Du findest Deinen persönlichen Weg damit umzugehen
Hallo Karlotta,
erstmal mein tiefes Mitgefühl für das was Du gerade durchmachst. Ich hatte leider schon mehrere Fehlgeburten und kann mich sehr gut erinnern, wie es mir ging und auch heute ist das immer noch sehr schmerzhaft. Gleichzeitig möchte ich Dir aber auch Mut machen, denn auch bei mir gab es eine positive Wendung, denn ich bin jetzt in der 31. SSW und mit dem Kind ist alles ok.
Ich glaube, jede muss in einer solchen Situation ihren individuellen Weg finden damit fertig zu werden, denn jeder Mensch ist anders und geht mit Verlust und Trauer anders um. Ich versuche Dir einfach mal zu schildern, was mit geholfen hat, ob das für Dich auch passt, kannst Du ja selbst entscheiden.
Ich habe mich nach dem schrecklichen Erlebnis der ersten Ausschabung so gefühlt als hätte man mich ausgeschaltet und mir dann das Baby gestohlen (ist ja auch so ähnlich, man ist schwanger, schläft ein und wenn man aufwacht ist alles vorbei). Das war für mich so schrecklich, dass ich die Trauer auch kaum zulassen konnte. Ich habe daraufhin bei den folgenden Fehlgeburten beschlossen keine Ausschabung machen zu lassen. Mir hat es geholfen zu erleben, dass das Baby von ganz alleine geht. Dies war ein Prozess den ich bewusst erleben konnte und ich hatte mehr Zeit mich von meinem Kind zu verabschieden und konnte die Trauer besser durchleben. Falls Du so etwas in Erwägung ziehst (falls die Ausschabung nicht schon passiert ist) dann solltest Du aber in jedem Falle danach zum FA gehen damit der kontrolliert, dass auch wirklich keine Gewebereste mehr in der Gebährmutter sind!!!
In der Zeit danach habe ich versucht mich entweder abzulenken, damit der Alltag sprich Job irgendwie weiterlief und wenn ich dann zu Hause war mich aber bewusst der Trauer zu stellen. Ich habe mir zwei Bücher gekauft mit Erfahrungsberichten von anderen betroffenen und es hat geholfen deren Erlebnisse zu lesen, damit fühlte ich mich nicht mehr so allein mit dem Erlebten. Ausserdem habe ich irgendwann angefangen darüber zu reden. Das ist nicht so einfach, denn leider ist das heutzutage irgendwie ein Tabuthema. Ich verstehe eigentlich nicht warum, denn es pasiert so vielen und ist biologisch gesehen ganz normal, aber dadurch dass Niemand darüber spricht, kam ich mir so unfähig vor. Ich fühlte mich als Frau unvollkommen, so nach dem Motto, Du kannst nicht mal Kinder kriegen, aber das ist absoluter Blödsinn. Dadurch dass ich angefangen habe darüber zu reden, habe ich plötzlich von etlichen Leuten gehört, dass sie das auch schon erlebt haben und war sehr überrascht wie oft das vorkommt.
Irgendwann habe ich dann den verlorenen Kindern auch Namen gegeben und ein Büchlein angelegt in dem ich meine Erlebnisse der jeweiligen Schangerschaften aufgeschrieben habe. Ich hatte den Tip aus einem Buch und fand es erst albern, aber es hat geholfen und durch die Namen sind die Kinder irgendwie realer geworden und haben einen festen Platz in meinem Leben und denken auch wenn ich Sie nie im Arm halten konnte.
Wenn Du das aushälst kann ich Dir nur empfehlen Dir mit einem neuen Versuch etwas Zeit zu lassen, denn da Du ja einen ziemlichen medizinischen Aufwand betreiben musst, hast Du sonst vor lauter Konzentration was in Sachen schwnager werden als nächstes auf dem Programm steht kaum Zeit Dich dem erlebten zu stellen. Ich selbst bin immer sehr schnell wieder schwanger geworden und muss sagen, das war irgendwann einfach zu viel. Vor meiner jetzigen Schwangerschaft hat es dann etwas länger gedauert und diese Pause hat mir sehr gut getan.
Ich hoffe, ich habe Dich mit der ausführlichen Schilderung meiner Situation nicht überrannt. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du einen Weg für Dich findest damit umzugehen und schicke Dir alle positive Energie, die ich aufbringen kann. Wenn Du willst, kannst Du mir auch eine PN schicken, falls Du Dich unterhalten willst.
Ganz liebe Grüße
dudu