in der Entscheidung, zu Hause auf die Fehlgeburt zu warten. Und so habe ich auch diesem Arzt unterschrieben, dass ich aufgeklärt worden bin, und bin wieder nach Hause gefahren.
Meine Hebamme sagte mir, welche Kräuter ich zur Unterstützung der Kontraktionen, und dann zur Blutstillung nehmen könne.
Tags drauf als mein Partner endlich da war, habe ich sehr starke Kontraktionen einhergehend mit Schmerzen bekommen. Ich habe Blut verloren, deutlich mehr als regelstark. Die Plazenta inklusive dem Baby kam am Tag danach, da hatte ich schon keine Kontraktionen mehr.
In der darauffolgenden Woche wurde wieder ein Ultraschall gemacht, und festgestellt, dass ich noch Reste der Blutkoagel in der Gebärmutter hatte, aber sehr wenig. Die Ärztin schickte mich nach hause, sagte, das würde jetzt von selber kommen. Ich habe einfach noch eine Woche lang Schmierblutungen, sehr leichte, gehabt und bei der nächsten Kontrolle war alles in Ordnung.
Für mich war es sehr wichtig, zu Hause sein zu können, und im Nachhinein war es die richtige Entscheidung.
Ich habe die (Fehl)geburt sehr bewusst erlebt. Wir haben eine Kerze angezündet während der Geburt. Mein Partner war einfach da, und seine reine Anwesenheit war die größte Unterstützung, und die einzige, die ich um mich haben wollte.
Dieser Zeitraum war wie ein heiliger Raum. Ich habe eine große Kraft gespürt darin, bewusst da durch zu gehen. ich habe mein Kind geboren. Und es war die weibliche, universelle Kraft für mich spürbar. Ich war mir bewusst, dass dies etwas normales für meinen Frauenkörper ist. Er weiß mit einer Fehlgeburt umzugehen. So traurig es auch ist, mein Kind verloren zu haben. So schön war aber auch dieses Erlebnis.
Die Tage danach waren wir nur zu Hause. Wir mussten nirgendwo hingehen. Es war wie in einer - unserer - Blase zu sein, in der die Zeit draussen keine Rolle mehr spielt. Unsere Zeit war stehen geblieben.
Unserem Kind haben wir einen Namen gegeben - Grainne Hanna - und sie gemeinsam mit einem Ritual im Garten beerdigt. Auch das war sehr schmerzhaft, und sehr schön. Ich wollte mein Kind nicht in einem Papierkorb oder in einem Labor wissen, sondern unter der Eiche, unter der sie jetzt liegt.
Meiner Hebamme bin ich zutiefst dankbar für ihre Begleitung. In den Tagen nach der Fehlgeburt war sie mehrmals da. Sie hat uns aufgefangen, sie hat Fragen beantwortet und Unsicherheiten geklärt.
Hebammen werden von der Krankenkassen auch zur Betreuung bei Fehlgeburten bezahlt.
Jetzt, fast 10 Wochen nach der Fehlgeburt - körperliche ging es mir 2 Wochen später wieder gut, meine Menstruation habe ich genau 28 Tage nach der Fehlgeburt wieder bekommen - gehe ich emotional immer noch durch Höhen und Tiefen. Ich bin nur wenig belastbar. Ich bin weiterhin krank geschrieben. Ich trauere auf meine Art und Weise. Es ist schmerzhaft. Und es ist wie es ist.
Wenn Ihr weitere Fragen an mich habt, beantworte ich sie gerne.
Herzliche Grüße,
Almuth